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Ausstellung: Eiszeit – Das große Abenteuer der Naturbeherrschung

Über die "Eiszeit - Das große Abenteuer der Naturbeherrschung" informiert eine Sonderausstellung des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim und des Naturkundemuseums Leipzig, die bis zum 4. Juni im Robotrongebäude Leipzig zu sehen ist. Auf fast 1500 Quadratmetern werden die Besucher zu einer Zeitreise durch die Welt des Pleistozäns eingeladen. Wie in einem riesigen Laboratorium wird die Entwicklung der Natur und der Menschen unter extremen klimatischen Bedingungen hautnah erlebt.

Großwildjagd der Vorzeit

Nebelschwaden liegen über der Tundra. Ein Rudel Rentiere äst Laub von Zwergbirken und Polarweiden. Als sich plötzlich der Wind dreht, wittern die Tiere beißenden Rauch. Die Flucht vor der Gefahr wird ihnen allerdings zum Verhängnis: Menschen hatten das Feuer gelegt, um das Wild in den Sumpf zu treiben.

Auf ähnliche Weise gelang es ihnen auch, Wollnashörner, Wildpferde und Mammuts zu jagen und zu erlegen. Nicht nur das erbeutete Fleisch sicherte das Überleben. Die Knochen wurden zu Geräten verarbeitet und sogar als Baumaterial für Hütten genutzt, die die Sippen vor dem unwirtlichen Klima schützten. Aus den Elfenbeinstoßzähnen von Mammuts wurden wiederum Waffen und Schmuck hergestellt.

Über 4000 Steinartefakte, die vor wenigen Jahrzehnten bei Salzgitter-Lebenstedt am Rande des Urstromtals der Fuhse geborgen wurden, legen Zeugnis ab über die Lebensgewohnheiten des Homo sapiens neanderthalensis. Zu Beginn der Weichsel-Eiszeit vor 50000 Jahren bevorzugten die Neandertaler Siedlungen an Gewässern mit guter Fernsicht. Sie lebten in Sippen und ernährten sich überwiegend von Fleisch. Die Steinartefakte von Salzgitter-Lebenstedt belegen, dass die Neandertaler unterschiedliche Faustkeiltypen herstellten.

Verschärfter Existenzkampf

Die ersten Neandertaler lebten schon vor 125000 Jahren unter günstigeren klimatischen Bedingungen. In der damaligen Zwischeneiszeit waren die Temperaturen und Niederschlagsmengen etwas höher als heute. Ungefähr 10000 Jahre später setzte dann die Weichsel-Kaltzeit ein; die Vegetation verarmte.

Um unter schwierigeren Umweltbedingungen zu bestehen, mussten die Neandertaler ihre Lebensgewohnheiten umstellen. Als vor 70000 Jahren die Durchschnittstemperaturen noch tiefer sanken, wurde abermals eine Anpassung der Lebensgewohnheiten notwendig.

Der Kampf um die Existenz forderte von den Menschen seinen Tribut: An den meisten Skelettfunden wurden Verletzungen festgestellt. Das Höchstalter der Neandertaler wird auf vierzig Jahre geschätzt; die Kindersterblichkeit war hoch. Tote wurden bestattet und mit Grabbeigaben versehen. Ernst zu nehmende Belege, aus denen kultische oder religiöse Bräuche zu deuten sind, wurden indessen bisher nicht gefunden.

Neandertaler und Gegenwartsmensch

Vor etwa 90000 Jahren hatte sich der "klassische" Typus des Neandertalers entwickelt. Mit einer durchschnittlichen Körpergröße von 1,60 Meter war er deutlich kleiner als seine Vorfahren. Ferner waren ein kräftiger Körperbau, dickwandige Knochen und ein Durchschnittsgewicht von etwa 75 Kilogramm für die Menschen dieser Epoche charakteristisch. Die Größe des Gehirns entsprach indessen den anatomischen Verhältnissen des heutigen Homo sapiens sapiens.

Die Neandertaler starben bereits im zweiten Drittel der letzten Eiszeit aus, nachdem der Gegenwartsmensch vor 40000 Jahren aus dem Orient und Nordafrika nach Europa eingewandert war. Es kann bisher nicht nachgewiesen werden, welche Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen stattfanden.

Durch Not zu neuen Leistungen

Archäologische Funde belegen für diese Zeit eine deutliche Zunahme an geschliffenen Knochengeräten, Schmuckanhängern und Schnallenklingen. Eigentliche Kunstwerke wie Statuetten sind seit dem Aurignacien bekannt. Im Magdalénien vor 20000 bis 12000 Jahren gelangte die Höhlenmalerei zur Blüte: Indizien für religiöse Denkweisen.

Überhaupt entwickelten die Menschen gerade unter lebenswidrigen Umweltbedingungen Kreativität und geistige Individualität. Darauf weisen auch die Siedlungsspuren im ukrainischen Mezin, 250 km nordöstlich von Kiew am rechten Ufer der Desna, hin. Vierzehn Mammutschädel, denen die Kiefer entfernt worden waren, sowie Lang- und Beckenknochen bildeten einen Kranz. Im Inneren dieses Kreises war eine Behausung. Den Eingang markierten zwei Stoßzähne, die durch ein ausgehöhltes Stück Stoßzahn fixiert waren.

Sogar häusliches Gerät wie Schaber, Pfrieme und Ahlen hatte die Jahrtausende überdauert. Es ist denkbar, dass ein Ensemble von fünf oder sechs Personen auf mit Ocker ornamentierten Mammutknochen musiziert hat.

1965 wurde in Mezhirich ein ähnliches Dorf entdeckt, dessen "Knochenarchitektur" komplizierter war. Beide Orte wurden vermutlich nur vorübergehend als Wohnstätten, vielleicht aber auch für rituelle Bräuche genutzt.

Kastentext: Ausstellungsdaten

Bis zum 4. Juni in der Kunst- und Ausstellungshalle Robotrongebäude, Gerberstraße 3-5, 04105 Leipzig, Tel. (0341) 1499494. Täglich geöffnet von 9.00 bis 18.00 Uhr.

Kastentext: Die Menschwerdung

Die Urahnen des Menschen lebten in Afrika. Während einer starken globalen Abkühlung vor acht bis neun Millionen Jahren teilten sich von den Menschenaffen die Australopithecinen ab. Später war Afrika der Lebensraum der Urmenschen Homo rudolfensis, Homo habilis, Homo ergaster, Homo erectus sowie Homo sapiens.

Tektonische Prozesse (zentralafrikanischer Grabenbruch vor fünf Millionen Jahren) veränderten das regionale Klima. In der Bergkette am Rande des Grabens blieben die regenreichen Westwinde hängen, Ostafrika wurde eine aride Region. Dort entstand vermutlich die Gattung Homo.

Durch seine Fähigkeit, Werkzeuge herzustellen, vom Klima relativ unabhängig geworden, besiedelte Homo habilis nicht nur weite Teile Afrikas, sondern wanderte sogar bis nach Asien und Europa. Homo erectus hat Spuren in Europa (Heidelberger Mensch), Indien, China (Pekingmensch) und Indonesien (Javamensch) hinterlassen. Als Letzter folgte Homo sapiens mit den Unterarten des Neandertalers und des Gegenwartsmenschen.

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