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Berichte
Forum Leipzig: Mitgliederversammlung und Resolution
Antonie Marqwardt, die Vorsitzende des Forum Leipzig, gab eine kurze Zusammenfassung über die Aktivitäten des Verbandes im vergangenen Jahr. So fand ein Vortrag von Dr. Hermann Kortland vom Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e. V. (BAH) über "Relevante Änderungen des EG-Arzneimittelrechts" statt. In der Fachpresse war das Forum Leipzig mit mehreren Beiträgen präsent. Vor allem aber war der Deutsche Apothekertag 2002 für das Forum Leipzig ein großer Erfolg, weil alle seine Anträge vom Apotheker-Parlament angenommen wurden.
Zum Beitragssicherungsgesetz bemerkte Marqwardt, dieses bringe nicht mehr Qualität ins Gesundheitswesen, sondern bewirke eher das Gegenteil. Gerade in strukturschwachen Regionen mit einem hohen GKV-Anteil komme es für die Bevölkerung zu einer Qualitätsverschlechterung, da auf Grund der notwendigen Sparmaßnahmen qualifiziertes Personal entlassen werde und daher die Beratungsleistungen nicht mehr ausreichend angeboten werden können.
In diesem Sinne äußerte sich Marqwardt auch in einem Brief, den sie – auch im Namen der übrigen Vorstandsmitglieder – Mitte November 2002 an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses gesandt hatte. Der Arbeitsentwurf des Gesundheitssystemmodernisierungsgesetzes (GMG) sieht gravierende Veränderungen in unserem Gesundheitssystem vor. Marqwardt kommentierte die wichtigsten geplanten Maßnahmen kritisch (siehe die Resolution der Mitgliederversammlung des Forum Leipzig).
Nach der Vorstellung des Kassenberichtes 2002 sowie des Haushaltsvoranschlages 2003 standen Neuwahlen an. Zwei Vorstandsmitglieder waren im letzten Jahr aus persönlichen Gründen ausgeschieden. Vom jetzigen Vorstand stellten sich alle Mitglieder wieder zur Wahl und wurden einstimmig im Amt bestätigt: Vorsitzende: Antonie Marqwardt, Stellvertreterin: Ulla Holtkamp, Kassenwartin: Elfriede Hoffmann, Schriftführerin: Ulla Kaspar-Kroymann.
Alle Vorstandsmitglieder sind in öffentlichen Apotheken beschäftigt. Um dem Ziel des Forum Leipzig als Interessenvertretung aller abhängig beschäftigten Apothekerinnen und Apotheker gerecht zu werden, appellieren sie an Kolleginnen und Kollegen aus anderen Tätigkeitsfeldern, sich für die Vorstandsarbeit zur Verfügung zu stellen.
Weitere Informationen bei der Vorstandsvorsitzenden: Antonie Marqwardt, Klotzenmoor 38e, 22453 Hamburg Tel. (0 40) 5 11 92 47 Fax (01 21 25) 19 80 35 28, E-Mail: a.marqwardt@forum-leipzig.de
Resolution: Nein zur Zweiklassenmedizin
Zum Rohentwurf des Gesundheitssystemmodernisierungsgesetzes (GMG) gab das Forum Leipzig folgende Stellungnahme ab: Das Forum Leipzig begrüßt die vorgesehene Erweiterung der Versichertenkarte um eine Gesundheitskarte als einen Beitrag zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit, da Apotheker und Ärzte so unter Anderem Wechselwirkungen, Fehl- und Doppelverordnungen schneller und leichter erkennen können.
Einigen weiteren geplanten Änderungen im Gesundheitssystem steht der Verband jedoch mit großer Skepsis gegenüber. So sieht er die Arzneimittelsicherheit nach wie vor durch den Versandhandel gefährdet, auch wenn Versandapotheken ein personal- und kostenintensives Qualitätssicherungssystem etablieren sollen. In der Europaratsresolution vom März 2001 werden vor Einführung des Versandhandels internationale Gesetze gefordert.
Auf Unverständnis stößt auch die unterschiedliche Patientenzuzahlung für innovative Arzneimittel mit und ohne Preisvereinbarung sowie die teilweise Befreiung von der Zuzahlung für Patienten, die an Hausarztmodellen oder anderen besonderen Versorgungsformen teilnehmen. Hierdurch werden Patienten, die an Krankheiten leiden, für die es bisher keine etablierte Arzneimitteltherapie gibt, unangemessen benachteiligt und möglicherweise finanziell überfordert, ebenso Patienten, für die in der näheren Umgebung kein integriertes Versorgungssystem existiert. Bei der Heil- und Hilfsmittelversorgung sieht es ähnlich aus: Wenn ein Leistungserbringer die Vertragspreise in einer Region unterbietet, muss der Patient seinen Bedarf bei diesem beziehen – oder die Differenz zuzahlen. Eine unterschiedliche Behandlung von Patienten – je nach Krankheit oder Wohnort – ist ungerecht und wird vom Forum Leipzig abgelehnt.
Schließlich wendet sich das Forum Leipzig auch gegen die zunehmende Bevormundung der Patienten und die Bürokratisierung der Medizin. Wenn sich Patienten in Zukunft nur noch durch Fachärzte behandeln lassen dürfen, die mit ihrer Krankenkasse vertraglich verbunden sind, gefährdet dies das sensible Arzt-Patienten-Verhältnis. Die Folge wären eine schlechte Therapietreue und dadurch erhöhte Kosten.
Im Eckpunktepapier wird offensichtlich auf pharmazeutischen Sachverstand, der unmittelbar dem Patienten zu Gute kommt, kein Wert gelegt. Keinerlei Erwähnung finden in dem Eckpunktepapier Konzepte wie Pharmazeutische Betreuung, "Home-Service", Arzt-Apotheker-Arbeitskreise zur Optimierung der Arzneimitteltherapie, das Hausapothekenmodell in Niedersachsen, die auf regionaler Ebene zum Teil schon recht gut funktionieren. Völlig übersehen wird auch, welchen kostenlosen oder unterbezahlten Dienst Apotheker und Apothekerinnen schon lange leisten: durch Nacht- und Notdienst, Anfertigung von Individualrezepturen, Vorrätighalten von selten benötigten Medikamenten, Versorgung mit Hilfsmitteln teilweise zum oder unter dem Einkaufspreis, und schließlich unzählige Gespräche und Telefonate zur Aufklärung von Missverständnissen und Abwendung von Risiken. All dies kann keine anonyme Versandapotheke leisten! Das Forum Leipzig fordert die verantwortlichen Politiker auf, bewährte Strukturen nicht willkürlich zu zerschlagen und Apothekerinnen und Apotheker nicht als Kostentreiber zu sehen, sondern den Sachverstand der Apotheker und Apothekerinnen als Sicherheitsfaktor zu nutzen.
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