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Neurodermitis-Patienten: Abwehrstoffe sind Mangelware

Neurodermitis-Patienten leiden häufig zusätzlich unter bakteriellen Hautinfektionen. Bisher ging man davon aus, dass dies schlicht auf die gestörte Hornschichtbarriere zurückzuführen ist, durch die Bakterien leichter eindringen können. Amerikanische Wissenschafter entdeckten nun jedoch noch einen weiteren Ų verantwortlichen Ų Mechanismus.

Ein Forscherteam um Donald Leung vom National Jewish Medical and Research Center in Denver verglich Hautproben von acht Neurodermitiskranken mit denen von elf Schuppenflechtepatienten. In mikroskopischen Untersuchungen bestimmten sie die Mengen der antimikrobiellen Peptide "LL-37" und "HBD-2". Diese Peptide schützen die Haut vor Infektionen und reichern sich bei Hautkrankheiten, die mit einer Störung der Hornschichtbarriere einhergehen, in größeren Mengen an. In der Haut von gesunden Menschen – die diesen Schutz nicht benötigen – sind sie dagegen nicht nachweisbar.

Ergebnis des Vergleichs: In der Haut der Probanden, die unter Schuppenflechte litten, fanden sich die beiden Eiweiße wie erwartet, bei den Versuchsteilnehmern, die Neurodermitis hatten, fehlten sie jedoch. Ihre Haut scheint nicht in der Lage zu sein, die notwendigen Abwehrstoffe zu produzieren.

Die Studiendurchführenden sehen ihre Entdeckung als Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Arzneimittel, mit denen sich die fehlenden Peptide bei Neurodermitis-Patienten ersetzen lassen. Bevor es soweit ist, muss der Zusammenhang zwischen Infektion und fehlenden Abwehrstoffen allerdings erst an größeren Patientenkollektiven überprüft werden. ral

Quelle: New England Journal of Medicine 2002, Vol. 347, S. 1151

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