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- DAZ 28/2002
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Arzneimittel und Therapie
Essenzielle Hypertonie: Fixkombination zur Kontrolle morgendlicher Blutdrucksp
Die verschiedenen Körperfunktionen des Menschen unterliegen rhythmischen Veränderungen innerhalb von 24 Stunden. Solche Rhythmen existieren im Blutdruck und Puls, der Körpertemperatur, der Durchblutung von Organen, den Funktionen von Lunge, Leber und Nieren und in den Konzentrationen von Hormonen. Auch Funktionen des Herzens und des Gehirns sind zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedlich ausgeprägt.
Einfluss zirkadianer Rhythmen
Darüber hinaus können auch Krankheitssymptome eine ausgeprägte tageszeitliche Strukturierung aufweisen: So treten Angina-pectoris-Anfälle vermehrt zwischen 4 und 6 Uhr morgens auf. In zahlreichen unabhängigen Studien konnte gezeigt werden, dass auch Herzinfarkte mit einer größeren Häufigkeit zwischen 8 und 12 Uhr auftreten als zu anderen Tageszeiten, gleiches gilt auch für kardiale Todesfälle. Es wird ein kausaler Zusammenhang dieser Häufung von zerebralen und kardiovaskulären Ereignisse mit dem steilsten Blutdruckanstieg im gesamten 24-Stunden-Verlauf in den frühen Morgenstunden gesehen. Dieser morgendliche Blutdruckanstieg nach der Absenkung in der Nacht ist eine notwendige physiologische Kreislaufanpassung an die körperlichen Bedürfnisse nach dem Aufstehen.
Morgendlicher Anstieg bedrohlicher kardiovaskulärer Ereignisse
Das ausgeprägt rhythmische 24-Stunden-Blutdruckprofil kann mittels der ambulatorischen Blutdruckmessung erfasst werden: Beim Gesunden und den meisten essenziellen Hypertonikern finden sich zwei Gipfel während des Tages, gefolgt von einem nächtlichen Blutdruckabfall ("Dipper"). Bei Formen der sekundären Hypertonie, z. B. renal, endokrin, schwangerschaftsbedingt, ist der nächtliche Blutdruckabfall häufig abgeschwächt, aufgehoben oder es treten sogar nächtliche Blutdruckspitzen auf ("Non-dipper").
Ein Non-dipping-Blutdruckprofil ist mit vermehrten Endorganschäden verbunden. In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass bei "Dippern" Antihypertensiva morgens – am besten vor dem Aufstehen – eingenommen werden sollen. Bei so genannten "Non-Dippern" hat es sich gezeigt, dass hier eine abendliche Gabe (allein oder zusätzlich) der Medikamente nicht nur den erhöhten Blutdruck senkt, sondern auch das pathologische 24-Stunden-Blutdruckprofil normalisieren kann.
Ausreichende Blutdrucksenkung in den frühen Morgenstunden
Insbesondere bei Patienten mit einem überschießenden morgendlichen Blutdruckanstieg spielen die letzten vier Stunden des 24-Stunden-Dosierungsintervalls – die Aufstehphase – eine wichtige Rolle. Das Problem liegt aber oft darin, dass die Patienten die beste Compliance dann aufweisen, wenn sie nur einmal morgens eine Tablette einnehmen müssen. Da jedoch viele so verabreichte Antihypertensiva am Ende des 24-stündigen Dosierungsintervalls bzw. am nächsten Morgen nicht mehr ihre maximale blutdrucksenkende Wirkung aufrecht erhalten können, gewährleisten sie gerade in den kritischen Morgenstunden keine optimale Blutdruckkontrolle, so dass zu diesem Zeitpunkt eine therapeutische Lücke entstehen kann, die mit einem Anstieg bedrohlicher kardiovaskulärer Ereignisse einhergeht. Eine optimale antihypertensive Behandlung setzt die gleichmäßige und andauernde Senkung erhöhter Blutdruckwerte sowie die Reduktion von Blutdruckschwankungen während des gesamten 24-stündigen Dosierungsintervalls voraus.
Blutdrucksenkung durch Blockade der Angiotensin-II-Rezeptoren
Seit 1995 stehen mit den Angiotensin-II-Blockern eine weitere Substanzklasse neben den ACE-Hemmern zur medikamentösen Therapie der Hypertonie zur Verfügung, die in das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) eingreifen. ACE-Hemmer inhibieren das Angiotensin-Konversions-Enzym (ACE). Dadurch wird Angiotensin I (AT I) nicht in das wirksame Angiotensin II (AT II) umgewandelt und Bradykinin und weitere vasoaktive Substanzen nicht in inaktive Metabolite abgebaut. Der resultierende Mangel an Angiotensin II und der Überschuss an Bradykinin ist für die vasodilatierenden und natriuretischen Effekte und somit für die Blutdruck senkende Wirkung verantwortlich.
Angiotensin-II-Rezeptorblocker wirken peripherer im RAAS als ACE-Hemmer. Sie konkurrieren mit Angiotensin II um dessen Rezeptor, speziell um den Rezeptor AT1 – daher auch der Name AT1-Rezeptor-Antagonist – in vielen Organen und Geweben. AT1-Rezeptor-Antagonisten gelten als besser verträglich, dies betrifft insbesondere unerwünschte Wirkungen der ACE-Hemmer, wie den Reizhusten und das angioneurotische Ödem. In Deutschland stehen mit den Sartanen AT1-Rezeptor-Antagonisten zur Verfügung, die kompetitiv oder auch nicht-kompetitv die durch Angiotensin II hervorgerufene Wirkung am Angiotensin-II(Typ 1)-Rezeptor blockieren.
Telmisartan: ausreichender Schutz in den Morgenstunden
Telmisartan ist ein AT1-Blocker, der sich durch eine lange Halbwertszeit und hohe Gewebegängigkeit von den anderen Sartanen unterscheidet. Die Vorteile von Telmisartan in der Monotherapie, die 24-Stunden-Wirkung mit einer Wirksamkeit auch am Ende des Dosierungsintervalls, finden sich analog bei der Kombination von Telmisartan mit dem Diuretikum Hydrochlorothiazid. In den meisten Fällen der Hypertoniebehandlung ist eine Kombinationstherapien erforderlich, um die Blutdruckzielwerte zu erreichen. Eine Fixkombination aus einem AT1-Blocker und einem niedrig dosierten Diuretikum fördert zum einen die Compliance der Betroffenen, zum anderen zeigten Studien, dass bei erwünschtem additiven Therapieeffekt der niedrig dosierten Kombinationstherapie die bei höherer Einzeldosierung auftretenden Nebenwirkungen unterbleiben.
Quelle Prof. Dr. med. Björn Lemmer, Mannheim, Prof. Dr. med. Martin Middeke, München, Prof. Dr. med. Peter Trenkwalder, Starnberg; Einführungspressekonferenz "Micardis Plus®: Moderne Blutdrucksenkung made in Germany", Ingelheim, 12. Juni 2002, veranstaltet von der Boehringer Ingelheim Pharma KG, Ingelheim.
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