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Arzneimittel und Therapie
Therapie der Psoriasis: Selektiver Immunmodulator bietet neue Option
Psoriasis vulgaris ist eine komplexe, T-Zell-vermittelte Dermatose mit einer charakteristischen Überproduktion von Hornzellen (Keratinozyten). Von dem chronischen Hautleiden, das wahrscheinlich auf Autoimmun-Pathomechanismen zurückzuführen ist, sind weltweit rund 80 Millionen Menschen betroffen, allein in Deutschland sind es etwa 1,5 Millionen. Es besteht eine erbliche Prädisposition, berichtete Prof. Jörg C. Prinz, München, auf einer internationalen Pressekonferenz in München.
In einem Drittel der Fälle ist ein mäßig schwerer bis schwerer Verlauf festzustellen. 60% der Patienten werden häufig von Rezidiven in Mitleidenschaft gezogen. Psoriasis schmälert die Lebensqualität so nachhaltig wie andere schwere Erkrankungen, zum Beispiel die chronische Polyarthritis und der Myokardinfarkt. Die Betroffenen leiden zudem darunter, dass ihre sozialen Kontakte oft erschwert sind.
Selektive Blockade der T-Zellen
In den letzten Jahren wurde erkannt, dass die Aktivierung der Memory-Effektor-T-Lymphozyten eine zentrale Rolle in der Pathogenese der Psoriasis spielt. Dank des rekombinanten Fusionsproteins Alefacept ist es jetzt möglich, den immunologisch-entzündlichen Prozess selektiv zu blockieren. Dieser selektive Eingriff von Alefacept in die Immunpathogenese der Psoriasis ist wirksamer und sicherer als die bisher praktizierte Pharmakotherapie, betonte Prof. Gerald G. Krueger, Salt Lake City, Utah.
Bislang wurden weltweit 1500 Psoriatiker in klinischen Studien mit Alefacept therapiert. Wirksamkeit, Sicherheit und Lebensqualität überprüfte man in zwei randomisierten, plazebokontrollierten und multizentrischen Phase-III-Studien. In einer Studie mit 553 Patienten wurden 10 oder 15 mg Alefacept oder Plazebo intramuskulär verabreicht, und zwar einmal pro Woche über eine Dauer von zwölf Wochen. Danach schloss sich ein zwölfwöchiges Follow-up an. Ebenfalls 553 Patienten erhielten die innovative Substanz intravenös.
Signifikant bessere Wirksamkeit unter Verum
Die klinische Wirksamkeit wurde mittels Veränderungen des PASI (Psoriasis Activity and Severity Index) gegenüber dem Ausgangswert und der PGA (Physician's Global Assessment) beurteilt. Zwei Wochen nach der jeweils letzten intramuskulären und intravenösen Alefacept-Dosis hatten weitaus mehr Patienten eine PASI-Besserung von 50% sowie 75% und mehr erreicht als die Plazebokontrollen. So hatten unter Verum 42% der Behandelten eine PASI-Besserung von mehr als 50%. Im Plazebokollektiv waren es nur 18%. Ähnlich gut schnitt die PGA-Beurteilung ab.
Die Reduktion der Psoriasis-Symptomatik blieb über sieben Monate lang erhalten, die Remissionsphase wird also im Vergleich zu herkömmlichen Therapien merklich verlängert. Es existierte eine direkte Korrelation zwischen der Zahl der Responder und dem Abfall der Memory-Effektor-T-Lymphozyten. Die Studien signalisierten zudem einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität, gemessen anhand des Dermatology Life Quality Index (DLQI). Die Patienten wussten es sehr zu schätzen, dass sie nur einmal pro Woche eine Spritze brauchten und nicht jeden Tag mit dem Erkrankungsbild Psoriasis konfrontiert wurden.
Der selektive Immunmodulator Alefacept wird auch nach mehreren Behandlungszyklen gut vertragen. Darüber hinaus bleibt die Immunantwort intakt. Es ist demnach kein erhöhtes Risiko von Infektionen zu befürchten, bekräftigte der amerikanische Dermatologe. Die Zulassung für Alefacept wurde bereits im August bei der FDA und der EMEA beantragt.
Quelle: Internationale Pressekonferenz "Can new biologic treatments provide lasting disease control for severe psoriasis?" anlässlich des 10th Congress of the European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), München, 11. Oktober 2001, veranstaltet von Biogen GmbH, Ismaning.
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