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Die Seite 3
Deutscher Apothekertag 2002 ein schwieriger Apothekertag vor dem Hintergrund, dass er in eine gesundheitspolitische Interimszeit fällt und die Leistungen der Apotheke und die Preiswürdigkeit der Leistungen von verschiedenen Seiten in Frage gestellt werden. Noch steht nicht fest, welche(r) Bundesgesundheitsminister(in) die Richtung für das Gesundheitswesen angeben wird. Nur eines dürfte schon sicher sein: Die neue alte Bundesregierung wird ihren (Spar-)Kurs im Gesundheitswesen weiter halten. Das bedeutet, dass die Empfehlungen des Runden Tisches nicht vom Tisch sind, sondern weiterhin verfolgt werden. Es wird also u. a. darauf hin gearbeitet, einen Versandhandel mit Arzneimitteln einzuführen. Wenngleich die Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbots nicht auf der Agenda steht, könnte dieses Thema provoziert durch den Versandhandel und sein Kapitalbedürfnis eine Folge des Versandhandels sein, ähnlich wie eine Modifikation oder gar Abschaffung der Arzneimittelpreisverordnung.
Hinzu kommt die Forderung der Krankenkassen, mit einem Sofortprogramm die Ausgabenentwicklung zu stabilisieren (siehe unseren Beitrag auf Seite 19). Auf der Liste stehen für Präparate ohne Festbetrag ein Preisstopp für 2003 und 2004 und eine Absenkung der Preise um 10%, eine Absenkung der Handelsspanne des Großhandels um 25%, die Kappung der Aufschläge bei hochpreisigen Arzneimitteln oder ein Fixzuschlagssystem. Allein diese drei Maßnahmen würden die Apotheken mit bis zu 914 Millionen Euro belasten. Auf die einzelne Apotheke runtergerechnet müsste die Apotheke mit durchschnittlich 42500 Euro weniger pro Jahr auskommen. Darüber hinaus halten die Kassen ihre bekannten Forderungen aufrecht, wie z. B. die Einführung einer Positivliste, die Aufhebung der Apothekenpflicht für Impfstoffe und die Lockerung des Versandhandelsverbots.
Es gibt Hinweise darauf, dass bereits ab 1. Januar 2003 ein Vorschaltgesetz, d. h. kurzfristig wirkende Maßnahmen zur Begrenzung der Ausgabenentwicklung, kommen sollen. Angesichts dieser Forderungen der Krankenkassen, mit denen wieder einmal die Apotheken stark belastet werden sollen, frage ich mich, warum eigentlich immer die Kassen bei anderen nach Einsparmöglichkeiten suchen. Sollten nicht auch einmal Apotheker und Ärzte ein Papier auf die Beine stellen, in dem Rationalisierungsmaßnahmen bei den Kassen gefordert werden, außerdem weitere Zusammenschlüsse von Kassen, mit denen sich Synergieeffekte realisieren lassen und eine drastische Senkung der Verwaltungskosten. Darüber hinaus könnte auch die Forderung kommen, sich auch bei preisgünstigeren Krankenversicherungen in anderen europäischen Ländern versichern zu dürfen. Wenn die Arzneimittel per Versand aus Holland oder per Import aus Portugal kommen sollen, ist es nicht mehr einsehbar, warum ein deutscher Bürger sich nicht auch bei einer holländischen oder portugiesischen Krankenkasse versichern darf.
Unter dem enormen Druck, der durch die gesundheitspolitischen Überlegungen zur Kosteneinsparung auf den Apotheken lastet, suchen auch die Apotheker nach Angeboten an die Öffentlichkeit, wie sie zeigen können, dass sie ihr Geld wert sind. Der Deutsche Apothekertag wird sich damit beschäftigen, wie die Apotheke in Disease-Management-Programme eingebunden werden kann, welche Vorteile die pharmazeutische Basisbetreuung bringt und wie die wohnortnahe Versorgung bis ans Krankenbett aussehen könnte. Neu überlegt wird die Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen. Es steht die Arzneimittelpreisverordnung zur Debatte, die Nachtdienstvergütung, die Preise der Rezepturherstellung und aut idem. Und schließlich soll es auch Geld geben für die Einbindung in Disease-Management-Programme.
Einen gangbaren Weg zeigt der Versuch in Niedersachsen auf, eine Art Hausapothekeu etablieren. Vor allem chronisch kranke Patienten sollen sich bei einer Hausapotheke einschreiben, von der sie mit Arzneimitteln, Medizinprodukten und Hilfsmitteln versorgt werden, wennís sein muss sogar bis ans Krankenbett. Die Vorteile für die Kassen: sie erhalten günstigere Preise für Nichtarzneimittel. Die Vorteile für die Apotheke: die Krankenkassen vergüten die pharmazeutische Betreuung, z. B. die Erstellung von Arzneimitteldossiers, als Leistung des Apothekers.
Die Hauptthemen des Apothekertags, die Vereinbarungen in Niedersachsen es sind zaghafte Versuche, die (Dienst-)Leistungen der Apotheke auf festen Grund zu stellen. Ich gehe davon aus, dass darin noch enorme Chancen liegen. Die Apotheke wird sich verändern müssen sonst wird sie verändert.
Peter Ditzel
Veränderungen in Sicht
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