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- DAZ 48/2002
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Arzneimittel und Therapie
Kurzkommentar: Aids – heute eine Banalität?
Neue Wirkstoffe, neue Therapieschemata bei der Kombinationsbehandlung mit antiretroviralen Medikamenten, vereinfachte Darreichungsformen, weniger Nebenwirkungen – der Fortschritt hält auch Einzug bei einer Erkrankung wie der HIV-Infektion. Die Zahl der neuen HIV-Infektionen in Deutschland – die nur geschätzt werden kann – ist in den letzten Jahren weitgehend konstant geblieben.
Dass diese Entwicklung aber auch eine gefährliche Seite hat, zeigte sich am Rande des 6. internationalen HIV-Kongresses. Früher, so berichtete eine Ärztin aus ihrer Praxis, fragten die meist jungen Männer, wenn sie das positive Testergebnis mitgeteilt bekamen, völlig verstört: "Und, wie lange habe ich noch?" Heute lehnen sie sich entspannt zurück und fragen: "Und, mit welcher Therapie fangen wir an?"
Das Gespenst Aids hat seine Bedrohlichkeit in den Köpfen verloren. Leichtfertigkeit macht sich breit: In den Praxen wird ein zunehmender Anstieg der Infektionen mit Syphilis registriert, die den gleichen Übertragungsweg wie die HIV-Infektion hat. Das Robert Koch-Institut meldet für das 1. Halbjahr 2002 1102 diagnostizierte Syphilis-Fälle: 50% mehr als im ersten Halbjahr 2001.
Sogar HIV-Positive kommen mit einer Syphilis-Infektion in die Praxen, das heißt, sie müssen ungeschützten Verkehr gehabt haben – trotz Wissens um ihre Infektion. Aids "verkommt" in den Köpfen zu einer behandelbaren chronischen Krankheit. Das ist zu einfach und vor allem gefährlich: Aids ist und bleibt ansteckend, tödlich und nicht zu letzt sehr kostspielig.
Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag – höchste Zeit, das HI-Virus wieder in das öffentliche Bewusstsein zu holen und nicht nur die rote Schleife anzustecken!
Carolina Kusnick
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