Berichte

Frauen im Apothekerberuf

"Die Pharmazie ist weiblich." Diese heute sicherlich selbstverständliche These ist Resultat eine nahezu hundertjährigen Prozesses, den die Braunschweiger Pharmaziehistorikerin Dr.Gabriele Beisswanger im Rahmen eines Vortrages in Würzburg am 16. Januar 2001 aufzeigte. Eingeladen hatte die Landesgruppe Franken der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie in Zusammenarbeit mit bayerischen Landesgruppe der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft.

Zaghafte Anfänge

Ein prägendes Datum in der Geschichte des Berufsstandes ist zweifellos der 24. April 1899, als Frauen in Deutschland zum Pharmaziestudium endgültig zugelassen wurden. Ein Präzedenzfall war schon drei Jahre vorher geschaffen worden, als Marie Mellien als erste Frau in Deutschland als Apothekerin approbiert wurde. Bei dieser Entwicklung darf nicht vergessen werden, dass der Weg zum Apotheker am Ende des 19. Jahrhunderts durch eine kurze Studienzeit und eine intensive praktische Ausbildungsphase gekennzeichnet war. So dauerte um 1875 der Weg zur Approbation 7,5 Jahre, wovon nur ein Fünftel auf das Pharmaziestudium von drei Semestern entfiel.

Obwohl zahlreiche Frauen im frühen 20. Jahrhundert eine pharmazeutische Ausbildung begannen, erreichten nur wenige das Ziel der Approbation. Im Jahre 1911 sind es gerade mal acht junge Damen, welche als Studentinnen der Pharmazie an deutschen Hochschulen immatrikuliert sind. Vielen klangen zu dieser Zeit wohl die Befürchtungen des Altmeisters der Pharmaziegeschichte Hermann Schelenz noch nach, der vor einer "weiblichen Pharmazie" warnte, die in erster Linie "Giftmischerinnen und Selbstmörderinnen" hervorbringen würde.

Unaufhaltsamer Aufstieg

Trotz dieser geringen Quoten erfolgte bereits im Jahre 1902 die Gründung des "Bundes deutscher Pharmazeutinnen", in dem Apothekerinnen unter anderem für gleiche Arbeitsbedingungen gegenüber ihren männlichen Kollegen stritten. Im Ersten Weltkrieg waren immerhin zwei Drittel aller Pharmazeutinnen im genannten Bund berufspolitisch organisiert.

Kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten ist der weibliche Anteil in der Pharmazie bereits auf ein Drittel angestiegen. Obwohl im dritten Reich die Rolle der berufstätigen Frau nicht der Ideologie der Machthaber entsprach, setzte sich der erfolgreiche Weg der Pharmazeutinnen fort. Dazu trug sicherlich ein Arbeitskräftemangel in den Dreißiger-Jahren bei sowie die Abwesenheit vieler Männer zwischen 1939 bis 1945, die als Stabsapotheker oder sonstige Soldaten in der Wehrmacht dienten.

In führenden Stellungen noch unterrepräsentiert

Eine Diskriminierung von weiblichen Pharmazeutinnen entdeckte die Referentin vor allem in der Frühphase der Bundesrepublik, als Konzessionen hauptsächlich an Männer, gelegentlich unter Berücksichtigung ihres Verwundungsgrades im Zweiten Weltkrieg, vergeben wurden. Auftrieb gab der Entwicklung zum Frauenberuf sicherlich auch die Aufhebung der Niederlassungsfreiheit im Jahre 1958.

Dennoch sind auch heute noch Frauen trotz ihres hohen Anteils am Berufsstand als selbstständige Apothekerinnen unterrepräsentiert. Gleiches gilt für Wissenschaft und auch Standespolitik, wobei es inzwischen immerhin drei weibliche Kammerpräsidenten gibt. Innerdeutsche Vergleiche hinsichtlich des Anteils an Pharmazeutinnen in den neuen Bundesländern sind nur schwierig durchzuführen. Zwar ist auch der Anteil an Apothekerinnen dort sehr hoch. Es darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass im totalitären Regime der ehemaligen DDR die Zulassung zum Pharmaziestudium durch parteiliche Kontrollorgane streng geregelt wurde. Auf diese Weise ergeben sich im Vergleich zur Bundesrepublik statistische Verzerrungen.

Weibliche Tugenden in der Apotheke gefragt

Dass auch heute alte Rollenbilder und Vorurteile eine Rolle spielen, untermauerte die Referentin an einem ABDA-Plakat, das unter dem Titel "so sieht heute eine Kräuterhexe aus" eine Vertreterin des Berufes zeigt. Dennoch brachte die Referentin zum Ausdruck, dass die Zukunft der Pharmazie in einem positiven Sinne weiblich sei. Da sich das Berufsbild des Apothekers vom Hersteller und Verteiler zum Gesundheitsberater bewegt, kommen vor allem weibliche Tugenden zur Geltung, wie beispielsweise Einfühlsamkeit oder die Bereitschaft zum Zuhören, Voraussetzung, um Patienten optimal zu beraten. Bei derartigen Perspektiven braucht einem um die Zukunft des Berufes sicherlich nicht bange sein.

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