- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 14/2002
- Studie angelaufen: Ist ...
DAZ aktuell
Studie angelaufen: Ist Akupunktur wirksam?
Die 40 123 Patienten wurden in einer ersten Teilstudie zwischen März und Oktober 2001 von 7309 akkreditierten Ärzten zwischen Garmisch und Flensburg, Saarbrücken und Frankfurt/Oder behandelt, vor allem wegen Rückenschmerzen, aber auch bei Kopfweh, Knie- oder Hüftarthrose. Dabei wurden, so die federführende Universität Bochum, so gut wie keine unerwünschten Wirkungen festgestellt. Nur bei zwei Prozent der Patienten waren mehr als zehn Sitzungen notwendig. Noch nie wurden so viele Patienten in eine Akupunktur-Studie einbezogen – selbst in China nicht.
Akupunktur bei chronischen Schmerzen?
Nach der Erhebung von Basisdaten in der ersten Phase wird in den kommenden drei Jahren erforscht, ob Akupunktur bei bestimmten Formen des chronischen Schmerzes einsetzbar ist und wie gut sie wirkt. Dabei soll auch überprüft werden, ob ein Plazebo-Effekt – bei dieser Methode setzt der Behandler die Nadeln an Stellen, die nach der Akupunkturlehre nicht als wirksame Punkte gelten – für die Linderung verantwortlich sein kann und wie wirkungsvoll die Akupunktur im Vergleich zu konventionellen westlichen Methoden ist. Die Akupunktur bildet eines der Verfahren, die in der Alternativmedizin am häufigsten angewandt werden. Es gibt zwar zahlreiche Hinweise, dass die Methode mit dem Siegel "Wirksamkeit" zu versehen ist. Allerdings fehlt dafür noch der Nachweis.
300 Mio. Euro für Akupunkturbehandlungen
Insgesamt leiden rund acht Millionen Menschen in Deutschland an chronischen Schmerzen. Die Studien sind an die Biometrischen Institute der Universitäten Bochum, Heidelberg, Mainz und Marburg angebunden. Sechs gesetzliche Krankenkassen, u.a. AOK, Betriebs- und Innungskrankenkassen, bezuschussen innerhalb der Studie Behandlungen bei volkswirtschaftlich relevanten Erkrankungen mit insgesamt 7,5 Millionen Euro. Ein AOK-Vertreter dazu: "Bis heute ist kein eindeutiger Nachweis erbracht, ob Akupunktur wirklich wirksam ist. In zwei Jahren wollen wir dazu eine klare Aussage haben." Und in der Tat haben die Krankenkassen ein verständliches Interesse daran, die seit Oktober 2000 bei einigen chronischen Schmerzformen anerkannte Therapie mit den Nadelstichen wissenschaftlich überprüfen zu lassen. Derzeit geben sie rund 300 Millionen Euro jährlich für Akupunkturbehandlung aus.
Gegen die Blockade des Qi-Flusses
Bei der Akupunktur wird die Haut mit sehr feinen Nadeln an festgelegten Punkten gereizt. Diese Akupunkturpunkte liegen auf Linien, in denen nach traditionell chinesischer Auffassung die Lebensenergie "Qi" fließt. Ist der Qi-Fluss blockiert, können der chinesischen Medizin zufolge Krankheiten die Folge sein. Die Akupunkturnadeln sollen die Blockade aufheben und so Krankheiten lindern oder beseitigen. Insgesamt kennt die klassische chinesische Lehre 361 Akupunkturpunkte. Der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen war im Oktober 2001 zum Ergebnis gekommen, dass bei keinem Leiden bisher hinreichende Beweise für die Wirksamkeit der Akupunktur vorliegen. Dabei hatte das Gremium geprüft, ob die Akupunktur als Therapie für bestimmte Beschwerden in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden soll. Angesichts des noch fehlenden Wirksamkeitsnachweises entschied sich der Ausschuss dagegen. Allerdings hat er die Einrichtung von mehreren Modellprojekten beschlossen, in denen genauer untersucht werden soll, ob Akupunktur bei chronischen Schmerzen hilfreich sein kann.
Ein Problem hat die Studie bereits offenbart: In Deutschland bieten rund 40 000 Ärzte Akupunktur an, aber nur 16 000 von ihnen verfügen über eine adäquate Ausbildung. Dies könnte möglicherweise der Grund dafür sein, dass bei fünf Prozent der Behandlungen Blutergüsse auftreten und die Patienten über Unwohlsein und Infektionen an Einstichstellen berichten.
Übrigens: Zugelassen zur Akupunktur-Studie sind nur Betroffene mit Kreuz- und Kopfschmerzen. Die Liste der Ärzte, die an der Studie teilnehmen und über eine qualifizierte Ausbildung verfügen, ist bei zahlreichen gesetzlichen Krankenkassen erhältlich. Informationen erteilt auch das Koordinationszentrum unter Tel. (02 34 32) 2 88 82).
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.