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- DAZ 15/2002
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Die Seite 3
Aut idem, Medi, Aliud – drei Begriffe, die für eine geradezu ideale Kooperation stehen – jedenfalls aus Sicht von Ärzten, die sich zum Medi-Verbund, dem nach eigenen Angaben mit rund 5200 Ärzten bundesweit größten Praxisnetz in Deutschland, zusammengeschlossen haben.
Zur Erklärung: Der Medi-Verbund hat mit dem Billig-Generikahersteller Aliud Pharma einen Kooperationsvertrag geschlossen, der dazu dienen soll, so das eigene Credo, einerseits eine Verbesserung der Qualität der Arzneimittelversorgung der Patienten zu erreichen, andererseits zur Entlastung der Arzneimittelbudgets beizutragen und die Regressgefahr für Ärzte zu mindern.
Medi-Verbund "berät" die Firma Aliud in Bezug auf die Qualität der Arzneimittel, Packungsgrößen und ein sinnvolles Angebotsspektrum und will daran mitwirken, "dass sich die Nachfrage auf dem Generikamarkt an wirtschaftlicher und medizinischer Notwendigkeit orientiert".
In der Praxis sieht diese Beratung und Kooperation dann so aus, dass Medi-Ärzte fast ausnahmslos, dort wo möglich, Aliud-Generika verordnen und Medi seinen Ärzten die Anti-aut-idem-Stempel "Keine Substitution" zur Verfügung stellt. Dem Apotheker, der Medi-Ärzte in seiner Umgebung hat, bleibt daher nichts anderes übrig, als sein Warenlager komplett auf die Billigpackungen von Aliud umzustellen – die Aut-idem-Regelung kann er vergessen, er darf nicht auswählen. Damit wird die Aut-idem-Regelung, wie sie von der Bundesregierung geplant war, eindeutig unterlaufen.
Diese Problematik, dass die Aut-idem-Regelung auf diese Weise zur Farce wird, wurde bereits von Apothekerkammern und -verbänden öffentlich thematisiert und ist auch im Ministerium bekannt. Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner, 1. Vorsitzender der Vertragsärztlichen Vereinigung Nordwürttemberg, versucht sich gegen diese Vorwürfe von Seiten der Apotheker zu wehren. In einem geharnischten Schreiben an die LAK Baden-Württemberg streitet er ab, dass Ärzte das Gesetz unterlaufen oder boykottieren.
Ganz scheinheilig begründet er die Medi-Aktion: "Wir nehmen lediglich ganz legal die Möglichkeiten wahr, die der Gesetzgeber uns Ärzten in Bezug auf die Aut-idem-Regelung gewährt hat ..." Es gehe nur um eine optimale Patientenversorgung und um ein wirtschaftliches Verordnen der Arzneimittel.
Er begründet auch, warum Medi in der Firma Aliud einen "idealen Kooperationspartner sieht: "1. stimmt die Qualität und 2. stimmt der Preis". Hört, hört. Selten hat sich in dieser Deutlichkeit ein Ärztefunktionär für eine ganz bestimmte Pharmafirma so stark gemacht. (Was kommen einem bei diesen Lobesworten für Gedanken!) Mit Drohgebären schließt Baumgärtner sein Schreiben an die LAK: seine persönliche Haltung in der Frage "Arzneimittelversorgung der Bevölkerung" werde sich ändern, weitere Schritte behalte man sich vor, wenn die negativen öffentlichen Äußerungen von Seiten der Kammer andauerten.
Wenn auch seine markigen Worte, gefälligst doch und natürlich ganz freiwillig Aliud-Präparate zu verordnen, bei seinen Medi-Ärzten fruchten und sie einschüchtern – ich glaube kaum, dass er mit Drohungen die LAK in die Knie zwingt. Schade nur, dass es letztendlich ein schlampig gemachtes Gesetz ist, das einen Keil zwischen Arzt und Apotheker treibt.
Einen "idealen Kooperationspartner" haben Ersatzkassen in Baden-Württemberg in den Ärzten entdeckt, wenn es um die Entrümpelung der Hausapotheke geht. Hausärzte, Internisten und Kinderärzte, die in den KV-Bereichen Südbaden, Südwürttemberg und – seit kurzem – auch in Nordwürttemberg arbeiten, erhalten einem Bericht der Ärzte Zeitung zufolge eine Vergütung von 23,– Euro (!), wenn sie ihren Patienten anbieten, die Hausapotheke durchzusehen und zu entrümpeln ("Pharmako-check-up").
Der Patient bringt also seine Hausapotheke im Plastikbeutel zum Arzt, der die Medikamente kurz checkt, gegebenenfalls Hinweise zur Wirksamkeit und Verträglichkeit gibt – und kassiert 23 (in Worten dreiundzwanzig) Euro.
Wissen die Kassen eigentlich, dass genau das die Apotheken schon seit Jahr und Tag machen – und zwar kostenlos! Ist das nicht ein Fall für die Kassenüberwachungsbehörde, wenn Versichertengelder so verschleudert werden? Oder sollen und dürfen die Apotheken jetzt den Kassen auch eine Rechnung für den Pharmako-check-up über 23 Euro ausstellen?
Das sollte über unsere Öffentlichkeitsarbeit publik gemacht werden – was sagt der Patient dazu, wenn er wüsste, dass sein Arzt für diese apothekerliche Arbeit ein Honorar von 23 Euro bekommt, er andererseits ein billiges Importarzneimittel oder ein Generikum mit schlechter Verfügbarkeit in Kauf nehmen muss?
Peter Ditzel
"Ideale" Kooperationspartner...
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