Berichte

Arzneimittelinformationsstelle Regensburg: Eine Zwischenbilanz

Ende des Jahres 2000 erhielten die Apotheke des Klinikums und das Institut für Pharmazie der Universität Regensburg mit ihrem Konzept den Zuschlag für das von der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) ausgeschriebene Pilotprojekt "Arzneimittelinformationsstelle für Bayern und Studentenausbildung". Eine erste Zwischenbilanz zogen kürzlich bei einem Besuch der Infostelle der BLAK-Präsident Johannes Metzger, der BLAK-Geschäftsführer Dr. Platzer und dessen Mitarbeiterin Dr. Sonja Weinzierl, die Regensburger Pharmazieprofessoren Buschauer, Elz und Göpferich und der Leiter von Infostelle und Klinikapotheke Ulrich Rothe sowie dessen Mitarbeiter Johannes Schwarzbeck und Dr. Wolf Wilczek.

Aufgaben der Arzneimittelinformationsstelle

Zu den Aufgaben der Arzneimittelinformationsstelle gehört es,

  • Anfragen von Apothekern, Ärzten und Patienten zu beantworten, die über eine Apotheke an die Infostelle gerichtet werden und für welche die üblichen Nachschlagewerke keine Auskunft bieten, und
  • die Qualität der Arzneimitteltherapie und die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern auch außerhalb der Kliniken zu fördern.

Bewusst wurde bei diesem Konzept Wert darauf gelegt, den Fragenstrom ausschließlich über eine Apotheke bzw. eine/n Apotheker/in vor Ort zu leiten, um so einerseits das Standbein des Apothekers ganz konkret vor Ort als Ansprechpartner für Fachkreise und Patienten auch in schwierigen Arzneimittelfragen zu stärken, andererseits eine Art "Vorfilter" für leichte bis mittelschwere Anfragen zu haben.

Wesentliche Aufgabe ist es aber auch, die Pharmaziestudenten mit den neuen Medien sowie den Fachdatenbanken, die über das Wissenschaftsnetz der Universität, das Internet oder per CD-ROM zugänglich sind, bekannt zu machen. In den USA gibt es schon lange ein Netz von Arzneimittelinformationsstellen, in denen Pharmaziestudenten theoretisch und praktisch ausgebildet werden. Bekanntestes Beispiel ist aufgrund der guten Kontakte nach Deutschland das Drug Information Center des Shands Hospital der Universität von Florida in Gainesville.

Lehre, Information und Zusammenarbeit

Im Rahmen eines Lehrauftrages der Naturwissenschaftlichen Fakultät IV führen Rothe und Dr. Wilczek ein Seminar in zwei Blöcken zu je vier Stunden für die Studenten des 7. und 8. Semesters sowie Studentenpraktika in der Arzneimittelinformationsstelle durch – derzeit im Rahmen eines Fertigarzneimittelseminars, künftig im Rahmen des Faches "Klinische Pharmazie" im 6. und 7. Semesters. Im praktischen Teil werden die Studenten derzeit in Vierer-Gruppen je eine Woche lang nachmittags durch die Apotheker Rothe, Schwarzbeck und Dr. Wilczek im Wechsel betreut.

Allein im Jahr 2001 führte die Infostelle 1392 Recherchen durch, darunter auch solche über melderelevante, unerwünschte Arzneimittelwirkungen an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Diese Zahl zeigt auch die hohe Akzeptanz der Infostelle. Die Ergebnisse werden als Bericht in einer Datenbank dokumentiert und dann an einen Server im Sondersammelgebiet Pharmazie der Bibliothek der Technischen Universität Braunschweig und von dort an einen zentralen Server der im AMINO-Verbund zusammengeschlossenen Arzneimittelinformationsstellen aus anderen Bundesländern übergeben.

Das Anfragespektrum ist breit gefächert und umfasst neben unerwünschten Arzneimittelwirkungen u. a. auch Fragen zu Wechselwirkungen, zur Phytotherapie, Verfügbarkeit von Arzneimitteln, zu Rezepturen und therapeutischen Arzneimittelinformationen. Etwa ein Viertel der Anfragen stammen von Ärzten, ein Drittel von Patienten, der Rest (4%) von Apotheker/inne/n, wobei sich auch dahinter nicht angekreuzte Arzt- oder Patientenfragen verbergen können. Die Fragesteller erhalten einen schriftlichen Bericht mit Referenzen und Literaturanhang bzw. Datenbankauszügen und einen Fragebogen zur Zufriedenheit.

Es wurden auch Recherchen für das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz, die Kassenärztliche Vereinigung, die Bayerische Landesärztekammer, die AOK und ein Kreisjugendamt durchgeführt.

"Wichtig für den späteren Berufsstand"

Das überwiegend positive Feedback motiviert die Mitarbeiter. Auch die betreuten Studenten erhalten Bewertungsbogen, um den Unterrichts- und Praktikumsteil zu optimieren. Während im ersten Durchlauf 2001 noch Kritik an den durch die großen Studentenzahl bedingten erschwerten Rahmenbedingungen aufkam – man wollte auch dem ausscheidenden Jahrgang noch zusätzlich die Teilnahme ermöglichen und hatte dadurch mehr als doppelt so viel Studenten zu betreuen –, fielen die zweiten und dritten Evaluationen sehr positiv aus. Alle Student/inn/en schätzten dieses Stoffgebiet als wichtig für den späteren Berufsstand ein. Über 100 Student/inn/en nahmen im Jahr 2001 an der erweiterten Ausbildung teil. Die Apotheker der Infostelle führten 14 Seminarstunden und 384 Stunden Praktikumbetreuung durch.

Natürlich dauern Recherchen, die gemeinsam mit Studenten zu Übungszwecken durchgeführt werden, länger als ohne Betreuung. Dies wurde auch auf dem Bayerischen Apothekertag 2001 in Weiden bei dem Bericht über das Projekt deutlich gemacht. Die Kolleg/innen begegnen dem aber im Interesse der Sache offenbar mit Verständnis, wie die Verteilung der Dringlichkeit zeigt: In der Mehrzahl der Fälle (35%) wird eine Beantwortungsfrist von bis zu drei Tagen oder länger (19% "1 Woche", 24% "eilt nicht") eingeräumt. Solche Anfragen eignen sich dann für die Studentenausbildung. In 22% der Fälle wird um Antwort am selben Tag gebeten.

Perspektiven

Noch in diesem Monat werden Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz, der Regierung der Oberpfalz, des Vorstands der BLAK, der Lesmüller-Stiftung, der Bundesapothekerkammer sowie Vertreter des Regensburger Instituts für Pharmazie die Informationsstelle besichtigen und darüber diskutieren, inwieweit ein solches Modell auch an anderen Universitätsstandorten etabliert werden kann.

Positive Signale für die Bewilligung eines zweiten Projektes gibt es bereits. Vor kurzem wurde mit der Infostelle der Bayerischen Zahnärztekammer, welche u. a. in Fragen zu Zahnmaterialien und Geschmacksbeeinflussungen Auskunft gibt, über eine Zusammenarbeit gesprochen.

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