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Initiative Pro Apotheke: ABDA mobilisiert gegen Arzneimittelversandhandel
Wolf führte auf der Pressekonferenz in Berlin die Konsequenzen der Zulassung eines Versandes mit Arzneimitteln vor Augen: Fällt das Versandhandelsverbot, so steht das gesamte deutsche Apothekensystem mit seiner wohnortnahen Versorgung auf dem Spiel. Der Binnenmarkt macht es dann allen europäischen Anbietern möglich, mittels Internet-Bestellung Arzneimittel nach Deutschland zu versenden – eine nationale Kontrolle wird damit unmöglich, denn für den Versandhändler gilt das Recht seines eigenen Landes. Die weiteren Folgen des grenzüberschreitenden Versandhandels sind absehbar: Auf der Kippe stehen das Fremd- und Mehrbesitzverbot, die Arzneimittelpreisverordnung und der einheitliche Apothekenabgabepreis – allesamt Vorschriften zum Patientenschutz.
Fallen diese nationalen Regelungen, bedeute dies die Ablösung der individuell geführten Apotheke durch ein rein gewinnorientiertes Kapitalsystem auf Basis eines Oligopols, so Wolf. Denn wer bemüht sich noch um ein umfangreiches Warenlager, Fachpersonal oder die Anfertigung von Rezepturen, wenn die Mischkalkulation nicht mehr aufgeht? Der ABDA-Vize stellte klar: "Den Apothekern geht es nicht um den Verlust von ein paar Prozent Umsatz, wohl aber um den Verlust ihrer Existenzgrundlage, der einer Enteignung zugunsten des Großkapitals gleichkommt".
Kostenersparnisse mehr als zweifelhaft
Wolf betonte auch, dass sich Apotheker dem Medium Internet nicht grundsätzlich versperren. Schon jetzt können über aponet.de Medikamente vorbestellt werden. Ist es dem Patienten aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, das Arzneimittel selbst in der Apotheke abzuholen, könne auch schon heute eine Lieferung ans Krankenbett durch pharmazeutisch ausgebildete Boten erfolgen.
Der ABDA-Vizepräsident gab zudem zu bedenken, ob sich der Vertriebsweg über den Versand tatsächlich finanziell lohne: In Ländern, die den Arzneimittelversand praktizieren, mache der Marktanteil der über diesen Vertriebsweg bezogenen Medikamente regelmäßig nicht mehr als ein Prozent aus. In Holland liege er gar bei 0,05 Prozent – DocMorris mache sein Geschäft also nicht etwa im Inland, sondern vornehmlich mit deutschen Kunden. Ursache für die günstigeren Preise der Internetapotheke sei in erster Linie die geringere Mehrwertsteuer von sechs Prozent, die in den Niederlanden auf Arzneimittel erhoben werde. Wolf wies auch darauf hin, dass Preiserhöhungen zu erwarten sind, wenn die bestehende Apothekenstruktur den Oligopolen weicht. Er verglich die Situation mit dem Mineralölmarkt: Haben erst einmal die wenigen übriggebliebenen großen Apotheken das Sagen, so gilt dies auch für die Preise. "Verlierer werden die Krankenkassen sein" prognostizierte Wolf.
Apothekenkunden reagieren positiv
Die Argumente der Apotheker werden nun unters Volk gebracht: In den Apotheken werden Informationsbroschüren verteilt und Unterschriften gesammelt. Zeitungsanzeigen werden geschaltet, in Berlin und auf großen deutschen Bahnhöfen werden ab Mai Plakate auf die Aktion aufmerksam machen. Es wurde auch eine eigene Homepage eingerichtet: unter www.initiative-pro-apotheke.de kann sich der Internet-Nutzer über die Kampagne informieren. Weiterhin gehört ein Radiospot zum Maßnahmenbündel.
Die ABDA verzeichnet schon jetzt erste Erfolge: Apotheker, die schon vor dem offiziellen Start mit der Aktion begonnen haben, berichten von positiven Reaktionen bei der Kundschaft. Die Unterschriftenlisten füllen sich, einige Apotheken haben bei der ABDA sogar schon Informationsmaterial nachbestellt. Der Präsident der Bundesapothekerkammer Johannes Metzger ist optimistisch: "Wir sind fest davon überzeugt, dass die Bevölkerung hinter uns steht". Die Initiative ist darüber hinaus erst ein Anfang: Je nach Entwicklung der politischen Diskussionslage behält sich die ABDA weitere Maßnahmen vor.
Unterstützung vom Großhandel
Mittlerweile haben sich auch alle Arzneimittel-Großhändler der Initiative Pro Apotheke angeschlossen. Auch der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat anlässlich der ABDA-Kampagne und der bevorstehenden Sitzung am Runden Tisch vor "Aktionismus bei der Zulassung von Apotheken-Versandhandel" gewarnt. Bevor überhaupt eine Entscheidung getroffen werde könne, erklärte der BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp, seien auf nationaler und europäischer Ebene erhebliche Neuregelungen und Harmonisierungen nötig.
Am 19. April fiel der offizielle Startschuss für die von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) ins Leben gerufene "Initiative Pro Apotheke". ABDA-Vizepräsident Heinz-Günter Wolf machte nochmals deutlich, dass Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt mit dem Widerstand der Apotheker rechnen muss, wenn sie das Versandhandelsverbot tatsächlich aufheben will. Die Argumente der Apotheker werden nun unters Volk gebracht: In den Apotheken werden Informationsbroschüren verteilt und Unterschriften gesammelt. Zeitungsanzeigen werden geschaltet, in Berlin und auf großen deutschen Bahnhöfen werden ab Mai Plakate auf die Aktion aufmerksam machen.
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