Kommentar

Abenteuer Importregelung

Schlagzeilen in spanischen Zeitungen: bestimmte Arzneimittel werden knapp. Der Grund: deutsche Arzneimittelimporteure haben den spanischen Markt leer gekauft, damit deutsche Apotheken die vom Schiedsvertrag zwischen Krankenkassen und Apothekerverband vorgeschriebene und von der Bundesgesundheitsministerin befürwortete Importquote erfüllen können.

Sie kennen den Schiedsvertrag, wonach pro Krankenkasse mindestens 5,5 % aller abgegebenen Arzneimittel Importarzneimittel sein müssen – und schon bald 7 %. Abenteuerlich! Wir kaufen anderen Ländern, die staatlich festgesetzte niedrigere Industrieabgabepreise haben, die Arzneimittel weg, um eine unsinnige, unnötige und abenteuerliche Quote zu erfüllen, die – außer den Importeuren, den Krankenkassen und wenigen Politikern – keiner will, schon gar nicht die Patienten, die vom fremdländischen Aussehen der Packungen verunsichert werden und nicht selten ein zweites Mal in die Apotheke kommen müssen, weil ein entsprechender Import nicht vorrätig ist, obwohl vier gleichwertige und preisgünstigere Generika in der Schublade daneben liegen.

Man muss sich diese absurde Regelung einmal vor Augen halten: ein Land wie Deutschland muss anderen Ländern die Arzneimittel wegkaufen, um minimale Preisvorteile für die gesetzliche Krankenversicherung zu realisieren, obwohl weit mehr einzusparen wäre, wenn statt dessen konsequent Generika eingesetzt würden. Ganz abgesehen davon, dass mit einer solchen Verordnung einem Unternehmerzweig, den Importeuren, eine Umsatzgarantie gewährt wird – eine Lizenz zum Gelddrucken.

Und: Wer Importpreise verfolgte, konnte feststellen, dass das eine oder andere Präparat rechtzeitig vor dem Inkrafttreten der Importquotenregelung im Preis erhöht wurde – schöne zusätzliche Umsatz- und Ertragserhöhungen für die Importeure.

Warum hat sich für dieses Thema noch keine Plusminus- oder andere Magazinsendung des Fernsehens interessiert, um die Absurdität solcher Regelungen zu entlarven? Dabei ließen sich auch "schöne Bilder" von Importarzneimittelpackungen und zerschnittenen Blisterstreifen auftreiben, um das Thema fernseh- und mediengerecht aufzubereiten.

Sie können keinem vernünftig denkenden Bürger klar machen, wo die "Vorteile" der Importe für unser Gesundheitssystem liegen. Das könnte Stoff für die nächste Unterschriftenaktion sein.

Peter Ditzel

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