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- DAZ 39/2002
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Die Seite 3
Die Reportage über DocMorris, die wir in dieser Ausgabe veröffentlichen, macht es wieder einmal deutlich: allein der Versand von Arzneimitteln ist nicht das Schreckgespenst, das wir fürchten müssen. Auch wenn diese Apotheke tatsächlich zur Zeit enorm wächst, ist ihr Anteil am Gesamtumsatz der GKV verschwindend gering, ist das Verschicken von Arzneimitteln nicht das eigentliche Thema. Das Wachstum dieser Internetapotheke ist wohl eher darauf zurückzuführen, dass DocMorris durch die laufende Berichterstattung in den Medien und in Krankenkassen-Hauspostillen eine gewisse Popularität gewonnen hat.
Dank der kostenlosen Werbung, die Spiegel, Focus, Stern und Co. für die Niederländer machen, hat es sichtlich für einige seinen Reiz, auch mal Arzneimittel übers Internet zu bestellen bzw. ein Rezept bei DocMorris einzureichen. Auch wenn die experimentierfreudigen Internetuser meist bald merken, dass es viel umständlicher ist als einfach in die nächste Apotheke zu gehen. Immerhin, die 4 bis 5 Euro an Rezeptzuzahlung, die die deutschen Apotheken ihren Kunden abknöpfen müssen, sparen sie ja dabei.
Und welche anderen Vorteile haben sie? Vorerst keine. Die Krankenkassen verlangen noch die gleichen Beitragssätze, auch eine finanzielle Rückvergütung ist nicht vorgesehen. Noch nicht. Vielleicht wird ja das Einreichen eines Rezepts bei einer Versandapotheke irgend wann einmal auch damit schmackhaft gemacht, dass ein paar Euro weniger Beitrag bezahlt werden müssen.
Warum deutsche Apotheker nicht gut auf DocMorris zu sprechen sind, liegt daran, dass diese Versandapotheke letztendlich der Auslöser dafür ist, dass das bewährte Gefüge unseres Apothekenwesens durcheinander kommt. Es kann – gerade auch nach diesem Wahlausgang – dazu führen, dass Versandapotheken auch in Deutschland zugelassen werden. Denken wir weiter: Mit den derzeitigen Bestimmungen wird eine Apotheke, die versenden will, den Krankenkassen allerdings kaum einen besseren Preis bieten können als konventionelle Apotheken.
Ganz abgesehen davon, dass in Deutschland die Zuzahlung aufs Rezept erhoben werden muss. Vorteile könnte eine deutsche Versandapotheke nur realisieren, wenn einige gesetzliche Bestimmungen geändert würden. Dieser Druck auf den Gesetzgeber würde wachsen und wohl Erfolg haben. Fiele zum Beispiel das Fremdbesitzverbot, könnten kapitalkräftige Partner bei einer Apotheke einsteigen. Fiele das Mehrbesitzverbot, könnten sich einige Apotheker zusammen tun und eine Kette bilden. Und es könnte Druck auf die Arzneimittelpreisverordnung entstehen, damit günstigere Preise möglich würden. Kleinere einzelne Apotheken könnten da kaum mithalten. Kurzum: die Apothekenlandschaft würde, ja müsste sich wandeln.
In den Niederlanden haben die kleinen Apotheken den Kampf aufgenommen, sie bieten z. B. bessere Serviceleistungen an und bauen die pharmazeutische Betreuung aus. Kommt ein Versandhandel in Deutschland, dann müsste der Weg in eine ähnliche Richtung gehen.
Fazit: letztendlich geht es nicht um Versand hin und Versand her, sondern wie wir eine neue Herausforderung annehmen und das Beste daraus machen. Irgend wann ist DocMorris nur noch eine Fußnote in den Pharmaziegeschichtsbüchern wert.
Die Bundestagswahl 2002 hat uns die rot-grüne Regierung erhalten. Was bedeutet das für die Zukunft des Gesundheitswesens, für die Apotheken? Wir haben uns spontan bei Offizinapothekern, Funktionären und Berufspolitikern umgehört und einen Meinungsspiegel zusammengetragen. In vier Kommentaren haben wir von Herausgeber- und redaktioneller Seite aus versucht, unsere Einschätzung des Wahlausgangs darzulegen.
Und wie sehen Sie die Zukunft nach dieser Wahl? Über Ihren Brief, Ihr Fax oder Ihre E-Mail zu diesem Thema freuen wir uns.
Peter Ditzel
Versandapotheke? Da geht es um mehr!
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