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Vergiftungen im Kindesalter: Erstversorgung mit Notfallbox aus der Apotheke

STUTTGART (pj). Mit der Einführung einer Notfallbox soll die Erstversorgung nach Vergiftungsunfällen bei Kindern verbessert werden. An diesem Projekt beteiligen sich, wie auf einer Pressekonferenz am 4. April 2003 in Stuttgart zu erfahren war, der LAV Baden-Württemberg, die Techniker-Krankenkasse und die Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg.

Eine Umfrage der Vergiftungs-Informations-Zentrale (VIZ) Freiburg in Zusammenarbeit mit der Techniker-Krankenkasse und dem LAV Baden-Württemberg hat gezeigt, dass in über 50% der Haushalte mit kleinen Kindern die Telefonnummer der Vergiftungszentrale nicht bekannt war. Ferner war der großen Mehrzahl der betroffenen Eltern oder Erzieher nicht geläufig, dass Aktivkohle und Entschäumer bei vielen Vergiftungen eingesetzt werden können.

Diese beiden Antidote waren nur in 11% der Haushalte vorhanden; ihre Besorgung aus einer Apotheke erfordert in einer Umgebung mit hoher Apothekendichte rund eine halbe Stunde. Mit der Einführung einer so genannten Notfall-Box soll dieser Engpass behoben und die Erstversorgung verbessert werden.

Projekt Kinder-Notfallbox

Die Kinder-Notfallbox besteht aus einem roten Umkarton, auf dem die Rufnummer der Vergiftungs-Informations-Zentrale in Freiburg aufgedruckt ist und der in der Apotheke mit den entsprechenden Medikamenten gefüllt wird. Piktogramme und ein beiliegender Hinweiszettel weisen zusätzlich auf das richtige Verhalten bei Vergiftungen hin. In den kommenden Wochen werden infrage kommende Versicherte der Techniker-Krankenkasse direkt über dieses Projekt informiert und erhalten die leere Notfallbox, um diese in einer Apotheke füllen zu lassen.

Ab Spätsommer kann die Notfallbox in jeder Apotheke gekauft werden (Bezug über LAV Sofo Markt). Das Befüllen der Notfallbox kostet ungefähr 15 Euro. Die Notfall-Box ist außerdem auf Nachfrage in allen Geschäftsstellen der Techniker-Krankenkasse in Baden-Württemberg erhältlich. Bei der Abgabe der Notfallbox und den infrage kommenden Medikamenten (Aktivkohle wie z. B. Kohle-Compretten und Simeticon wie z. B. Sab simplex oder Espumisan) sollte der Kunde über die Lagerung der Notfall-Box (am besten an einem zentralen Ort) und über allgemeine Maßnahmen bei Vergiftungsfällen informiert werden.

Wird der Kontakt mit einem möglicherweise giftigen Produkt vermutet, so gilt es:

  • Ruhe bewahren,
  • gegebenenfalls Erstmaßnahmen zur Sicherung von Atmung und Kreislauf ergreifen (stabile Seitenlage/Beatmung); Selbstschutz beachten,
  • fachkundigen Rat einholen, z. B. bei der VIZ,
  • nach Absprache Erstmaßnahmen wie die Gabe von Aktivkohle oder Entschäumer einleiten.

Vergiftungs-Informations-Zentrale (VIZ) Freiburg

An der seit 1968 bestehenden VIZ arbeiten acht wissenschaftliche Mitarbeiter (Apotheker, Ärzte, Intensivmediziner) und sind rund um die Uhr erreichbar. Im vergangenen Jahr wurden 14 533 Anfragen registriert. In den meisten Fällen handelte es sich um unbeabsichtigte Vergiftungen, von denen rund zwei Drittel Kinder unter fünf Jahren betrafen. Die meisten Vergiftungen im Kindesalter erfolgten durch Haushaltschemikalien (33%), Pflanzen und Pilze (24%) sowie Arzneimittel (21%). Die Mehrzahl dieser Vergiftungen verlief überwiegend harmlos; in rund 17% aller Fälle war eine stationäre oder ambulante Behandlung erforderlich.

Tel. der VIZ: (07 61) 1 92 40 E-Mail: giftinfo@kikli.ukl.uni-freiburg.de

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