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DAZ-Interview: Mehr Prävention ? das Wissen um ein Risiko als Antrieb

BERLIN (cb). Die INFOGEN GmbH ist ein forschendes Unternehmen auf dem Gebiet der Gesundheitsvorsorge. Sie wurde 1996 von Wissenschaftlern des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch gegründet. INFOGEN entwickelt Produkte und Dienstleistungen für ein aktives Gesundheitsmanagement. Im Oktober 2001 erhielt die Firma den Kienbaum-Dienstleistungspreis 2001 für zukunftsorientierte Dienstleistungen in der Region Berlin/Brandenburg. Dieser Preis wird jährlich von der Kienbaum Consultants International GmbH, der Zeitung "Die Welt" und der Gesellschaft für Hauptstadtmarketing Partner für Berlin mbH gestiftet.

INFOGEN plant, in Zukunft die Zusammenarbeit mit Apotheken zu verstärken. Um mehr darüber zu erfahren, traf sich DAZ-Korrespondentin Claudia Bruhn mit dem Gründer und Geschäftsführer der Firma, Prof. Dr. med. Herbert Schuster, dem stellvertretenden Geschäftsführer, Dr. Dieter Ilge und dem Manager Marketing und Verkauf, Matthias Wald, in Berlin.

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Herr Professor Schuster, wie schätzen Sie die gegenwärtige Situation des Gesundheitswesens ein?

Schuster:

Das gegenwärtige Gesundheitswesen ist mit seinen Strukturen und Abläufen auf die interventionelle Medizin ausgerichtet. Die beiden anderen Segmente, die palliative und die präventive Medizin, haben eine untergeordnete Bedeutung. Es ist jedoch so, dass viele chronische Erkrankungen große präventive Potenziale besitzen. Mit Hilfe der präventiven Medizin kann der individuelle Gesundheitszustand so verbessert werden, dass sich die Zahl der lebenswerten Jahre erhöht. Prävention ist eine große Herausforderung, die jedoch mit den Spielregeln der interventionellen Medizin nicht gemacht werden kann. Wenn die präventive Medizin an Bedeutung gewinnen soll, wird es notwendig sein, neue Berufsgruppen und Institutionen zu etablieren und diese marktwirtschaflich zu organisieren.

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Können durch den Ausbau der präventiven Medizin Ihrer Ansicht nach im Gesundheitswesen Kosten eingespart werden?

Schuster:

Ja, weil Präventionsmassnahmen an sich kostengünstiger sind als Behandlungsmassnahmen. Je höher das Risiko für eine chronische Erkrankung ist, desto effektiver und kostendämpfender sind die Präventionsleistungen.

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Welche Ziele verfolgt die Firma INFOGEN?

Schuster:

INFOGEN entwickelt Produkte und Dienstleistungen für ein aktives Gesundheitsmanagement. Begonnen haben wir mit den Herz- und Gefäßkrankheiten, da dort der Nutzen einer Prävention sehr groß ist. Mit unserem "Gesundheitstest Herz Kreislauf" kann jeder sein individuelles Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall und zusätzlich das seiner Familienangehörigen bestimmen lassen. Dafür ist lediglich das Ausfüllen eines Fragebogens notwendig, in dem Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, Diagnosen und Erkrankungen sowie die aktuellen Blutdruck- und Blutfettwerte abgefragt werden.

Ilge:

Wenn viele Familienmitglieder diesen Test gemeinsam durchführen, kann der wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten, die Vererbung, durch Berücksichtigung der Verwandtschaftsbeziehungen in die Auswertung mit einbezogen werden. Bisher haben sich etwa 100 000 Personen am "Gesundheitstest Herz Kreislauf" beteiligt.

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Menschen, die Ihnen ihre Daten überlassen, haben möglicherweise die Befürchtung, dass sie für andere als die vorbestimmten Zwecke missbraucht werden könnten. Wie gewährleisten Sie den Datenschutz?

Schuster:

Ethische und datenschutzrechtliche Anforderungen werden durch uns optimal erfüllt. Wir betrachten uns als Treuhänder der biomedizinischen Informationen der Verbraucher, die sich an uns wenden. Der Datenschutz wird durch verschiedene Mechanismen gewährleistet. Zum einen werden die Angaben nicht ohne Einwilligung über Dritte eingeholt und weitergereicht, sondern in Eigeninitiative von den Familienmitgliedern gesammelt und INFOGEN zur Verfügung gestellt. Die Daten werden nur nach schriftlicher Einverständniserklärung ausgewertet. Eine Weitergabe an andere beteiligte Familienmitglieder oder deren Hausärzte erfolgt ebenfalls nicht ohne Einwilligung. Wenn Familienmitglieder dies wünschen, lässt sich der Test auch anonym durchführen. Ebenso ist es möglich, die Einverständniserklärungen jederzeit zu widerrufen, wobei alle gespeicherten Daten gelöscht werden.Zum anderen haben wir auf der technischen Seite den "Luftspalt" als Sicherungssystem, d. h. unsere Datenbank ist nicht mit der Außenwelt verbunden.

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Herr Professor Schuster, Ihre Firma wirbt mit dem Satz: "Wer sich für INFOGEN entschieden hat, ist auf dem besten Weg, seine Gesundheit langfristig zu schützen und ein unbeschwertes Leben zu führen." Wie unbeschwert kann das Leben beispielsweise für einen Dreißigjährigen noch sein, der nach dem Test von Ihnen erfährt, dass sein Risiko für einen Herzinfarkt um das 4,5fache erhöht ist?

Schuster:

INFOGEN möchte niemandem Angst machen, sondern Lösungen anbieten. In der Regel haben die Menschen bereits eine gewisse Vorstellung davon, welche Krankheitsrisiken in ihrer Familie bestehen, wenn beispielsweise der Onkel mit 50 am plötzlichen Herztod verstorben ist und die Großtante einen Herzinfarkt erlitten hat. Es gibt also eine gewisse unterschwellige Angst. Wir gehen dagegen an, indem wir durch die Familienanalyse zunächst das Problem herausarbeiten. Der in der Testauswertung enthaltene Familienstammbaum stellt alle Risiken bildhaft dar.

Ilge:

INFOGEN bleibt jedoch auf dieser Stufe nicht stehen. Das Gesundheitsprofil, das allen Testteilnehmern und auf Wunsch auch den behandelnden Ärzten zugesandt wird, enthält konkrete Zielwerte, z. B. für Blutdruck und Blutfette. Diese klare Zielorientiertheit ist das innovative Moment am INFOGEN-Konzept. An den Zielwerten können sich nicht nur die Teilnehmer, sondern auch die behandelnden Ärzte orientieren. Ein Patient wird damit auch in die Lage versetzt, dem Arzt gegenüber eine aktivere Position einzunehmen.

Wald:

Wir gehen dann noch weiter, indem wir auf der dritten Stufe ein individuelles Compliance-Programm anbieten. Personen, die behandlungsbedüftige Risikofaktoren aufweisen, werden regelmäßig - je nach Risiko - angeschrieben und zu Verlaufstests ermutigt. Damit können Erfolge einer nichtmedikamentösen oder medikamentösen Behandlung leicht nachgewiesen werden. Die Menschen werden dadurch auch motiviert, die notwendigen Maßnahmen langfristig durchzuhalten.

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Mit dem Ausbau der präventiven Medizin wird sich also das Verhältnis Arzt-Patient verändern?

Schuster:

In der interventionellen Medizin ist die treibenden Kraft ein Symptom oder eine Krankheit. In der Prävention ist die treibende Kraft das Wissen um ein Risiko. Sowohl die Rolle des Arztes als auch die des Patienten werden sich verändern. Prävention erfordert einen aktiven, energisch fordernden, ungeduldigen Verbraucher und einen Arzt, der als Berater und Partner fungiert.

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Wie sehen Sie die Rolle des Apothekers in der Prävention?

Schuster:

Apotheker sind von ihrer Logistik und Lokalisation her nah am Alltag der Patienten. Apotheker können zudem manche Leistungen in der Prävention recht kostengünstig erbringen. Der Apotheker leistet eine hervorragende Aufklärungsarbeit und hat außerdem eine Fülle von Produkten für die Gesundheitsförderung zur Verfügung.

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Auf welche Art und Weise plant INFOGEN die Zusammenarbeit mit Apotheken?

Schuster:

Die Teilnehmer am "Gesundheitstest Herz Kreislauf" können ihre aktuellen Blutdruck- und Blutfettwerte in den darauf spezialisierten Apotheken bestimmen lassen. Apotheken leisten also einen wichtigen Beitrag, indem sie helfen, ein Gesundheitsproblem zunächst einmal sichtbar zu machen.

Ilge:

INFOGEN plant darüber hinaus, den "Gesundheitstest Herz Kreislauf" auch über Apotheken zu vertreiben. In der Evaluierungs- und Testphase haben einige Berliner Apotheken das Produkt bereits kennengelernt und teilweise mit entwickelt. INFOGEN plant, an Apotheken heranzutreten, die Gesundheitsförderung und Prävention verstärkt mit in ihr Profil einbinden wollen. In Zusammenarbeit mit der Apothekerkammer Berlin ist ein Pilotprojekt mit 10 bis 20 Apotheken geplant.

Wald:

Wenn der Apotheker eine Cholesterinbestimmung durchführt, dann ist es ihm nach dem Gesetz nicht gestattet, das Ergebnis zu bewerten. Wenn er nun die Möglichkeit hätte, auf den "Gesundheitstest Herz Kreislauf" zu verweisen, würde er den Kunden mit dem Ergebnis der Bestimmung quasi nicht allein lassen, sondern könnte ein Folgeprodukt anbieten.

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Wieviel kostet der "Gesundheitstest Herz Kreislauf"?

Wald:

Die Preise von INFOGEN sind sehr attraktiv. Ein Testpaket für neun Familienmitglieder kostet Euro 59,- plus Versand. Im Preis ist neben der präzisen wissenschaftlichen Auswertung auch eine Benachrichtigung aller Familienmitglieder und Ärzte enthalten, d. h. allein die Portokosten, die von Infogen übernommen werden, belaufen sich auf über Euro 20,-.

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Plant INFOGEN noch weitere Tests für chronische Krankheiten?

Schuster:

Die nächste Gruppe von Erkrankungen werden Allergien sein, weil wir hier sehen, dass am ehesten Lösungen und Hilfen angeboten werden können. Es gibt viele Krankheiten, bei denen uns noch zu sehr die Hände gebunden sind. Entweder, weil wir sie noch zu wenig verstehen, zum anderen, weil präventive Maßnahmen noch nicht möglich sind. Auf den Gebieten, wo wir Lösungen anbieten können, hat der Staat geradezu eine ethische Verpflichtung, diese rasch an den Verbraucher heranzutragen. Wo wir das Wissen über Möglichkeiten der Prävention noch nicht haben, sollten und müssen wir zurückhaltend sein, denn, wie gesagt, wir wollen den Menschen nicht Angst machen, sondern sie ihnen nehmen.

Ilge:

Wir wollen den Menschen Hilfsmittel anbieten, um ihre Gesundheit zu gestalten, wie sie das ansatzweise schon tun, indem sie ins Fitnessstudio gehen oder bestimmten Ernährungsempfehlungen folgen. Krankheit sollte unserer Ansicht nach immer weniger als etwas Schicksalhaftes betrachtet werden.

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Auf welchen Gebieten ist INFOGEN neben der Prävention noch aktiv?

Schuster:

INFOGEN kooperiert mit zahlreichen internationalen Forschungszentren und Pharmaunternehmen. Besonders am Herzen liegt uns unser Zwillings-Foschungsprogramm. An Zwillingen lässt sich nämlich besonders gut abschätzen, welchen Anteil an der Krankheit die Vererbung und welchen die Umwelt hat. Auf den Anteil der Umwelt haben wir in der Prävention einen großen Einfluss.

Ilge:

Auch heute gibt es noch eine Vielzahl von Krankheiten, die leider kaum oder überhaupt nicht behandelbar sind. Erkenntnisse und Neuentwicklungen aus der Gesundheitsforschung sollen der Bevölkerung für die Gesundheitsvorsorge möglichst schnell zugute kommen. Deshalb arbeitet INFOGEN und unsere Muttergesellschaft ValiGen mit Ärzten und Wissenschaftlern internationaler Forschungszentren zusammen und ist an zahlreichen Projekten in der Gesundheitsforschung beteiligt. Die Teilnehmer am Infogen Gesundheitsmanagement helfen nicht nur sich selbst, sondern unterstützen darüber hinaus auch aktiv diese Forschungen. Durch die wissenschaftliche Auswertung aller medizinischer Gesamtdaten erhalten Wissenschaftler neue Erkenntnisse. Das Ziel ist, neue, wirksame Therapeutika und Diagnostika für die Gesundheitsvorsorge zu entwickeln.

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Herr Schuster, Herr Ilge, Herr Wald, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Kastentext

Weitere Informationen erhalten Sie auch im Internet unter www.infogen.de.

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