Kommentar

Eröffnung Expopharm: "Aut idem nachbessern"

Berlin (im). Eine negative Zwischenbilanz zu aut idem hat der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands Hermann S. Keller bei der Eröffnung der Expopharm am 10. Oktober in Berlin gezogen. Weder sei die erhoffte Verringerung der Lieferdefekte noch eine stärkere Nutzung der pharmazeutischen Kompetenz gelungen.

Auf der jetzigen Regelung stehe zwar aut idem drauf, sei aber nicht mehr drin. "Aut idem findet nicht mehr statt", sagte Keller wörtlich. Er forderte Nachbesserungen, zumindest für die Akutversorgung und hoffte auf eine Konsenslösung zwischen Bundesgesundheitsministerium und Industrie. Er wies zudem darauf hin, dass die Ursache des Defizits der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht bei den Arzneiausgaben liegt. Der DAV-Chef erinnerte an den gemeinsamen Vorschlag des Apothekendachverbands ABDA und des Großhandelsverbands PHAGRO einer Drehung der Arzneimittelpreisverordnung. So könne die GKV ohne Gefährdung des bewährten Vertriebssystems entlastet werden. Dies könne aber nicht die gemessen am Ausland viel höhere Mehrwertsteuer auf Arzneimittel in Deutschland ausgleichen. Insgesamt forderte Keller die Bundesgesundheitspolitiker auf, sachlichen Argumenten zuzuhören.

Scharf warnte er die Politik vor der Einführung des Versandhandels mit Medikamenten. Wer die Rosinenpickerei aus dem Ausland erlauben wolle, verliere politische Führungskraft und verabschiede sich aus der geregelten Arzneimittelversorgung. Der DAV-Chef lehnte in diesem Zusammenhang die Wortschöpfung von rotgrün einer Präsenzapotheke (als Gegenstück zur Versandapotheke) als unsinnig ab. Dann stelle sich die Frage, ob nicht-präsente Apotheken virtuell zur Arzneiversorgung beitrügen. Das jetzige Vertriebssystem habe nicht zuletzt bei der Hochwasserkatastrophe in diesem Sommer und der Versorgung der evakuierten Menschen durch Apotheken vor Ort seine Leistungsfähigkeit bewiesen. In diesem Zusammenhang dankte Keller allen Spendern für die Flutopfer aus der Kollegenschaft.

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