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BVA-Info
Aut idem: Ärzte mauern statt zu informieren
Bundesweite Umfrage
Die Unfrageergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, liefern aber ein gutes Stimmungsbild zur Umsetzung der neuen Gesetzeslage. In vielen Fällen benutzen die Ärzte einen Stempel mit dem Hinweis "Keine Substitution" – und folgen damit den polemischen Aufrufen ihrer Verbände. Argumentiert wird u. a. mit den unterschiedlichen Hilfsstoffen in vergleichbaren Arzneimitteln. Aber welcher Arzt hat sich früher um Hilfsstoffe gekümmert?
Sinnvoller wäre nach Sicht des BVA solch ein Aufschrei der Empörung bei der Einführung der Reimport-Quoten gewesen. Hier führen Arzneimittel mit oft abenteuerlichem Aussehen viel eher zu einer Verunsicherung der Patienten. Aber welcher Arzt macht sich dabei Sorgen um die Compliance seiner Patienten?
Patientenaufklärung mangelhaft
Die Leidtragenden der überstürzt und ohne echten Konsens der Beteiligten entstandenen Aut-idem-Regelung sind die Patienten. Die Erfahrungen der ApothekenmitarbeiterInnen zeigen: Aufgrund der mangelhaften Information durch Ärzte und Medien sind viele Patienten verunsichert und reagieren teils resigniert, teils aggressiv auf die ungewohnte Situation.
Zwar können die Apotheken oftmals aufklärend wirken. Trotzdem ist nicht abzusehen, wie viele Patienten ihre Medikamente nun nicht oder nicht im nötigen Umfang einnehmen werden.
Dazu meint Monika Oppenkowski, Bundesvorsitzende des BVA: "Die Boykotthaltung der Ärzteschaft gefährdet das Niveau der Arzneimitteltherapie in Deutschland. In anderen Ländern wird aut idem schon seit Jahren erfolgreich praktiziert – auf der Basis einer vertrauensvollen Kooperation von Ärzten und Apothekern. In Deutschland sollte dies auch möglich sein."
Apothekenangestellte vermissen Handlungsanweisungen
Allerdings sind auch die Apothekerverbände und -kammern kein Vorbild, was die Information zum Thema aut idem angeht. Viele Angestellte fühlen sich "im Regen stehen gelassen". Zwei von drei ApothekenmitarbeiterInnen gaben an, schlecht informiert zu sein. Vor allem fehlen konkrete Handlungsanweisungen. Informationen durch den Chef oder Teambesprechungen scheinen im Übrigen auch keineswegs die Regel zu sein.
Mit Informationen für die Apothekenkunden sieht es von Kammer- bzw. Verbandsseite nicht besser aus: Nur in Sachsen-Anhalt wurde ein Infoblatt für die Patienten verschickt. Gerade bei so komplizierten Regelungen wäre ein entsprechendes Angebot für die Apotheken wichtig und wünschenswert – und zwar gleich bei In-Kraft-Treten des Gesetzes. So muss jeder engagierte Apothekenleiter selbst "das Rad neu erfinden" und einen Handzettel entwerfen.
Die allgemeine Verunsicherung führt letztlich oft dazu, dass mit den verordnenden Ärzten Rücksprache gehalten wird. Wenn sich daraus ein besserer Kontakt zwischen Apothekern und Medizinern ergäbe, wäre immerhin etwas gewonnen.
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