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Arzneimittel und Therapie
Wundheilung: Helles sulfoniertes Schieferöl
Eine initiale antimikrobielle Behandlung ist Voraussetzung für einen effektiven Wundverschluss. Nur bei schneller Keimreduzierung beziehungsweise Prophylaxe einer eventuellen Verkeimung kann eine zügige Granulation und Epithelisierung erfolgen. Zur antiseptischen Behandlung von Wunden steht eine Vielzahl von Substanzen zur Verfügung. So werden beispielsweise Wasserstoffperoxid, Chlorhexidin, Sulfadiazin-Silber, Octenidin, lokale Antibiotika oder PVP-Jod angewendet. Außer Octenidin hemmen diese Substanzen aber alle die Wundheilung. Gegen einen Einsatz von Antibiotika spricht darüber hinaus die Gefahr von Kontaktallergien und Resistenzen.
Helles Natriumbituminosulfonat (Synonyme: Ichthyol-Natrium, hell oder helles sulfoniertes Schieferöl) verfügt über ein antimikrobielles und wundheilungsförderndes Wirkungsspektrum. Das Substanzgemisch ist die niedrigsiedende Fraktion, die aus schwefelhaltigem Ölschiefer durch Schwefelung gewonnen wird. Sulfonierte Schieferöle weisen weder kanzerogene, mutagene oder teratogene Eigenschaften auf, auch sind keine sensibilisierenden, photosensibilisierenden oder phototoxische Wirkungen beobachtet worden. Helles Ichthyol-Natrium ist sowohl bei kurzzeitiger als auch bei langandauernder Verabreichung gut verträglich. Das günstige toxikologische Profil erlaubt auch eine Behandlung von Kindern, Schwangeren und Stillenden.
Helles Natriumbituminosulfonat ist 10-prozentig in einer Lutrolgel-Grundlage eingearbeitet. Das Hydrogel hat einen schmerzstillenden Effekt und sorgt für das notwendige feuchte Milieu im Wundbereich. Darüber hinaus schützt die Gelgrundlage durch die Ausbildung eines dünnen Films gegen das Eindringen potenziell pathogener Keime.
In der klinischen Anwendung zeigten postoperative Wunden, die entweder eine ungünstige Lokalisation aufwiesen (beispielsweise am Ohrläppchen, am Auge oder zwischen den Nasenlöchern) oder aufgrund der Wundverhältnisse nicht primär verschlossen werden konnten, sowie Problemwunden wie bei Ulcus cruris gute Granulierungs- und Epithelialisierungstendenzen.
In-vitro-Untersuchungen belegen gute Wirksamkeit
Die klinische Wirksamkeit bei oberflächlichen, tiefergehenden, infizierten und chronischen Wunden konnte anhand zahlreicher Untersuchungen bestätigt werden. Zum Nachweis der antimikrobiellen Wirksamkeit wurde ein In-vitro-Keimbelastungstest in Anlehnung an die aktuelle Arzneibuch-Methode: "Prüfung auf ausreichende Konservierung", Ph. Eur. Nachtrag 1999, herangezogen. Dabei wurde für alle Bakterien, die für eine Wundinfektion relevant sind, selbst für Methicillin-resistente Staphylococcos-aureus-Stämme, eine gute antibakterielle Wirksamkeit belegt. Bereits nach 24 Stunden war in keinem der verschiedenen Ansätze mehr ein Keimwachstum nachweisbar.
Die proliferationsfördernde Wirksamkeit wurde an transformierten immortalisierten menschlichen Keratinozytenkulturen überprüft. Diese wurden mit Natriumbituminosulfonat, hell, in unterschiedlichen Konzentrationen versetzt. Als Ergebnis zeigt die Untersuchung der Natriumbituminosulfonat-hell-Verdünnung 1:100000 im Vergleich zur Kontrolle ohne Wirkstoff nach 72 Stunden eine um 20 Prozent gesteigerte Keratinozytenzahl, was einer um 20 Prozent gesteigerten Proliferation entspricht. Darüber hinaus wurde die Exprimierung des Wundheilungsfaktors PDGF-AB untersucht. In der Natriumbituminosulfonat-hell-Verdünnung 1:50000 konnte im Vergleich zur Kontrolle nach 72 Stunden eine um 23 Prozent erhöhte Exprimierung des Wundheilungsfaktors PDGF-AB nachgewiesen werden. Beide Ergebnisse weisen auf einen deutlichen proliferativen Effekt des hellen sulfonierten Schieferöls hin.
Quelle: Dr. Walter Cholcha, Ichthyol-Gesellschaft in Hamburg, Dr. Volker Grimm und Reinhard Engst, beide Dermatologische Klinik und Poliklinik der TU München am Biederstein, Dr. Reimar Vogt, Facharzt für Allgemeinmedizin, Wesselbüren, Einführungs-Pressekonferenz "Leukichtan", Hamburg, 25.Januar 2001.
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