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Es gab in den letzten Jahren schon oft brenzlige Situationen, die auf Systemveränderung für die deutschen Apotheken hindeuteten. Doch keine Situation war so extrem gefährlich und explosiv wie die jetzige Richtung der Bundesregierung, die – auf Druck der Krankenkassen – quasi schon kurz davor ist, den Versandhandel mit Arzneimitteln zuzulassen. Und dies wohlwissend, dass sich Versandhandel nicht national regeln lässt – und daraus das Aus unseres bisherigen Apothekensystems resultiert.

Im Klartext: Mit einem national geregelten Versandhandel per se könnten wir uns arrangieren. Wenn die Krankenkassen keine Vergünstigungen in Aussicht stellten für die Versicherten, die ihre Arzneimittel lieber drei Tage später vom Briefträger als sofort vom Apotheker erhalten wollen, wäre dies kein Thema für uns: der Versandhandel würde vor sich hindümpeln. Doch die Krankenkassen erhalten von Versandapotheken z. T. vergünstigte Arzneimittellieferungen und die Versicherten bezahlen keine Rezeptgebühr. Diese Form, die bisher illegal mit ausländischen Apotheken erprobt wird, erwarten die Kassen auch von inländischen Apotheken, wenn Versand legalisiert wird. Und genau da liegt die große Gefahr: unter den heute geltenden Bedingungen und Gesetzen kann und darf dies eine deutsche Apotheke nicht tun. Die Folge: unser System müsste sich in Richtung Europa öffnen. Konkret: in Deutschland käme es neben der Einführung des Versandhandels zum Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbots sowie zur Abschaffung der Arzneimittelpreisverordnung. Unsere gewohnte flächendeckende, wohnortnahe, hervorragend funktionierende und von allen Bürgerinnen und Bürgern geschätzte Arzneimittelversorgung ginge unwiederbringlich verloren. Das Gesicht der Apotheke würde sich verändern, die Folge wäre mehr Kommerz statt Heilberuf.

Die ABDA hat zum Erhalt der heutigen Apothekenstruktur die "Initiative pro Apotheke" ins Leben gerufen. Mit einer großen Kampagne sollen alle Apothekerinnen und Apotheker zum Mitmachen animiert, alle Apothekenkunden über die Gefahren und Nachteile, die eine Systemveränderung mit sich bringt, informiert werden. Mittelpunkt der Aktion ist eine Unterschriftensammlung bei den Apothekenkunden: mit der Unterschrift sollen die Kunden "Ja" zum Erhalt der Apotheken sagen und sich gegen den Versandhandel mit Arzneimitteln aussprechen. Alle Apotheken erhalten in den nächsten Wochen von der ABDA ein Paket mit entsprechendem Infomaterial, um sich selbst für eine Argumentation pro Apotheke fit zu machen und um für Fragen aus der Bevölkerung gewappnet zu sein. Beigefügt sind dem Paket Unterschriftslisten, die den Kunden vorgelegt werden sollen mit der Bitte um Eintragung. Ein letztes Aufbäumen unserer bewährten Apothekenlandschaft? Ich denke – ohne fatalistisch zu sein –, es ist eine unserer letzten Chancen, unsere Strukturen zu erhalten. Also: mitmachen und soviel Unterschriften wie möglich sammeln.

Einen informativen Weg, die Apothekenkunden über die Nachteile eines Versandhandels aufzuklären, sucht auch der Apothekerverband Nordrhein. In Zusammenarbeit mit dem Verlag Wort & Bild entwarf er ein "Extrablatt", ein vierseitiges Infoblatt, zur Verteilung an die Kunden, in dem auf die Gefahren für Apotheken und die Probleme für Patienten hingewiesen wird. Aufgeräumt wird im Extrablatt mit den "größten Irrtümern" zum Versandhandel, so etwa der Behauptung, Versandhandel sei schnell, bequem oder günstig. Auch andere Apothekerverbände haben bereits ihr Interesse angemeldet, das Extrablatt zu übernehmen und ihren Mitgliedern zur Verteilung anzubieten.

Als Antwort auf die Stempelversandaktion des Medi-Verbunds und anderen Ärzte-Pharma-Kooperationen, die kostenlos Stempel mit "KEINE Substitution" an Ärzte versenden, versucht die ABDA mit einer Stempelaktion "PRO Substitution" zu kontern. Eine doppelseitige vierfarbige Anzeige zum Thema AUT IDEM und PRO Substitution sollte in der Ärzte Zeitung, die sich zur Wortführerin gegen die Aut-idem-Regelung profilierte, geschaltet werden. In der plakativen Anzeige informierte die ABDA die Ärzte über "Fakten zu Stempeln, Kreuzchen und Therapiehoheit". Doch: die Anzeigenleitung der Ärzte Zeitung lehnte es ab, diese Anzeige zu veröffentlichen. Sie verstoße gegen die "publizistischen Leitlinien" dieses Blattes. Ich meine: Das ist ein Armutszeugnis für dieses Ärzteblatt. Die Vorgehensweise kommt den Gepflogenheiten einer "Prawda" gleich. Man hat Angst, die sachliche Anzeige der Apotheker, die lediglich Fakten bringt, könnte den einen oder anderen Arzt zur Aut-idem-Freigabe bewegen. Die Ärzte Zeitung ist sich ihrer Kampagne gegen aut idem sichtlich nicht sicher.

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Peter Ditzel

5 vor 12

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