Feuilleton

Ausstellung: Justus Liebig in Gießen

Die Universität Gießen zeigt anlässlich des 200. Geburtstags von Justus Liebig drei Ausstellungen, die sich mit der Persönlichkeit und vor allem mit dem wissenschaftlichen Werk des berühmten Chemikers befassen, der von 1824 bis 1852 als Professor in Gießen wirkte.

Justus Liebig (1803 – 1873) hatte im Alter von 21 Jahren seine Hochschullaufbahn in Gießen begonnen und innerhalb von zehn Jahren eine Arbeitsgruppe aufgebaut, die internationale Reputation genoss. Allein aus Großbritannien und Irland kamen etwa 80 junge Wissenschaftler, um ihre Ausbildung durch einen Aufenthalt in Liebigs Laboratorium zu krönen. Für die Universitätsstadt Gießen entwickelte sich Liebigs Chemisches Institut zu einem Wirtschaftsfaktor ersten Ranges. So ist es nicht verwunderlich, dass die Stadt ihn schon 1840 zum Ehrenbürger ernannte.

Von Apothekern hoch geehrt

Aber auch wissenschaftliche und ökonomische Gesellschaften des In- und Auslandes wetteiferten mit einander, Liebig zu ihrem Ehrenmitglied oder Mitglied zu ernennen. Eine Auswahl dieser künstlerisch sehr reizvollen Ernennungsurkunden stellt einen Höhepunkt der Ausstellung "Justus Liebig als Akademiker und streitbarer Gelehrter" dar.

Allein von Pharmazeutischen Gesellschaften und Apothekervereinen sind dort folgende Urkunden für Liebig zu sehen: Pharmazeutische Gesellschaft Rheinbayerns, 1837; Pharmaceutical Society of Great Britain, 1844; Mährischer Apothekerverein, 1856; Allgemeiner Österreichischer Apothekerverein, 1861.

Liebig verstand es wie selten ein Wissenschaftler, seine Forschungen in einem gut lesbaren Stil zu publizieren und damit sowohl innerhalb der Fachwelt als auch unter Laien die gebührende Beachtung zu finden und oft genug auch Aufsehen zu erregen. Gegner seiner Ansichten fanden vor ihm allerdings keine Gnade, weshalb er in der einen Ausstellung als "streitbarer Gelehrter" apostrophiert wird.

Hier hätte Liebig sich das zweiter Wort jedoch verbeten: Ein Gelehrter, der in seinen Augen nur das Wissen der Vergangenheit und Gegenwart in sich aufnimmt und reflektiert, wollte er gerade nicht sein; vielmehr fühlte er sich als Forscher, der Neues entdeckt und die Wissenschaft voranbringt.

In welcher Umwelt Liebig im kleinstädtischen Gießen lebte und wie er mit seinen Forschungen die große Welt veränderte, ist in den Ausstellungen gut dokumentiert.

Ausstellungen bis 30. August 2003 Justus Liebig: Seine Zeit und unsere Zeit – Chemie, Landwirtschaft, Ernährung. In: Alte Universitätsbibliothek, Bismarckstr. 37; geöffnet täglich 9.30 bis 18.00 Uhr. Katalog: in Vorbereitung. Justus Liebig als Akademiker und streitbarer Gelehrter. In: Uni-Hauptgebäude, Ludwigstr. 23, geöffnet Montag bis Freitag 9.30 bis 17 Uhr. Katalog: 164 S., 17 Euro.

Die Chemischen Briefe Justus Liebigs. In: Philosophikum I, Otto-Behaghel-Str. 8, geöffnet täglich 8.30 bis 21 Uhr. Katalog: 118 S., 14 Euro. Info: www.liebig-jahr.de; Tel. (06 41) 1 94 33 oder 9 91 20 08

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