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Arzneimittel und Therapie
Psoriasistherapie: Neues Kombinationspräparat hilft der Haut
An der Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte) leiden weltweit ca. 80 Millionen Menschen, bei 25 Prozent ist die chronisch-entzündliche Hautkrankheit mittelschwer bis schwer ausgeprägt. In Deutschland sind etwa 1,5 Millionen Menschen betroffen. Typisch für die Psoriasis (griech.: psao = kratzen) sind rote, erythematöse, scharf begrenzte Herde, die mit silbrig-weißen Schuppen bedeckt sind und zuweilen jucken. Bevorzugt sind Ellenbogen, Knie, Kreuzbeingegend, Nägel und die Kopfhaut befallen.
Ursache dafür ist die erheblich beschleunigte epidermale Zellneubildung. Bei Hautgesunden durchläuft ein normaler Keratinozyt auf seinem Weg vom Stratum basale an die Hautoberfläche einen etwa 28-tägigen Zyklus, in dem er sich differenziert, seinen Kern verliert und sich mit anderen Keratinozyten zur Hornschicht vernetzt. Bei Psoriasis-Patienten ist dieser Zyklus sehr stark verkürzt, der Keratinozyt durchwandert die Epidermis in nur drei bis vier Tagen. Es kommt zu Verhornungsstörungen, den typischen starken Schuppenauflagerungen und als Folge davon auch zu einer gestörten Barrierefunktion der Haut.
Hohe psychische Belastung
Nicht unterschätzt werden sollte die psychische Belastung der Patienten. Reaktionen der Umwelt wie Anstarren oder entsetztes Abwenden aus Angst vor "Ansteckung" führen bei den Betroffenen häufig zu Scham und dem Gefühl, abgelehnt zu werden. Sozialer Rückzug, Vereinsamung und Depressionen sind eine häufige Folge. Die seelischen Belastungen können zu einer weiteren Progression der Hauterscheinungen führen. Nicht selten geben Psoriatriker mit schweren Symptomen den Kampf gegen die Erkrankung ganz oder zeitweilig auf. Eine umfassende Aufklärung zum Krankheitsbild, offene Gespräche mit Freunden und Bekannten sowie gegebenenfalls eine psychologische Begleitung der Patienten können daher den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
Genetische Komponente wahrscheinlich
Hinsichtlich des Zeitpunktes der Erstmanifestation unterscheidet man die Typ-I- und die Typ-II-Psoriasis. Typ I manifestiert sich in der Regel zwischen dem 16. und 22. Lebensjahr und weist eine starke genetische Prädisposition auf. Typ II tritt eher sporadisch im höheren Erwachsenenalter zwischen dem 57. und 60. Lebensjahr auf, die Familienanamnese hinsichtlich Psoriasis ist in den meisten Fällen negativ.
Für eine genetische Komponente in der Pathogenese der Psoriasis spricht auch die Tatsache, dass die Erkrankung vor allem bei der europäischen und weißen nordamerikanischen Bevölkerung vorkommt, bei Afrikanern, den Ureinwohnern Nord- und Südamerikas sowie bei Japanern und Chinesen ist sie dagegen seltener anzutreffen. Obwohl eine familiäre Häufung der Psoriasis schon seit langem für möglich gehalten wird, kennt man heute weder den Vererbungsmodus noch die verantwortlichen Gene. Man spricht daher von einer multifaktoriellen Vererbung, die wahrscheinlich von Umweltfaktoren stark beeinflusst wird.
Pathogenese nicht vollständig aufgeklärt
Trotz intensiver Studien ist die genaue Ursache für das gestörte Proliferations- und Differenzierungsverhalten der Keratinozyten noch nicht bekannt. Man vermutet, dass aktivierte T-Lymphozyten eine entscheidende Rolle bei der Pathogenese spielen. Auch Triggerfaktoren sind von Bedeutung. Dazu zählen Alkohol, Medikamente, Stress, psychische Belastung, mechanische Reizung und Diäten, vor allem aber Infektionen. Bei letzteren spielen Superantigene von beta-hämolysierenden Streptokokken eine wichtige Rolle. Diese Erkenntnisse führten zu der Hypothese, dass es sich bei der Psoriasis wahrscheinlich um eine T-zellvermittelte Autoimmun-Dermatose aus dem Formenkreis der Poststreptokokkenerkrankungen handelt.
Differenzierte Therapie der Psoriasis notwendig
Die Therapie der Psoriasis richtet sich nach dem äußeren Erscheinungsbild und den klinischen Symptomen, die bei der Erkrankung sehr vielfältig sind. Man unterscheidet die akut-eruptive Psoriasis (Psoriasis guttata), die chronisch-stationäre Psoriasis vom Plaque-Typ, die Psoriasis erythodermatica, drei pustulöse Formen sowie die Psoriasis arthropathica, die bei fünf bis zehn Prozent aller Fälle auftritt und zusätzlich zu den Hauterscheinungen mit Gelenkveränderungen verbunden ist. Es ergibt sich zwangsläufig, dass sich nicht jede Erscheinungsform gleich gut mit jedem Therapeutikum angehen lässt.
Während bei einer schwach ausgeprägten Psoriasis eine gute Hautpflege, kombiniert mit einer Phototherapie, oft ausreicht, kommen bei den sehr schweren Erscheinungsformen systemische Arzneimittel wie Ciclosporin A zum Einsatz. Die verschiedenen topischen und systemischen Therapiemöglichkeiten können kombiniert oder auch nach einem Rotationsprinzip eingesetzt werden. Bei der Rotationstherapie wechselt man die Therapieschemata mit dem Ziel, längere Remissionszeiten zu erreichen sowie die Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente zu minimieren. In jüngster Zeit wurden mit den sogenannten "Biologicals" in der systemischen Therapie der Psoriasis gute Erfolge erzielt. Es handelt sich dabei um Immunsuppressiva und Immunmodulatoren wie Mycophenolatmofetil, Tacrolimus, Infliximab, Etanercept und Alefacept.
Neues Kombinationspräparat – schnell wirksam und sicher
Da bei der topischen Psoriasistherapie ohnehin häufig Wirkstoffe kombiniert angewendet werden, erschien es sinnvoll, eine fixe Kombination zu formulieren, die verschiedene Wirkprinzipien vereinigt. In dem neuen Kombinationspräparat Psorcutan® Beta ist das antiinflammatorisch und antiproliferativ wirkende Corticosteroid Betamethasondipropionat mit dem Vitamin-D3-Analogon Calcipotriol kombiniert. Calcipotriol besitzt ein multimodales Wirkprinzip, das heißt es werden verschiedene Bereiche der pathogenetischen Kaskade beeinflusst.
Der Wirkstoff inhibiert die Aktivierung und die Reifung der antigenpräsentierenden, dendriti- schen Zellen, die Antigenpräsentation selbst sowie die Entstehung zahlreicher proinflammatorischer Zytokine. Weiterhin kann die gestörte Differenzierung der Keratinozyten angeregt werden. Damit ist es möglich, mit Calcipotriol sowohl das gestörte Keratinozytenwachstum als auch die Entzündung wirksam zu regulieren. Von klinischer Bedeutung ist vor allem die hohe Langzeitsicherheit von Calcipotriol.
Dazu kommt, dass mit dem Wirkstoff auch problematische Areale wie genito-anale Regionen und der behaarte Kopf gut behandelt werden können. Der Nachteil bei einer Calcipotriol-Monotherapie liegt darin, dass bis zum Ansprechen des Patienten eine gewisse Zeit vergeht. Daher lag es nahe, eine Kombination mit einem schnell wirksamen Therapieprinzip wie dem Betamethasondipropionat zu formulieren.
Klinische Studien zeigten höhere Wirksamkeit gegenüber Monotherapie
In Psorcutan® Beta sind Calcipotriol und Betamethasondipropionat in der wasserfreien Salbengrundlage stabil und behindern sich nicht gegenseitig in der Absorption. Die Konzentrationen entsprechen denen auf dem Markt befindlicher Monotherapeutika (50 µg/g Calcipotriol plus 50 µg/g Betamethasondipropionat). In klinischen Studien wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Psorcutan® Beta gegen die Monotherapie mit den Einzelwirkstoffen getestet.
In einer doppelblinden Untersuchung mit 1106 Psoriasis-Patienten verbesserte sich der PASI-Index (Psoriasis Activity and Severity Index) unter einer vierwöchigen Therapie mit dem Kombinationspräparat um 74,4 Prozent, unter einer Betamethasondipropionat-Monotherapie um 61,3 Prozent und unter einer Calcipotriol-Monotherapie um 55,3 Prozent. Im Vergleich zu den Monosubstanzen war auch der Wirkeintritt unter der Kombinationstherapie sehr viel rascher. Diese Ergebnisse kommen wahrscheinlich durch eine synergistische Wirkung der beiden Substanzen zustande. Auch das Nebenwirkungsprofil scheint bei der Kombinationstherapie günstiger zu sein.
In einer doppelblinden, randomisierten Multicenter-Studie zeigten sich in der Gruppe der einmal täglich mit dem Kombinationspräparat behandelten Psoriasis-Patienten bei 9,9 Prozent lokale Hautreizungen (bei zweimal täglicher Anwendung bei 10,6 Prozent), in der Calcipotriol-Monotherapie-Gruppe waren es 19 Prozent und in der mit einer wirkstofffreien Salbe behandelten Gruppe (Vehikel-Gruppe) 12,5 Prozent.
Gute Compliance erwartet
Das Kombinationspräparat soll in der Initialtherapie der leichten bis mittelschweren Psoriasis über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen zum Einsatz kommen. Haben sich die akuten Beschwerden dann gebessert, ist nach etwa vier Wochen eine Erhaltungstherapie mit einem Calcipotriol-Monopräparat angezeigt. Wenn sich bei einem Psoriasis-Patienten der Hautzustand nach etwa zwei bis sechs Monaten – und das ist die Regel – wieder verschlechtert, könnte das Kombinationspräparat erneut kurzfristig angewendet werden, um die Entzündung frühzeitig abzufangen.
In einer Doppelblind-Studie mit 818 Patienten hatte sich außerdem gezeigt, dass eine einmal tägliche Anwendung von Psorcutan® Beta kaum weniger wirksam ist als die zweimal tägliche Anwendung. Man verspricht sich von der neuen Kombination also gleich mehrere positive Faktoren für die Compliance der Patienten: Die Hautläsionen werden durch die Corticosteroidkomponente rasch gebessert, eine einmalige Anwendung spart dem Patienten Zeit und die fixe Kombination verhindert das Verwechseln der Wirkstoffe, wie es bei der Monotherapie möglich sein könnte.
Kastentext: Durch Aufklärung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen
Die "Patientenberatung für Erkrankungen der Haut" (PBEH) ist eine Anlaufstelle für hautkranke Menschen und ihre Angehörigen in Fragen zur Krankheitsbewältigung, zu rehabilitativen Möglichkeiten oder zu Therapieangeboten. Damit soll die ärztliche Beratung, Therapie und Nachsorge unterstützt werden. Im Team arbeiten eine Gesundheitspädagogin und eine Ärztin mit. Die Beratung ist kostenlos und unverbindlich und kann montags bis freitags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr sowie dienstags bis 19 Uhr unter der Telefonnummer (040) 2 23 39 90 in Anspruch genommen werden.
Im Internet ist die PBEH unter www.hauterkrankungen.org zu finden, Anfragen können per Mail über die Kontaktadresse info@hauterkrankungen.org geschickt werden. Die "Patientenberatung für Erkrankungen der Haut" ist an den Deutschen Psoriasis Bund e. V. (DPB), die stärkste deutsche Patientenorganisation im Bereich der Hautkrankheiten, angegliedert. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) und der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) sind Kooperationspartner.
Quelle
Prof. Dr. Dr. Ch. C. Geilen, Berlin, Prof. Dr. U. Mrowietz, Kiel, Dr. K. Fritz, Landau, Einführungs-Fachpressekonferenz "Psorcutan® Beta: Kombinierte Psoriasis-Therapie – schnell und wirksam", 25. September 2002, Potsdam, veranstaltet von der Schering Deutschland GmbH.
Corticosteroide und Vitamin-D3-Analoga haben einen festen Platz in der Therapie der Psoriasis. Wie die Schering Deutschland GmbH mitteilte, wird in Kürze eine fixe Kombination des Corticosteroids Betamethasondipropionat mit dem Vitamin D3-Analogon Calcipotriol (Psorcutan Beta) erhältlich sein. Kontrollierte Studien zeigten eine höhere Wirksamkeit der Kombinationstherapie im Vergleich mit den entsprechenden Monopräparaten bei mindestens gleichwertiger Verträglichkeit.
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