- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 51/2001
- Mammakarzinom: Anastrozol...
Arzneimittel und Therapie
Mammakarzinom: Anastrozol signifikant wirksamer als Tamoxifen
Die vorgelegten Daten sind die ersten Ergebnisse der ATAC-Studie (Arimidex, Tamoxifen Alone or in Combination) - der mit mehr als 9300 aufgenommenen Patientinnen größten Studie zur adjuvanten Behandlung des Mammakarzinoms. In dieser Studie wurde außerdem die Hypothese geprüft, ob eine Kombination beider Behandlungen synergistisch wirken kann und die Wirksamkeit erhöht. Die Anastrozol/Tamoxifen-Kombination brachte im Hinblick auf die Wirksamkeit und Verträglichkeit keinen zusätzlichen Nutzen verglichen mit Tamoxifen allein.
Senkung der Rezidivrate
Nach einer medianen Beobachtungszeit von 33 Monaten und einer medianen Behandlungsdauer von 30,7 Monaten stellte sich heraus, dass die Anastrozol-Monotherapie im Hinblick auf die Verlängerung des rezidivfreien Überlebens signifikant wirksamer war als Tamoxifen. Nur bei 317 der 3125 Frauen der Anastrozol-Gruppe traten Rezidive oder Todesfälle auf, verglichen mit 379 von 3118 Frauen in der Tamoxifen-Gruppe, das heißt, dass unter der Behandlung mit Anastrozol 17% weniger Rezidive auftraten.
Bessere Verträglichkeit von Anastrozol
Die adjuvante Behandlung mit Anastrozol war in vielen Punkten besser verträglich als die Tamoxifen-Behandlung. Besonders auffallend und wichtig war das geringere Auftreten von Endometrium-Karzinomen unter Anastrozol-Behandlung, einer Komplikation der Tamoxifen-Therapie. Vor allem traten unter Anastrozol auch signifikant weniger mögliche Anzeichen für endometriale Veränderungen - wie Vaginalblutungen und Ausfluss - im Vergleich zu Tamoxifen auf.
Ein weiteres Risiko der Tamoxifen-Behandlung sind Thromboembolien. In der ATAC-Studie waren sowohl die Gesamtanzahl von Thromboembolien als auch die Rate tiefer Venenthrombosen in der Anastrozol-Gruppe signifikant niedriger. Wichtig aus der Sicht der Patientin ist auch das signifikant seltenere Auftreten von Hitzewallungen und Gewichtszunahmen. Dagegen hatten die mit Tamoxifen behandelten Patientinnen aufgrund der partiell östrogenartigen Wirkung des Tamoxifens ein niedrigeres Risiko altersbedingter Knochenbrüche.
Die ATAC-Studie
An der multizentrischen, randomisierten Doppelblindstudie nahmen weltweit 9366 postmenopausale Patientinnen mit frühem Mammakarzinom teil, die primär einem chirurgischen Eingriff unterzogen worden waren, gegebenenfalls eine Chemotherapie erhalten hatten und sich für eine adjuvante Chemotherapie eigneten. Die teilnehmenden Patientinnen wurden randomisiert und erhielten entweder Anastrozol (1 mg täglich), Tamoxifen (20 mg täglich) oder eine Kombination von beiden Substanzen über jeweils fünf Jahre oder bis zu Rezidivierung oder Tod zugewiesen. An der ATAC-Studie waren 381 Krebszentren in 21 Ländern beteiligt, darunter auch deutsche Studienzentren. Die teilnehmenden Frauen erhielten einen chirurgischen Eingriff plus gegebenenfalls eine andere Standardtherapie (Chemotherapie und/oder Radiotherapie).
Die Behandlung wird über fünf Jahre oder bis zu Rezidivierung oder Tod fortgeführt. Primare Endpunkte waren das rezidivfreie Überleben und die Sicherheit. Sekundäre Endpunkte waren die Zeit bis zum Auftreten von Fernmetastasen und das Überleben.
Kastentext: Anastrozol
Anastrozol ist ein selektiver, nichtsteroidaler Aromatasehemmer, der über die Hemmung der Umwandlung von Androgenen in Östrogene durch das Enzym Aromatase wirkt. Auf diese Weise senkt Anastrozol bei der postmenopausalen Frau die zirkulierenden Östrogene im Blut auf nicht nachweisbare Werte. Anastrozol ist derzeit als erster Behandlungsschritt für das fortgeschrittene Mammakarzinom bei der postmenopausalen Frau zugelassen und für die Behandlung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms der postmenopausalen Frau, wenn es nach der Behandlung mit Tamoxifen oder anderen Antiöstrogenen zur Progression kam. Die Zulassung für den adjuvanten Einsatz bei Frauen mit frühem Mammakarzinom wird beantragt. Derzeit wird der Einsatz von Anastrozol zur Prävention des Mammakarzinoms bei Frauen mit einem hohen Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken, untersucht.
Bisher wurde in der adjuvanten Behandlung des Mammakarzinoms der postmenopausalen Frau Tamoxifen als Standardbehandlung eingesetzt. Neue Studiendaten zeigen nun erstmals, dass der Aromatasehemmer Anastrozol (Arimidex®) signifikant besser wirksam und verträglicher ist als Tamoxifen. Damit könnte sich der Therapiestandard ändern und Aromatasehemmer in der First-Line-Therapie eingesetzt werden.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.