BVA-Info

Gesundheitsreform: Strukturveränderungen in die falsche Richtung

Das jetzt im Kabinett beschlossene Gesundheitssystem-Modernisierungsgesetz (GMG) sieht nur wenige wirkliche Strukturverbesserungen vor. Diese Bewertung bestätigte der Vorstand des BVA (Bundesverband der Angestellten in Apotheken) nach Beurteilung der jetzt veröffentlichten Details. Allerdings muss für eine abschließende Stellungnahme noch der endgültige Gesetzentwurf, der Mitte Juni vorliegen soll, abgewartet werden.

Pharmazeutische Kompetenzen nicht genutzt

So steht die gesamte Liberalisierung des Arzneimittelmarktes nur unter dem Stichwort "Kostenreduktion um jeden Preis". Wo der Einsatz pharmazeutischer Kompetenzen zur Kostenreduktion und Qualitätsverbesserung möglich wäre (etwa im neu zu gründenden Zentrum für Qualität in der Medizin – dort soll das Kuratorium ohne Pharmazeuten besetzt werden), wird er nicht genutzt. Strukturelle Veränderungen, die zu mehr Qualität in der Arzneimittelversorgung führen könnten, sind nicht vorgesehen.

Versandhandel statt Hausapothekermodell

Zwar soll beim Versandhandel, einem zentralen Teil der Neuordnung des Arzneimittelmarktes, die Arzneimittelsicherheit gewahrt bleiben. Wirkliche Verbesserungen in Qualität und Service, wie sie die Apotheker jetzt im Rahmen der Hausapothekerversorgung in Niedersachsen und Schleswig-Holstein eingeführt haben und die tatsächlich Kosten sparen, bleiben aber unberücksichtigt. Dem

Das einzige positive Signal ist die Neustrukturierung der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV). Diese legt erstmals einen vom Preis des Arzneimittels unabhängigen Festzuschlag pro Arzneimittel fest, der die Beratungsleistung in der Apotheke honoriert. Das Ministerium ist damit einem Vorschlag der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gefolgt. Nach der Pressemitteilung des Ministeriums ist allerdings unklar, wie die Preise apothekenpflichtiger Arzneimittel zukünftig gestaltet werden sollen.

Unverständlich bleibt, warum nicht rezeptpflichtige Arzneimittel aus der Erstattungspflicht ausgenommen werden sollen. Es besteht die Gefahr, dass Ärzte auf verschreibungspflichtige Arzneimittel ausweichen und damit die Kosten in die Höhe treiben. Zudem werden damit Patienten gut wirksame, aber nebenwirkungsarme Arzneimittel vorenthalten.

Gegen Bürokratisierung

Die anstehenden Gespräche im Ministerium auf Arbeitsebene wird der BVA nutzen, um negative Folgen für Angestellte in Apotheken so gering wie möglich zu halten. Auch die stark zunehmende Bürokratisierung des gesamten Gesundheitssystems, die eigentlich den Liberalisierungsvorstellungen der Regierung und der Stärkung der Eigenverantwortlichkeit entgegensteht, wird ein Thema sein.

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