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Die Seite 3
Sind Sie eine Ente oder sind Sie ein Adler? Sie verstehen nicht, was diese Frage soll? Nun, diese Frage stellte der Kommunikationswissenschaftler Fred Maro dem Auditorium bei den X. Frankfurter Wirtschaftstagen am 24. Februar. Thema dieser Wirtschaftstage war das Internet. Das Internet als Werkzeug für Aus-, Fort- und Weiterbildung, als Kommunikations- und Vernetzungsmittel für die Beteiligten im Gesundheitswesen, als Möglichkeit zur Umsatzsteigerung und Kundenbindung für Unternehmen, als logistische Herausforderung für (potenzielle) Versandhändler und in diesem Zusammenhang natürlich nicht zuletzt auch als Konkurrenz für die bestehende Apothekenstruktur.
Ein vielfältiges Vortragsspektrum also, allerdings mit einen gemeinsamen Tenor, den der Jurist und Journalist Martin W. Huff deutlich aussprach: Das Versandhandelsverbot für Arzneimittel wird aller Voraussicht nach fallen. Der Europäische Gerichtshof, der das Thema derzeit im Zusammenhang mit Versandapotheken wie DocMorris prüft, tendiert seiner Ansicht nach zum Herkunftslandprinzip und wird wohl ein dementsprechendes Urteil fällen. Und damit nicht genug, will das Bundesverfassungsgericht auch das nationale Versandhandelsverbot in absehbarer Zeit prüfen – und wird nach Ansicht von Huff wahrscheinlich ebenfalls pro Versandhandel entscheiden.
Düstere Zeiten also? Tja, einfache Zeiten werden es im Zuge derartiger Entscheidungen sicher nicht. Aber wirklich düster müssen sie auch nicht werden, zumindest nicht für alle. Denn hier sind wir wieder bei den Adlern und bei den Enten. Maros Erklärung zu seinem ornithologischen Bild: Adler sind Kämpfernaturen. Sie fliegen mit dem Wind, sind ständig auf der Jagd, erkennen ihre Beute bereits aus großen Höhen und stoßen blitzschnell und zielgenau zu, wenn der Moment günstig ist. Enten dagegen sind gemütliche Zeitgenossen. Sie lassen sich am liebsten mit dem Strom treiben, warten auf vorbeischwimmende Körnchen und picken sie auf, wenn sie gerade bequem zu erreichen sind.
Als Ente kann man wunderbar leben – leider nur solange man nicht bedroht wird. Tauchen diebische Elstern und zielstrebige Habichte am Horizont auf (um beim Bild zu bleiben), ist man als Adler einfach besser dran.
Doch weg von den Vögeln, hin zur Apotheke. Was das Bild zeigen soll, ist sicher klar geworden: Wer die Entwicklung im Internet nicht aktiv angeht, sondern sie an sich vorbeiziehen lässt, für den wird es künftig eng werden. Noch ist Zeit, um auf den Zug aufzuspringen, um sich zu informieren und das Internet in die Apotheke miteinzubinden. Es muss dabei nicht gleich von Null auf Hundert gehen, Sie müssen nicht sofort eine vom Designer für mehrere tausend Euro erstellte Hochglanz-Website Ihrer Apotheke mit Newsletter, Chatroom und Shopsystem im Netz präsentieren. Aber Sie sollten zumindest wissen, was eine Website, ein Newsletter und ein Chatroom ist. Sie sollten selbst im Netz surfen, um sich ein Bild darüber zu verschaffen, wer bereits alles "drin" ist, und um zu sehen, wer alles im Zweifelsfall sofort online Arzneimittel verkaufen könnte, so es erlaubt wäre. Und Sie sollten sich überlegen, ob Sie nicht zumindest die Kommunikation via E-Mail in Ihrer Apotheke anbieten wollen, denn eine solche Möglichkeit wird zunehmend von den Kunden (vor allem von den jüngeren) erwartet.
Sie müssen das nicht alleine machen. Suchen Sie sich Unterstützung für Ihr "Projekt Internet". Fragen Sie die Kollegen, die sich bereits mit dem Thema – teilweise sehr intensiv – beschäftigt haben, besuchen Sie einen der zahllosen Internetkurse, die z. B. von Kammern, Verbänden, Apotheken-EDV-Anbietern, Großhandel, Verlagen etc. angeboten werden und nutzen Sie die Apotheken-Portale, um Ihre Apotheke – vergleichsweise kostengünstig – im Netz zu präsentieren, und um an der Möglichkeit der Arzneimittelvorbestellung via Netz teilzunehmen.
Vor allem aber: Verlieren Sie die Scheu vor dem Internet. Es gibt keinen Grund für Ententaktik und schon gar keine für die Vogel-Strauß-Methode. Das Web ist ein hervorragendes Medium zur Informationsbeschaffung, es bietet Möglichkeiten zum raschen Austausch mit allen Beteiligten im Gesundheitswesen und eine Chance, Kunden noch enger an die Apotheke zu binden. Und nicht zuletzt: Es macht einfach Spaß, wenn man damit umgehen kann. Probieren Sie es aus, es ist wirklich nicht schwer.
Beatrice Rall
Von Enten und Adlern
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