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- DAZ 28/2002
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Die Seite 3
... aber richtig – möchte man diesen Satz vervollständigen. Diesen Eindruck nahm man jedenfalls vom Bayerischen Apothekertag mit nach Hause, der am vergangenen Wochenende in Deggendorf stattfand. Denn: die Regierung des Freistaates sprach sich eindeutig für das bestehende Apothekensystem aus. Die Importquotenregelung und Bestrebungen, den Arzneiversandhandel einzuführen, lehnen bayerische Unions-Politiker rundweg ab. Der designierte Kanzlerkandidat Edmund Stoiber wendet sich, so konnte der bayerische Kammerpräsident Johannes Metzger von einem Gespräch der ABDA-Spitze mit Stoiber berichten, deutlich gegen den von Gesundheitsministerin Schmidt propagierten Arzneiversand- und Internethandel. Der Kanzlerkandidat vertritt die Auffassung, dass das bewährte System der Apotheken mit persönlicher Leitung durch einen Apotheker nicht zugunsten eines kommerziell orientierten Fremd- und Mehrbesitzes aufgegeben werden dürfe.
Aber auch der bayerische Staatsminister Erwin Huber bekannte sich in einer geradezu flammenden Rede auf dem Apothekertag für das bewährte System der inhabergeführten Individualapotheke und geißelte die chaotische Gesetzgebung von Rot-Grün im Bereich der Sozial- und Gesundheitspolitik. Die Bayerische Staatsregierung, so das Bekenntnis von Huber, lehnt das Gesetz mit der so genannten Aut-idem-Regelung ab ebenso wie Bestrebungen, den Versandhandel zuzulassen. Huber anerkannte die Leistung der Apotheken als mittelständische Unternehmen auch in Sachen Schaffung von Arbeitsplätzen.
Solche Worte aus politischem Munde zu hören – das tut richtig gut in einer Zeit, in der die Apotheke und ihre unschätzbar wichtigen Leistungen von regierenden Politikern gering geschätzt und geradezu missachtet werden. In Bayern weiß man, was man an den Apotheken hat. Natürlich, es ist Wahlzeit und Wahlzeit ist auch Zeit für einen Schmusekurs derjenigen, die gerade nicht regieren dürfen. Andererseits waren dies klare Worte von Stoiber und Huber, an denen sie sich nach dem 22. September – im Fall der politischen Wende – auch messen lassen müssen.
Die Aktion "Pro Apotheke" ist mit 7,7 Millionen erfolgreich zu Ende gegangen. Eine einmalige Aktion in der Geschichte Deutschlands und deutscher Apotheken. Aber: Die Aktion ist vorbei – und keiner hat’s gemerkt, möchte man fast sagen. Denn das Medienecho war relativ dünn, so nicht nur mein persönlicher Eindruck. Erkennen die Medien die Bedeutung dieses Votums der Bevölkerung nicht? Sind die Medien schon so verblendet und jubeln partout den Versandhandel hoch, weil sie die Hintergründe nicht kennen? Oder weil große Medienkonzerne etwa über Umwege am Versand profitieren und dies bis in die Berichterstattung hinein steuern?
Oder gibt es hier ein Kommunikationsproblem von Seiten der ABDA? Warum greifen die Medien das Alternativkonzept der ABDA nicht auf (kompetente Zustellung per Boten – bis ans Krankenbett), das einen noch besseren Service beinhaltet als es ein Versandhändler mit ups, Post oder DHL je bieten kann? Da tickt etwas nicht richtig.
Ob Bundesgesundheitsministerin Schmidt die 7,7 Millionen Unterschriften einfach ignorieren oder zynisch von ihrer Staatssekretärin Schaich-Walch abkanzeln lassen kann, die meinte, man solle dann wenigstens all denjenigen Bürgern, die nicht unterschrieben haben, den Internetversand ermöglichen, wage ich zu bezweifeln. Denn der Protest gegen Schmidt und ihre Vorhaben, das Apothekensystem zu zerschlagen, geht weiter: Auf ihren dilettantischen Brief an alle Apotheken hagelt es jetzt Antwortschreiben von Apothekerinnen und Apothekern, die sich in ihrer Existenz bedroht und in ihrer Arbeit missverstanden und missachtet fühlen. In unserer Leserbrief-Rubrik dokumentieren wir diese Briefe, deren Inhalt eigentlich jeden vernünftigen Politiker zum Nach- und Umdenken anregen müsste. Vielleicht werden diese Meinungsäußerungen der Apothekerinnen und Apotheker als Zeichen im Ministerium gesehen, dass uns die Lage sehr ernst ist.
Querelen in Baden-Württembergs Kammer: Die Präsidentin – bei ihrer Wahl vor vier Jahren Deutschlands erste Kammerpräsidentin – packt aus. Sie fühlt sich von einigen Vorstandsmitgliedern gemobbt, in ihrer Arbeit behindert und ungerechtfertigt kontrolliert. Gab es sogar Intrigen auf höchster Ebene? Lesen Sie unser Interview mit Karin Wahl.
Peter Ditzel
Bayern tickt anders ...
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