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- DAZ 45/2001
- Die Seite 3
Die Seite 3
Können Sie sich erinnern, wann das ABDA-Triumvirat und ihr Hauptgeschäftsführer zum letzten Mal ein Editorial - mit Abbildung ihrer Konterfeis - gemeinsam unterzeichneten? Ich weiß gar nicht, ob es bisher schon einmal vorkam. In der letzten Ausgabe des ABDA-Verlautbarungsorgans (O-Ton ABDA für ihre Verbandszeitschrift PZ) war es jedenfalls soweit: Was in dieser Zeitschrift vor einiger Zeit nur einen versteckten 25-Zeiler wert war und danach wochenlang hartnäckig totgeschwiegen wurde, was auch mit keiner Silbe auf dem Deutschen Apothekertag erwähnt wurde - jetzt wird es unter der Überschrift als "Signal und Chance" großherrlich abgefeiert: "Es ist soweit: die ABDA zieht im nächsten Jahr nach Berlin!
Mit 73 Prozent der Stimmen beschloss die Mitgliederversammlung den Kauf eines Gebäudes als neues Deutsches Apothekerhaus in der Jägerstraße direkt am Gendarmenmarkt - also mitten im politischen Zentrum der Bundeshauptstadt ..." Wenn Friese, Metzger, Keller und Braun ihren Namen darunter setzen, dann muss ihnen der Kauf des neuen ABDA-Palais in Berlins Mitte wohl wirklich viel bedeuten.
Ja, es sieht sogar ganz danach aus, dass man sich über dieses Gebäude definiert - und das geht bekanntlich sehr schnell ins Emotionale und manchmal auch daneben. Vor diesem Hintergrund sind die barschen und abkanzelnden Worte gegen alle, die gegen den Kauf des 47-Millionen-Objektes Bedenken und Kritik anmelden, wohl zu verstehen. Und da wird dann auch nicht gegeizt mit unbelegten Tatsachenbehauptungen und Angriffen auf "Teile der Fachpresse" (vermutlich ist die DAZ gemeint?).
Lassen Sie sich die höhenflüglerischen Editorial-Worte von Friese-Metzger-Keller-Braun ans Volk auf der Zunge zergehen - es bleibt ein fader Geschmack! Die zahlreichen Leserbriefe, E-Mails, Faxe und Anrufe von der Basis zu diesem Thema sprechen jedenfalls eine andere Sprache. Irgendwie kommt draußen im Lande keine Freude über das Millionen-Objekt auf.
Für mich war dieser Immobilienerwerb ein Paradebeispiel dafür, wie am Hofe in Eschborn Politik gemacht wird, um Interessen, von denen man wie berauscht ist, durchzusetzen. Wie man seine Arbeit und seine Politik sieht, zeigen weitere Sätze des ABDA-Editorials: "Das Votum für den Hauskauf ermöglicht der ABDA, in der historischen Mitte Berlins die bestehenden engen politischen Kontakte nicht nur zu pflegen, sondern gezielt auszubauen und zu nutzen", heißt es da zum Beispiel. Und weiter unten: "Unser Verband hat bald die Hand am Puls der gesundheitspolitischen Meinungsbildung."
Ja soll uns da wirklich Glauben gemacht werden, man hätte bei Politikern schlechtere Chancen, wenn sich die ABDA nicht in Berlins Mitte niederlassen würde, sondern vielleicht in einer etwas günstigeren Umgebung, einem etwas günstigerem Haus ein paar Straßen weiter? Glaubt man, mit dem repräsentativen Gebäude Eindruck zu machen? Wird der Kassenrabatt dann vielleicht auf vier Prozent gesenkt statt auf sechs Prozent angehoben? Glaubt man, bei Kamingesprächen in der Villa mit Politikern, die "heute auch schon maßgeschneiderte Anzüge tragen" (O-Ton Mattenklotz), besser über die Arzneimittelpreisverordnung verhandeln zu können als in sachlicher Arbeitsatmosphäre? Hängt die Qualität der ABDA-Politik von der Adresse und dem Palais in der Jägerstraße 49/50 ab?
Immerhin, genieren - wie damals, als Seehofer die ABDA im Eschborner Haus besuchte - muss sich unser ABDA-Präsident dann wenigstens nicht mehr in seinem Dienstsitz-Palais - hoffentlich kommt er dann allerdings nicht in Erklärungsschwierigkeiten, wenn er den Politikern am Kaminfeuer in der Jägerstraße vermitteln muss, dass viele Apotheken ein weiteres Sparpaket nicht überleben werden.
Nun könnten es sich Friese-Metzger-Keller-Braun einfach machen und sagen, die Mitgliederversammlung hat uns dafür in einer demokratischen Abstimmung legitimiert. Dann liegt der Schwarze Peter bei den 73% der Kammerpräsidenten und Verbandsvorsitzenden, die dafür stimmten (immerhin haben 27% dagegen gestimmt bzw. haben sich an den Auftrag ihrer Delegierten gehalten, dagegen zu stimmen oder sich zu enthalten und sind nicht umgefallen).
In der Tat sollten Sie als Mitglied, wenn Sie den Kauf kritisch sehen, auch dort nachfragen, ob und warum man für den Immobilienerwerb gestimmt hat. Fragen Sie doch ihren Verbandsvorsitzenden oder Kammerpräsidenten, warum er glaubt, dass die ABDA für etwa 30 bis 40 Personen ein Palais in Berlins Mitte für rund 47 Millionen DM benötigt? Warum es dieses Haus sein musste, obwohl noch Zeit gewesen wäre, sich nach einem anderen Objekt umzusehen. Warum es ein Palais sein musste, das nicht die besten Voraussetzungen für Büroräume und Sitzungssaal mitbringt. Bei dem es schon jetzt im Vorfeld Krach gibt, wer in welchem Zimmer residieren darf. Bei dem die Sozialräume im Keller liegen. Ein Palais, das in angespannten Zeiten eine zweifelhafte Außenwirkung ausstrahlt. Ich möchte einen vernünftigen Grund hören!
Auf jeden Fall: für feudale Kamingespräche und repräsentative Empfänge ist es bestens geeignet. Und davon lassen sich Politiker doch am leichtesten beeindrucken, und damit identifizieren wir uns doch alle - oder?
Peter Ditzel
47 Millionen - für Kamingespräche
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