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Neuer Gesetzentwurf in Dänemark: An dänischen Tankstellen künftig auch Arznei
Die DAZ sprach mit Peter Zethner-MŅller, Pressesprecher der dänischen Gesellschaft der angestellten Apotheker, über das Gesetzesvorhaben und die Position der dänischen Apotheker zu den geplanten Änderungen. Demnach liegt seit Januar ein Gesetzentwurf vor, der sich derzeit im parlamentarischen Verfahren befindet und zum 1. Mai in Kraft treten könnte. Nach der derzeitigen Fassung sollen 250 wichtige rezeptfreie Wirkstoffe aus der Apothekenpflicht entlassen werden. Sie könnten dann beispielsweise in Supermärkten oder an Tankstellen verkauft werden. Dabei soll eine Abgabe durch das dortige Personal erfolgen, die Selbstbedienung ist nicht vorgesehen.
Anstelle der Ausnahme für Dörfer...
Dies erinnert auf den ersten Blick an die in Dänemark schon lange etablierten Abgabestellen, die als "hĺndkŅbsudsalg" bezeichnet werden. Dies sind Arzneimittelregale in Supermärkten, die unter der Verantwortung einer Apotheke stehen. Sie dienen der Arzneimittelversorgung in dünn besiedelten Gebieten, die bei im Landesdurchschnitt etwa 17 000 Einwohnern pro Apotheke durchaus einige Probleme aufwirft. Vielen deutschen Urlaubern dürften sie aus den Ferienhausgebieten bekannt sein. Diese etablierten Abgabestellen dienen gleichzeitig als Rezeptsammelstellen. Es besteht jederzeit eine Rückfragemöglichkeit bei der verantwortlichen Apotheke, die die Arzneimittel überprüft und auffüllt und auch finanziell am Verkauf partizipiert.
...neue Regeln für Großstädte
Doch unterscheiden sich die neu vorgesehenen Abgabestellen - "lĺgemiddeludsalg" genannt - von diesem bewährten Konzept erheblich: Es geht hier nicht mehr um eine Ausnahme für dünn besiedelte ländliche Regionen, sondern um Drogerien und Supermärkte in Großstädten und Tankstellen an frequentierten Straßen - und dies in einem Land mit extrem geringer Apothekenzahl und sehr dichtem Tankstellennetz. Außerdem beziehen die neuen Abgabestellen die Arzneimittel direkt von den Herstellern und sollen sie eigenverantwortlich abgeben. Es gibt keine Kontrolle und keine Rückfrage- oder Informationsmöglichkeit bei einer Apotheke.
Freie Preise, aber nicht in der Apotheke
Außerdem soll die Preisbindung für diesen Bereich aufgehoben werden. Für Apotheken sollen die Festpreise dagegen weiter bestehen bleiben, was einen fairen Preiswettbewerb unmöglich macht. Dies wird mit der Erstattungsmöglichkeit für einige Arzneimittel aus der Apotheke begründet. Bei einer Preisfreigabe befürchtet die staatliche Krankenversicherung willkürlich hohe Preise der Apotheken für solche Arzneimittel.
Unter der neuen Regelung dürften außerdem die bisherigen hĺndkŅbsudsalgs leiden. So habe die größte Supermarktkette des Landes bereits angekündigt, ihre etwa 150 hĺndkŅbsudsalgs zu schließen und durch die neue Abgabeform zu ersetzen. Damit entfiele bereits ein Fünftel der etwa 750 hĺndkŅbsudsalgs und mit ihnen die Funktion als Rezeptsammelstelle. Zum Einlösen von Rezepten müssten die Bewohner der Dörfer dann eine Apotheke in der Stadt aufsuchen.
Doch soll die Einrichtung der neuen Abgabestellen auch mit Auflagen verbunden werden. So sollen sie mit Rücksicht auf die ländlichen Regionen verpflichtet werden, ein bestimmtes Mindestsortiment von 90 wichtigen Wirkstoffen anzubieten. Außerdem müssen alle Abverkäufe registriert werden. Dies erfordert eine leistungsfähige und teure EDV, sodass nur große Drogerie-, Supermarkt- und Tankstellenketten als Betreiber in Frage kommen, kleine Einzelhandelsgeschäfte dagegen nicht.
Arzneimittelinformation dringend nötig
Die Kritik der dänischen Apotheker an dem neuen System fasst Peter Zethner-MŅller in zwei Punkten zusammen: In dem Gesetzesvorschlag wird die Information über die Arzneimittel nicht erwähnt. Doch sollten die Betreiber der Abgabestellen zumindest verpflichtet werden, eine Telefon-Hotline einzuführen, über die sich Kunden bei Apothekern informieren können. Außerdem enthält die Liste den frei zu verkaufenden Wirkstoffe Paracetamol. Dies hatte bei der Freigabe des Verkaufes in Großbritannien zu einer erheblich höheren Selbstmordrate bei Jugendlichen geführt. Aufgrund dieser Erfahrung soll in Dänemark die Packungsgröße im freien Verkauf auf höchstens 20 Tabletten begrenzt und die Blisterung vorgeschrieben werden.
An die Apotheken appelliert die Berufsorganisation der angestellten Apotheker, auch künftig immer für die Arzneimittelberatung zur Verfügung zu stehen. Auch wenn die Kunden ihre Arzneimittel billiger im Supermarkt kaufen, sollten die Apotheker weiterhin beraten. Dies sei letztlich auch ein Instrument, die Kunden durch einen Mehrwert in der Apotheke zu halten.
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