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Arzneimittel und Therapie
Therapie von Rauchgasvergiftungen: FCKW-freies inhalatives Corticoid erhält Zul
Besonders im Hinblick auf den FCKW-Ausstieg bei inhalativen Corticoiden zum 31. Dezember 2002 kann damit die Therapie in dieser Notfall-Indikation auch nach dem 1. Januar 2003 sichergestellt werden. Wichtig insbesondere für Apotheken, die jederzeit ein Mittel zur Behandlung von Rauchgasvergiftungen vorrätig halten müssen.
Reizung der Atemwege durch Rauchgas
Bei Bränden mit Rauchgasentwicklung sowie bei Unfällen, die zur Inhalation von Reizgasen wie Chlorgas oder Phosgen führen, kann es zu akuten Reizsymptomen der Atemwege und einer Kohlenmonoxid-Vergiftung kommen. Eine weitere Gefahr stellt die mögliche Ausbildung eines Ödems der Bronchialschleimhaut mit Hypersekretion dar, die zum toxischen Lungenödem führen kann. Dies kann noch 24 bis 36 Stunden nach einer Rauchgasexposition auftreten.
Als Prophylaxe zur Vermeidung eines Lungenödems werden nach einer akuten Rauchgasexposition initial inhalative Corticoide gegeben. Der mögliche klinische Verlauf einer Rauchgasintoxikation bis hin zu einem toxischen Lungenödem rechtfertigt die Anwendung eines inhalativen Glucocorticoids. Auch bei Symptomfreiheit ist eine vorbeugende Therapie sinnvoll.
Die genaue Indikation für die Zulassung zur Therapie nach Rauchgasexposition durch das BfArM lautet:
Antientzündliche Akuttherapie nach Rauchgasexposition durch
- Brände und Schwelbrände,
- Unfälle, bei denen giftige Dämpfe und Gase freigesetzt werden, die zu einem schnell auftretenden Lungenödem führen (z. B. durch Zinknebel, Chlorgas, Ammoniak) oder nach einer Latenzzeit ein Lungenödem auslösen (z. B. durch Nitrose Gase, Phosgen, Schwermetall-Dämpfe).
Lipophile gasförmige Reizstoffe schädigen Alveolen
Bei Rauchgasexposition ist von einer tiefen Inhalation von Teilchen und Gasen auszugehen. Insbesondere Rauchgase mit geringer Wasserlöslichkeit gelangen bis weit in die Peripherie der Atemwege. Daher ist es wichtig, dass das eingesetzte inhalative Glucocorticoid in der Lage ist, alle Atemwegsareale, sowohl die Atemwege als auch die Lungenperipherie, ausreichend mit Wirkstoff zu versorgen.
Ventolair® ist ein FCKW-freies Inhalationssystem mit dem Wirkstoff Beclometason-dipropionat (BDP) und dem Treibmittel HFA-134a (Norfluran). Es ist als Dosieraerosol und als atemzugausgelöster Autohaler erhältlich. In diesem Inhalationssystem ist es gelungen , den Wirkstoff BDP im Treibmittel HFA 134a zu lösen. Das "Lösungsaerosol" setzt in Verbindung mit einer neuen Ventiltechnik ein Partikelspektrum mit einer durchschnittlichen Partikelgröße von 1,1 µm frei.
Die inhalierten Wirkstoffteilchen sind somit kleiner und lungengängiger als dies bei herkömmlichen Corticoiden der Fall ist. Für den Einsatz bei Asthmapatienten hatte dies zur Folge, dass aufgrund der besseren Lungendeposition und der besseren Eindringtiefe des Wirkstoffs in die Atemwegsperipherie die erforderliche Dosis mit Ventolair® um 60% gesenkt werden konnte.
Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat einem FCKW-freien Inhalationssystem mit dem Wirkstoff Beclometason-dipropionat (BDP) und dem Treibmittel HFA-134a (Norfluran) (Ventolair®) jetzt die Zulassung für die Behandlung von Rauchgasvergiftungen erteilt, wie die 3M Deutschland GmbH mitteilte. Damit steht ein FCKW-freies inhalatives Corticoid für die Notfall-Indikation Rauchgasvergiftung zur Verfügung.
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