Berichte

Das Merck-Archiv in Darmstadt

Am 7. Februar 2002 folgten Professoren, Mitarbeiter und Doktoranden des Instituts für Geschichte der Pharmazie in Marburg einer Einladung des Merck-Archivs in Darmstadt, um Einblicke sowohl in die vorhandenen Archivalien als auch allgemein in den Aufbau eines Firmenarchivs zu erhalten.

Die am Marburger Institut promovierte Pharmaziehistorikerin Dr. Sabine Bernschneider-Reif, die das Archiv leitet, informierte anhand einer firmeneigenen Ausstellung über die Unternehmensgeschichte und ermöglichte eine Besichtigung des Werksgeländes mit den gegenwärtigen Forschungs- und Produktionsstätten.

Neben verschiedenen Verpackungslinien, der Organisation der Handabpackung und den hochmodernen Anlagen zur Tablettenherstellung waren die Galeniklabors von besonderem Interesse. Der Rundgang führte außerdem zu einigen der alten Fabrikgebäude, die noch aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts stammen. 1904 hatte die Firma ihren jetzigen Standort bezogen; 80 Prozent der alten Gebäude sind allerdings während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden.

Die Zeugnisse der weit zurückreichenden Firmengeschichte werden in dem seit etwa 1905 bestehenden Merck-Archiv aufbewahrt. Die dort befindlichen Archivalien betreffen das Unternehmen, das aus der 1668 von Friedrich Jacob Merck erworbenen Engel-Apotheke hervorgegangen ist, darüber hinaus die Engel-Apotheke, die sich noch heute in Familienbesitz befindet, und die Familie selbst.

Vom eigentlichen Firmengründer Heinrich Emanuel Merck (1794 bis 1855), der 1827 mit der Fabrikation von Alkaloiden im Großmaßstab begann, sind zahlreiche Manuskripte, Geschäftsbücher und Briefe erhalten, unter anderem die Korrespondenz mit Justus von Liebig und anderen Wissenschaftlern.

Von seinem Großvater Johann Heinrich Merck (1741 – 1791, Schriftsteller) finden sich wahre Schätze, wie die an ihn gerichteten Originalbriefe von Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder, Christoph Martin Wieland und Georg Christoph Lichtenberg.

Zum Bestand des Archivs zählen jedoch nicht nur Schriftstücke, sondern auch ca. 40 000 Fotos sowie Filme, Tonbandaufnahmen, Originalverpackungen und Etiketten von Arzneipräparaten wie auch diverses Sammlungsmaterial: Gewichte, Messbecher, Alkaloidmuster etc.; all dies veranschaulicht in seiner Gesamtheit die Firmengeschichte auf besondere Weise.

Ein spezieller Höhepunkt unseres Archivbesuchs war die Vorführung eines 1921 gedrehten und nachträglich vertonten Stummfilms, der die alltäglichen Abläufe innerhalb des Unternehmens humorvoll in Szene setzt.

Wir danken Frau Dr. Bernschneider-Reif und ihren Mitarbeiterinnen für die einmalige Gelegenheit, Zugang zu allen Archivalien und zur Bibliothek erhalten zu haben, und Frau Eiers für die interessante Werksführung.

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