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Arzneimittel und Therapie
Leberdiagnostik: Eisenoxid als leberspezifisches Kontrastmittel
Resovist ist ein so genanntes superparamagnetisches Kontrastmittel. Es besteht aus kristallinen Eisenoxid-Kernen, die von einer Carboxydextran-Hülle ummantelt sind. Die durchschnittliche Größe der Kerne liegt bei 3 bis 5 nm, die Gesamtgröße der Partikel bei ungefähr 60 nm. Die Fertigspritzen mit der gebrauchsfertigen Lösung in einer Konzentration von 0,5 mol Fe/l können als Bolus injiziert werden.
Schnelle Anreicherung im Lebergewebe
Die Resovist-Partikel verbleiben nur kurz in der Blutbahn und werden schon nach wenigen Minuten zu einem großen Teil von den Makrophagen des retikuloendothelialen Systems (RES) aufgenommen, zu ca. 85% von den Kupfferschen Sternzellen der Leber. Diese Anreicherung geht so schnell, dass man schon 10 Minuten nach der Injektion MRT-Aufnahmen durchführen kann. Dabei benutzt man den so genannten "Schwarzmacher-Effekt" des Kontrastmittels (T2-Effekt): Überall dort, wo Resovist aufgenommen wurde, tritt ein Signalverlust auf. Das heißt, das gesunde Lebergewebe mit funktionsfähigen Kupfferschen Zellen erscheint dunkel.
Tumore weisen in der Regel keine Kupfferschen Sternzellen auf, was zur Folge hat, dass dort kein Resovist phagozytiert und gespeichert wird. Diese Läsionen erscheinen daher im MR-Bild als helle Aussparungen und sind so gut detektierbar. Die Empfindlichkeit beim Nachweis kleiner maligner Tumore von unter 1 cm Durchmesser ist besser als bei computertomographischen Verfahren.
Gute Verträglichkeit
Resovist hat sich in den klinischen Prüfungen als sicheres und verträgliches Kontrastmittel erwiesen. Nur gelegentlich traten nach der Injektion Kopfschmerzen, Wärme- und Kältegefühl im Bereich der Injektionsstelle auf, vereinzelt Übelkeit und Erbrechen. Insbesondere die von anderen Eisenoxid-Präparaten bekannten Rückenschmerzen wurden bei Resovist selten und dann mit geringerer Intensität beobachtet. Für die Anwendung gibt es keine Kontraindikationen wie z. B. Nieren- oder Leberinsuffizienz.
Aufnahme in den natürlichen Eisenpool
Die Eisenoxid-Partikel werden in nicht superparamagnetische Eisenverbindungen umgewandelt und in den natürlichen Eisenpool des Körpers aufgenommen. Die Eisenmenge einer Dosis entspricht etwa 1% des normalen Eisenpools oder der Aufnahme von Eisen mit der Nahrung in 2 bis 3 Tagen. Das Carboxydextran verlässt den Körper über die Nieren zu 70 Prozent unmetabolisiert, zu 30 Prozent metabolisiert.
Kastentext: MRT und Superparamagnetismus
Die Signalgebung der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) basiert auf den schwach magnetischen Eigenschaften der Atomkerne des Wasserstoffs als Bestandteil biologischer Gewebe. Werden diese Wasserstoffkerne in einem starken Magnetfeld angeregt, senden sie selbst kurzzeitig elektromagnetische Wellen aus. Diese Magnetresonanz-Signale werden im MR-Tomographen gemessen und im Computer zum Tomogramm zusammengesetzt. Die Kontrastierung verschiedener Körperstrukturen ergibt sich durch unterschiedliche Signalstärken in Abhängigkeit von der Wasserstoffdichte in verschiedenen Geweben.
Substanzen wie mikrokristallines Eisenoxid, die in einem äußeren Magnetfeld selbst schwach magnetische Eigenschaften entwickeln, werden als superparamagnetisch bezeichnet. Im Gewebe führen superparamagnetische Substanzen lokal zur Störung des Magnetfeldes der MRT. Dadurch kommt es zur Abschwächung bzw. Auslöschung des MRT-Signals. Die anatomischen Stellen, an denen sich das Kontrastmittel angereichert hat, erscheinen im MRT-Bild schwarz.
Abhängig von der Partikelgröße und ihrer jeweiligen Beschichtung reichert sich das Kontrastmittel in den Zellstrukturen spezifischer Organe an: Größere Eisenoxidpartikel von ca. 300 nm Größe können oral oder rektal verabreicht als darmspezifisches Kontrastmittel eingesetzt werden. Eisenoxid mit einer Teilchengröße bis 150 nm wird ausschließlich in den phagozytierenden Kupfferschen Sternzellen der Leber gespeichert. Kleinere Eisenoxidpartikel bis 30 nm reichern sich dagegen spezifisch in den Makrophagen gesunder Lymphknoten an.
Quelle Dr. Thomas Balzer, Berlin, Prof. Dr. Peter Neuhaus, Berlin, Prof. Dr. Peter Reimer, Karlsruhe, Dr. Stephan Albert Schmitz, Berlin, Prof. Dr. Thomas J. Vogl, Frankfurt, und Dr. Hanns-Joachim Weinmann, Berlin, auf der Einführungs-Fachpressekonferenz "Den Leberläsionen auf der Spur: Resovist zur Detektion und Charakterisierung", Berlin, 20. November 2001, veranstaltet von der Schering Deutschland GmbH.
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