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Die Seite 3
"Hier ist der Service gut" – dieses Prädikat verliehen 78% der Deutschen Bevölkerung den Apotheken und katapultierten sie damit auf den ersten Platz der Rangliste, die den Service im Bereich der Dienstleistungen auflistet. Dicht gefolgt von den Friseuren, Bäckereien und dem Buchhandel sind unsere Apotheken der Dienstleistungsbereich, der mit dem besten Service verbunden wird. Das Schlusslicht der repräsentativen Allensbacher Umfrage bilden Gemeinde-Stadtverwaltung, Telekom und am Ende die Bahn.
Ein tolles Ergebnis für die Apotheken also, das uns selbstbewusst machen sollte. Ich sehe es gleichzeitig als Bestätigung für die Unterschriftenaktion, bei der 7,7 Mio. Bürgerinnen und Bürger sich pro Apotheke ausgesprochen haben. Wo gibt es heute noch ein Einzelhandelsgeschäft, bei dem der Kunde auf jeden Fall die persönliche Bedienung vorfindet, wo er die Möglichkeit hat, eine kompetente Fachperson anzusprechen und mit den Fachleuten unmittelbar zu kommunizieren.
Das Ergebnis der Allensbach-Umfrage interpretiere ich auch dahingehend, dass die Versandapotheke und die anonyme Beratung per Telefon oder E-Mail bei den Bürgern nicht erwünscht ist. Hinzu kommt, dass die Apotheke in unserem heutigen Wirtschaftssystem eines der wenigen Einzelhandelsunternehmen darstellt, bei denen der Kunde in einen direkten Dialog mit dem Dienstleister treten muss, um sein Anliegen vorzutragen. Diese Art des "Einkaufs" oder Inanspruchnahme einer Dienstleistung ist in unserer Gesellschaft schon stark in den Hintergrund gedrängt durch anonyme Einkaufsmärkte, bei denen man lediglich Kontakt zur Kassiererin hat.
Darüber hinaus geht es beim Kontakt mit dem Dienstleister, im Gespräch mit dem Apotheker oder dem pharmazeutischen Fachpersonal um das höchste Gut eines Menschen, die Gesundheit. Es sind zum Teil sehr persönliche und individuelle Bereiche, die hier besprochen werden. In diesem Bereich haben Vertrauen und ein guter Service oberste Priorität. Die Apotheken bieten ihn.
Schon frühere Untersuchungen attestierten den Apotheken guten Service und Freundlichkeit. Die Apotheken bemühen sich, auch individuelle Wünsche der Kunden zu erfüllen – nicht zuletzt wird dies alles dazu beigetragen haben, dass Apotheken von der Bevölkerung auf den ersten Platz gewählt wurden.
Und genau diese Infrastruktur, die die Bürgerinnen und Bürger schätzen, wo der Service funktioniert, wo sie eine Art sozialer Drehscheibe vorfinden – genau dies versuchen nun die radikalen Sparpläne der rot/grünen Bundesregierung zu zerstören. Das geplante Vorschaltgesetz zur Kosteneinsparung im Gesundheitswesen, das bereits am 1. Januar in Kraft treten soll, wird mit 1,4 Mrd. Euro, so der jetzige Stand der Diskussionen, die Apotheken massiv treffen. Es beinhaltet im Wesentlichen drei Maßnahmen, die sich alle drei gegen die Apotheken richten.
Nach Einschätzung der ABDA sind die Konsequenzen dieser Sparmaßnahmen für die Apotheken nicht zu tragen. Konkret wird es bedeuten, dass, wie der Geschäftsführer Wirtschaft und Soziales der ABDA, Dr. Frank Diener auf den Wirtschaftstagen des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt ausführte, von den 1,42 Mrd. Euro allein die Apotheken mit 1,12 Mrd. Euro belastet werden.
Warum sollen die Apotheken 95% der Sparmaßnahmen tragen? Es ist nicht hinnehmbar, dass immer und immer wieder versucht wird, so stark am und im Pharmabereich zu sparen. Während große Ausgabenblöcke der Krankenkassen kaum tangiert werden, wird versucht, das Kassendefizit auf Kosten der Apotheken zu sanieren. Käme es zu den Sparmaßnahmen, müssten kleinere Apotheken aufgeben – zum Nachteil der Bevölkerung. Der Service ginge zurück, auch größere Apotheken müssten ihre Leistungen einschränken, für viele ginge es nur noch ums Überleben.
Immerhin dürfte sich jetzt ein Lichtblick zeigen. Es scheint mittlerweile aus der Politik Signale zu geben, die Interesse am ABDA-Konzept zur Drehung der Arzneimittelpreisverordnung zeigten, als Ausweg aus den oben genannten Maßnahmen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass sich Kassen mit der Bezahlung eines Betreuungshonorars an Apotheken anfreunden können – ein Novum in der bisherigen Struktur der Leistungserbringung.
Die nächsten Wochen werden daher enorm spannend und zukunftsweisend werden.
Peter Ditzel
Service-Oase Apotheke
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