Prisma

Substitutionstherapie: Nokain statt Kokain

Wie die Ersatzdroge Methadon Heroinsüchtige von der Nadel fernhalten soll, so soll Nokain Kokainabhängige künftig vom Sniffen abhalten. Wie amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics" schreiben, wollen sie Nokain nächstes Jahr in klinischen Studien für die Substitutionstherapie testen.

Bei Nokain handelt es sich um das Kokainanalogon (+)-Methyl-4β-(4-Chlorophenyl)-1-Methylpiperidin-3α-Carboxylat [(+)-CPCA]. Im Tierversuch wurde seine Wirkung vor kurzem mit der von Kokain verglichen. Bei Rhesusaffen zeigte sich, dass Nokain ähnlich wie Kokain wirkt, jedoch deutlich schwächere Effekte vermittelt. Die Wirkung war nur etwa ein Viertel so stark wie die von Kokain. Entsprechend war auch das Suchtpotenzial schwächer ausgeprägt als das von Kokain.

Affen, denen eine Dosis Nokain als Belohnung für die Ausführung bestimmter Aufgaben angeboten wurde, strengten sich zwar mehr an als für Plazebo, für Kokain unternahmen sie jedoch weit größere Anstrengungen. Nokain macht somit nicht so abhängig wie die Droge, schließen die Studiendurchführenden, Mediziner der University of Mississippi und der University of Texas.

Das Mittel könne sich daher eignen, Entzugserscheinungen zu lindern und es Abhängigen erleichtern, vom Kokain wegzukommen. Bevor die Substanz in die klinische Prüfung eingehen kann, müssen jedoch noch toxikologische Untersuchungen durchgeführt werden. Mit deren Abschluss rechnen die Wissenschaftler im kommenden Jahr. ral

Quelle: Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics 2002, Vol. 303, Nr. 1, S. 211 – 217

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