Berichte

Botanische Exkursion ins Dierhagener Moor

Vom 21. bis 24. Juni fuhren zwölf Jenaer Pharmaziestudenten aus den 4. und 6. Semestern mit Dr. Liebermann, Dozent am Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie in Jena, nach Dierhagen/Fischland. Im Rahmen der botanischen Exkursion lernten die Studenten die Flora der Hochmoorlandschaft kennen und erfuhren Wissenswertes über Entstehung und Wachstum der Moore.

Das Dierhagener Moor erstreckt sich nördlich von Rostock auf einer Fläche von 274 Hektar zwischen Ostsee und Bodden, Es zählt zu den zahlreichen Regenmooren im Norden Mitteleuropas. Diese Moore entwickelten sich in den letzten 12 000 Jahren und gehören zu den interessantesten ökologischen Systemen der Erde.

Schlenken und Bulten

An Standorten mit Wasserüberfluss und torfbildendender Vegetation kommt es zu einem enormen Zuwachs an organischer Substanz, die sich als Torfkörper ablagert; der jährliche Torfzuwachs beträgt dabei 0,5 bis 1,5 mm. Natürliche, nicht entwässerte Torfmoore können zu über 95% aus Wasser bestehen, die Hochmoore werden dabei ausschließlich von Regenwasser gespeist, sind also ombrogen und stehen mit dem Grundwasser nicht mehr in Verbindung. Die Vegetation dieser Regenmoore ist reich an Torfmoosen (Sphagnum spec.), die dichte, wasseraufsaugende Polsterdecken bilden und an der Oberfläche weiterwachsen, während sie in tieferen Schichten absterben.

Diese Prozesse vollziehen sich im Zentrum des Moores schneller als in den Randzonen, sodass das Moor linsenförmig (oder uhrglasförmig) nach oben wächst. Um das Hochmoor bilden sich Laggzonen, in denen sich die abfließenden Niederschläge sammeln. Auf der Hochmoorfläche findet man Schlenken, das sind wassergefüllte Vertiefungen mit schnellem Torfwachstum, und fast trockene Erhöhungen, die als Bulten bezeichnet werden. Bulten und Schlenken prägen das Hochmoor in mosaikartigem Wechsel.

Der durch das stehende Wasser verursachte Sauerstoffmangel verhindert eine vollständige Remineralisierung der absterbenden Biomasse. Wegen der unvollständigen Oxidation organischer Substanz kommt es neben der Nährstoffverarmung auch zu einer Bodenversauerung, es bilden sich unter anderem Huminsäuren, höhermolekulare Polyhydroxycarbonsäuren, die den pH-Wert unter 4,8 senken.

Typische Hochmoorpflanzen

Die Regenmoore beherbergen eine artenarme Pflanzenwelt mit typischen arktisch-alpinen Florenelementen. Nur wenige Pflanzen sind an diese extremen Standortbedingungen angepasst; sie decken ihren Stickstoffbedarf vor allem durch windverbreitete Pollen oder durch den Fang von Insekten. Torfmoose wie Sphagnum cuspidatum können in den Hyalinzellen der Blätter enorme Wassermengen speichern und verwerten die wenigen Nährstoffe bereits abgestorbener Moose.

Neben den Torfmoosen findet man in den wasserreichen Schlenken vor allem den Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia L.) und die rosablühende Moosbeere (Vaccinium oxycoccus L. syn. Oxycoccus palustris Pers.). Zu den charakteristischen torfbildenden Pflanzen zählt das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium Honck.).

Auf den Bulten wachsen bevorzugt Zwergsträucher wie die Glockenheide (Erica tetralix L.) sowie die Rausch- oder Trunkelbeere (Vaccinium uliginosum L.). Ebenso findet man den Sumpfporst (Ledum palustre L.), Zwergbirken (Betula nana L.) und Gagelsträucher (Myrica gale L.).

Nach der Moorexkursion lud die Ostsee die Studenten bei strahlendem Sonnenschein und frostigen 13 Grad Celsius Wassertemperatur zu einem Bad in den Wellen ein.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.