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Medizinstudium: Prüfung am virtuellen Patienten

An der Universität Witten/Herdecke wurden in diesem Jahr erstmals in Deutschland Computersimulationen bei der Prüfung zum 1. medizinischen Staatsexamen eingesetzt. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Universität hervor.

Die Anweisung an der Krankenzimmertür ist kurz: "Ein 48-jähriger Bergarbeiter kommt in Ihre Praxis und klagt über zunehmenden Husten." Für die KandidatInnen im ersten Staatsexamen Medizin der Universität Witten/Herdecke fängt damit ein Teil ihrer Prüfung an. Sie müssen jetzt die Lunge abhören und ihre Diagnose stellen. Im Modellstudiengang Medizin der Universität Witten/Herdecke werden Physikum und erstes Staatsexamen durch insgesamt sieben solcher praxisorientierter Prüfungen ersetzt.

Eines dieser neuen Prüfungsformate ist der so genannte OSCE: Objective Structured Clinical Examination. Dabei müssen die Studierenden einen Parcours mit etwa einem Dutzend Aufgabenstationen durchlaufen. An jeder Station ist solch ein Szenario beschrieben, das auch im ärztlichen Alltag vorkommen kann. Wichtig für das spätere Berufsleben: alle Schritte müssen dabei auch den Patienten gegenüber erläutert werden.

Für diese Prüfungen werden normalerweise eigens geschulte Simulationspatienten eingesetzt. Eine Schwierigkeit lag stets darin, dass krankhafte Befunde häufig nicht gespielt werden konnten und für echte Patienten die Belastung während so einer Prüfungen nicht zumutbar war. Hier hat das Projekt medicMED eine Computer-Lösung erarbeitet.

Einzelne Untersuchungsschritte, wie beispielsweise die Augenhintergrundspiegelung bei einer Diabetespatientin oder die Auskultation bei einer Lungenentzündung werden an virtuellen Patienten dargestellt. Hierfür wurden Computerarbeitsplätze so vorbereitet, dass auch ohne PC-Vorkenntnisse elektronisches Stethoskop und Augenspiegel bedient werden konnten.

Da die Organisation einer OSCE-Prüfung deutlich aufwändiger ist als die Durchführung von Multiple-Choice-Tests haben bislang viele Universitäten vor der Einführung dieser innovativen Prüfungsform zurückgeschreckt. medicMED konnte durch den erfolgreichen Einsatz der PC-Stationen zeigen, dass zumindest einzelne Module der Prüfung rechnergestützt erfolgen können und somit als Prototyp für weitere Prüfungen dienen können.

Auch außerhalb von Prüfungssituationen können die Studierenden mit medicMED lernen. Das Projekt medicMED (Multimedia Education – Internet Campus: Medicine) wird vom Staat mit insgesamt 2,8 Mio Euro bis Ende 2003 gefördert. Zusammen mit dem Kooperationspartner an der Universität Regensburg werden Patienten-Fallgeschichten multimedial für das Internet aufbereitet.

Ein interessanter Ansatz, der sich sicherlich auch auf das Pharmaziestudium übertragen ließe, z. B. indem man Pharmaziestudierende gezielt virtuellen Apothekenkunden gegenüber stellen würde, an denen sie dann – bevor sie ihr Praxissemester absolvieren – schwierige Beratungssituationen üben könnten.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Witten/Herdecke

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