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Schweizer Landesausstellung Expo 02: Suche nach Rahmenbedingungen für die biote

Novartis präsentiert sich bei der Schweizer Landesausstellung mit Biopolis, einer Stadt, in der die biotechnologische Zukunft bereits begonnen hat. Dabei hat man einen ganz realen Hintergrund vor Augen: In der Schweiz muss demnächst über eine Gesetzesvorlage abgestimmt werden, welche die Rahmenbedingungen für die eidgenössiche Stammzellforschung festlegen soll. Nun fand eine Bioethikwoche statt, bei der Experten dem Publikum Rede und Antwort standen.

Man schreibt das Jahr 2022. Die Bewohner von Biopolis unterhalten sich locker – und durchaus nicht ohne Humor – über Gesundheit, Krankheit, Schönheit, Lebensverlängerung. Mithilfe von Stammzellen produzierte Gewebe und Ersatzorgane gehören ebenso wie "Putzroboter" für verstopfte Gefäße zu den biotechnologischen Selbstverständlichkeiten. In Biopolis wird das als Realität dargeboten, was momentan erforscht wird – und von dem niemand weiß, ob solche biomedizinischen Errungenschaften jemals eine Praxisrelevanz erlangen werden.

Stammzellforschung – pro und kontra

Im Rahmen der Bioethikwoche fand am 23. August in Neuenburg ein öffentlicher Dialog über Forschung und Ethik statt. Prof. Dr. Paul Herrling, Forschungsleiter von Novartis (Schweiz), beschrieb das Potenzial der Stammzellforschung. Bei den Stammzellen muss man verschiedene Typen unterscheiden, die über ein sehr unterschiedliches Potenzial verfügen. Totipotente Stammzellen haben die Fähigkeit, einen neuen Organismus zu generieren, pluripotente Stammzellen können Zellen verschiedener Gewebearten liefern, jedoch keinen lebensfähigen Fetus.

Aus adulten Stammzellen entwickeln sich in der Regel "nur" Zelltypen des lokalen Gewebes. Adulte Stammzellen konnten bisher in etwa 20 Geweben (z. B. im Knochenmark) des erwachsenen Organismus und im Nabelschnurblut nachgewiesen werden; im Unterschied zu den embryonalen Stammzellen ist deren Potenzial nach bisherigen Erkenntnissen eher limitiert. Hämatopoetische Stammzellen haben sich bereits zur Unterstützung von hochdosierten Chemotherapien bei Krebspatienten bewährt. Für die breitere therapeutische Anwendung von Stammzellen existieren zahlreiche Modelle, wobei die Zukunft zeigen muss, ob Nutzen und Risiken in einem vertretbaren Verhältnis zueinander stehen.

Der Basler Philosoph Prof. Br. Hans-Peter Schreiber, Vorsitzender des Ethikrates von Novartis, sieht die Aufgabe seiner Kommission darin, eine Balance zwischen der Forschungsfreiheit und den gesellschaftlichen Erfordernissen zu schaffen. Da die moderne Biomedizin durch die rasante Entwicklung inzwischen in Grenzbereiche menschlicher Existenz vorgedrungen ist, ist die Gesellschaft mit immer schwierigeren Entscheidungssituationen konfrontiert. In der Schweiz liegt ein Gesetzesentwurf über die Embryonen- und Stammzellforschung zur Abstimmung vor, der diese Forschung unter strengen Auflagen grundsätzlich ermöglichen soll.

Der Bischof von Basel, Dr. Kurt Koch, betonte in seinem Statement, dass die katholische Kirche jede Verwendung von Vorformen menschlichen Lebens zu Forschungszwecken ablehne. Die Befürchtungen gehen vor allem in eine Richtung, und das ist die künstliche Herstellung von Embryonen für die Forschung. Weiterhin betrachtet er das zur Abstimmung vorliegende Gesetz als einen ersten Schritt – und dieser müsse verhindert werden im Sinne von "wehret den Anfängen". Er fordert daher den Verzicht auf die Forschung mit Embryonen und embryonalen Stammzellen; als einziges Zugeständnis kämen für ihn wissenschaftliche Untersuchungen an adulten Stammzellen infrage.

Der Bürger entscheidet

Mit dem Gesetzesentwurf wird der unbegrenzten Forschungsfreiheit ein Riegel vorgeschoben, ohne ein kategorisches Forschungsverbot auszusprechen. Ob sich die Schweizer Stimmbürger damit anfreunden können, wird die Volksabstimmung zeigen. Bis dahin sind Politiker, Wissenschaftler und Medien gefordert, den Entscheidungsprozess zu begleiten. Initiativen wie die Bioethikwoche sollen die Debatte über die künftige Entwicklung der biomedizinischen Forschung durch ausgewogene Informationen fördern.

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