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Arzneimittel und Therapie
Migräne: Ibuprofen in der Flüssigkapsel
15 Prozent der Frauen und 5 Prozent der Männer leiden unter Migräne, und zwar von Südafrika bis Norwegen, von Sibirien bis Kalifornien gleichermaßen. Das allein spricht bereits gegen den psychosomatischen Charakter der Erkrankung. Inzwischen konnte aber auch das Geheimnis der Pathogenese nach und nach gelüftet werden. Die Migräne als psychosomatische Krankheit ist damit vom Tisch.
Neurogene Entzündung mit psychosozialen Einflussfaktoren
Seit 1996 steht fest, dass ein genetischer Defekt die Basis für die Entwicklung einer Migräne ist. Weitergehende Untersuchungen haben gezeigt, dass diese genetischen Veränderungen zu einer Labilität in bestimmten Hirnregionen führen. Verschiedene Einflussfaktoren, so genannte Trigger, können dann eine neurogene Entzündung um die Gehirngefäße induzieren. Migräne ist damit nicht nur eine Schmerzerkrankung, sondern auch eine Funktionsstörung des Gehirns.
Was die Migräne triggert, wird heftig diskutiert. Sicher ist, dass der Abfall der Östrogenkonzentration eine Migräne auslösen kann. Viele Frauen erleiden ihre Attacke deshalb einige Tage vor Beginn der Menstruation. Auch psychosoziale Faktoren spielen als Auslöser eine wesentliche Rolle. Ein eher unsicherer Kandidat ist der Rotwein. Hier scheinen nur einige wenige Sorten überhaupt in Frage zu kommen. Auch Schokolade begünstigt den Migräneanfall nicht, obwohl viele Patienten gerade darauf vehement bestehen würden. Der Grund: Schon ein bis zwei Tage vor der Attacke kündigt sich die Migräne an mit einem Kohlenhydrathunger. Der Patient isst Schokolade und meint dann, der süße Genuss wäre für die Attacke verantwortlich.
Halbseitenschmerz muss nicht sein
Die Diagnose der Migräne ist einfach. Sie zeigt ein typisches klinisches Bild, das eine Festlegung allein anhand der Anamnese möglich macht. Weitergehende Untersuchungen dienen lediglich zum Ausschluss anderer Krankheitsbilder. Die charakteristischen Symptome sind weitgehend bekannt: Dauer der Attacke 4 bis 72 Stunden, pulsierender Kopfschmerz, halbseitige Lokalisation, mittlere bis starke Intensität und Verstärkung bei körperlicher Aktivität. Hinzu kommen Übelkeit und Lichtempfindlichkeit als Begleitsymptomatik.
Was weniger geläufig ist: Es müssen längst nicht alle Merkmale vorliegen, damit die Diagnose steht. Bei der Kopfschmerzsymptomatik genügen zwei typische Kennzeichen, die in Verbindung mit einem charakteristischen Begleitsymptom eine treffsichere Aussage erlauben. Das bedeutet beispielsweise, dass der Kopfschmerz nicht zwingend auf eine Kopfhälfte beschränkt sein muss, und Patienten durchaus unter Migräne leiden können, auch wenn sie nicht lichtempfindlich sind. Eine Aura, sprich einen Gesichtsfelddefekt zu einer Seite hin, der mit buntem Flimmern vor den Augen verbunden ist, entwickeln etwa 20 Prozent der Migräniker. Für die Behandlung ist dies jedoch ohne Bedeutung.
Wichtig: schnelles Anfluten
In der Akuttherapie stehen bei schweren Attacken Ergotamin und Triptane zur Verfügung. Leichtere Migräneanfälle lassen sich aber auch mit nicht verschreibungspflichtigen Analgetika, wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol in hohen Dosen, wirksam behandeln. Günstig ist es, wenn der Wirkstoff schnell anflutet und leicht einzunehmen ist. Ein neues Ibuprofenpräparat (Spalt Liqua® Migräne), das speziell für die Behandlung der Migräne zugelassen ist, wird diesen Anforderungen gerecht.
Innovativ ist die Darreichungsform: Die Flüssigkapsel, eine Weichgelatinekapsel, enthält 400 mg Ibuprofen in vollständig gelöster Form. Dadurch werden schneller höhere Ibuprofenserumspiegel erzielt als nach der Einnahme von Ibuprofen-Dragees. Die maximale Plasmakonzentration ist nach 37 Minuten erreicht, beim Dragee erst nach 100 Minuten. Die lösliche Form sorgt zudem dafür, dass der Wirkstoff auch bei eingeschränkter Magen-Darm-Tätigkeit ausreichend resorbiert wird.
Wirksam: gelöstes Ibuprofen
Geprüft wurde die Wirksamkeit der Ibuprofen Flüssigkapsel in einer randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudie an 729 Migränepatienten mit leichten bis mittelstarken Schmerzen, die üblicherweise auf die Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika bzw. Analgetika ansprechen. Sie schluckten einmalig bei einer Migräneattacke die Ibuprofen Flüssigkapsel mit einer Dosis von 200 mg, 400 mg oder 600 mg bzw. Plazebo. Ausmaß von Schmerzintensität, Schmerzbefreiung sowie Begleitsymptomatik bewerteten sie anhand von Skalen.
Als Hauptauswertungskriterium wurde der Prozentsatz von Patienten herangezogen, die nach zwei Stunden eine Linderung entweder von stark auf leicht oder von mäßig stark auf keine erfahren. Dies erfüllten 64,1 Prozent der Patienten unter 200 mg Ibuprofen, 72,3 Prozent der Patienten unter 400 mg Ibuprofen und 71,7 Prozent der Patienten unter 600 mg Ibuprofen. Von Plazebo profitierten immerhin noch 50 Prozent der Probanden. Ibuprofen war dennoch in allen drei Dosen Plazebo signifikant überlegen. Die Verträglichkeit von Ibuprofen, die in einer weiteren Studie an 1246 Probanden untersucht wurde, erwies sich erwartungsgemäß als gut.
Quelle: Pressekonferenz: Die Flüssigkapsel als innovative Darreichungsform in der Migränetherapie, München, 30. Januar 2002, veranstaltet von der Whitehall-Much GmbH Münster.
Bei schweren Migräneattacken hat der Patient nur eine Wahl: den Gang zum Arzt. Häufig lässt sich der Schmerz aber auch mit nicht verschreibungspflichtigen Analgetika wirksam behandeln. Die Palette der Möglichkeiten hat sich hier erweitert. Die Flüssigkapsel, eine Weichgelatinekapsel, enthält 400 mg Ibuprofen in vollständig gelöster Form. Dadurch werden schneller höhere Ibuprofenserumspiegel erzielt als nach der Einnahme von Ibuprofen-Dragees.
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