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- DAZ 5/2001
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Die Seite 3
Am 7. Februar wird es ernst. Dann entscheiden die gesetzlichen Krankenkassen darüber, ob sie ihre große Sparrunde bei den Festbeträgen für Arzneimittel einläuten. Sie wollen Erstattungshöchstgrenzen für fast zwei Drittel des Marktes heruntersetzen. Geplant sind etwa drastische Absenkungen bei ACE-Hemmern oder Calciumantagonisten. Auf rund 1,2 Milliarden Mark wird das Einsparpotenzial geschätzt, wenn denn die Runde ab April so durchgesetzt werden kann.
Dabei ist das Procedere, wie Festbeträge festgesetzt werden, seit mehreren Jahren heftig umstritten. Das juristische Kräftemessen geht unvermindert weiter. Sogar das Bundesverfassungsgericht wurde angerufen, das Urteil der höchsten Richter wird bald erwartet. Kritisiert wird unter anderem, dass die Kassen quasi als Unternehmen auftreten und ein gemeinsames Nachfragekartell am Markt bilden. Zugespitzt formuliert legen sie selbst allein fest, was sie für Arzneien zu zahlen gedenken.
Die Kassen halten gern dagegen, dass Festbeträge nur der Maximalbetrag sind, den sie erstatten. Es ist richtig, dass ein pharmazeutischer Unternehmer bei der Preisbildung frei ist (Herstellerabgabepreis). Allerdings ist es in der Praxis illusorisch, Preise völlig losgelöst vom Markt und ohne Blick auf Festbeträge festzulegen. Zumindest bisher galt, dass die meisten Firmen ihre Preise anpassten. Bei dieser Runde allerdings dürfen wir gespannt sein, wie die Industrie reagiert.
Spekulieren wir - noch ist nichts entschieden -, was passiert, wenn die große Absenkungswelle rollt, aber einige Firmen ihre Preise nicht reduzieren und ihre Präparate über dem Festbetrag ansetzen. Dann dürften sich die Anfragen der Patienten am HV-Tisch häufen, die krumme Summen zuzahlen müssten und das nicht verstehen.
Eins wird beim Blick auf die Finanzierung der Arzneiversorgung als Ganzes klar: Nimmt man die Auseinandersetzungen um die zu knapp bemessenen Arzneibudgets hinzu, wird deutlich, dass auf Dauer eine solche interventionistische Politik, eine Regulierung bis ins Detail zum Scheitern verurteilt ist.
Ein weiteres aktuelles Thema: Arzneispenden. Die Katastrophe in Indien vom Wochenende hat gezeigt, dass es Notsituationen gibt, in denen unvorhersehbar, dann aber rasch Bedarf an Hilfe besteht, weil ein Land allein überfordert ist. In solchen Notlagen werden Arzneimittel dringend benötigt. Nun haben pharmazeutische Unternehmen immer schon Medikamente zur Verfügung gestellt, und das darf hier positiv hervorgehoben werden. Weil Hilfe schnell und komplikationslos ankam, erhielt dies nicht immer die gebührende Aufmerksamkeit.
Es gab auch Negativbeispiele. Mit gutem Willen, aber gedankenlos, wurden teils von privaten Organisationen Spenden in Länder geschickt, die dort nicht zu gebrauchen waren, sondern vernichtet werden mussten. Von Malariapräparaten im Kosovo, die Leben in Malaria-Regionen hätten retten können, ist das bekannt.
Jetzt gibt es eine Initiative von 21 Firmen samt dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), organisiert im German Pharma Health Fund. In einer Hand wird koordiniert, welches Land welche Arzneimittel benötigt und welches Unternehmen dies in der Produktpalette hat. Eine gute Sache. Namhafte Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz sind bereits beteiligt, denn die sind für die Verteilung vor Ort zuständig.
Es ist zu wünschen, dass andere caritative Organisationen hinzutreten. Für die Firmen ist es eine Entlastung, denn es muss nicht zeitraubend erforscht werden, welche Präparate eingeführt werden dürfen. Das wird durch den German Pharma Health Fund professionell bewerkstelligt.
Ein Wermutstropfen: Das Projekt erstreckt sich auf Mitglieder des VFA. Da der nicht hundert Prozent des Markts abdeckt, wäre es zu begrüßen, wenn auch Firmen anderer Verbände beitreten können. Es ist möglich, dass bei einer Katastrophe ein Medikament nachgefragt wird, das VFA-Firmen nicht vertreiben.
Langfristig ist nicht auszuschließen, dass Beitritte anderer Firmen noch aus einem anderen Grund Sinn machen. Gerade die VFA-Mitglieder verweisen stets auf ihre Innovationen. Die sind nun womöglich nicht immer erste Wahl für ein so genanntes Entwicklungsland. Nicht umsonst gibt es die Liste unentbehrlicher Präparate der Weltgesundheitsorganisation. Die Essentiell-drug-Aufstellung darf nicht unterlaufen werden. Soll sie auch nicht, hieß es bei der Vorstellung des Projekts - das muss beobachtet werden. Aber insgesamt gilt: die Spendenkoordination - ein gutes Projekt!
Aktuelles Thema Nr. 3: Grippe. Wie jedes Jahr um diese Zeit steigen derzeit die Grippefälle an. Wir haben für Sie Informationen zur Grippesituation und -therapie zusammengetragen. Für Ihre Patienten haben wir eine Patienteninformation erstellt (S. 160), die Sie mit Ihrem Apothekenlogo versehen, vervielfältigen und an Ihre Kunden verteilen dürfen.
Susanne Imhoff-Hasse
Festbeträge vor dem Aus?
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