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LAV Sachsen-Anhalt: Die Apotheken können viel bieten, wenn man sie nur lässt

Im Rahmen der Wirtschaftstage des Landesapothekerverbands (LAV) Sachsen- Anhalt in Halle fand am 20. Juni eine Mitgliederversammlung des Verbandes statt. Obwohl das Gesundheitssystem-Modernisierungsgesetz (GMG) die bewährten Strukturen zu zerschlagen droht, arbeitet der Verband weiter an zukunftsgerichteten Projekten. So wird beispielsweise mit der IKK Sachsen-Anhalt über einen Hausapothekenvertrag verhandelt. Bei seinen Konzepten für die Zukunft baut der Verband insbesondere auf die guten Erfahrungen mit dem Diabetes-Modellprojekt zur pharmazeutischen Betreuung.

In seinem Bericht über die Tätigkeit des Verbandes hob der Verbandsvorsitzende Knut Vocke die Gespräche mit Politikern auf allen Ebenen und die sonstige Öffentlichkeitsarbeit hervor. Auch während der Wirtschaftstage in Halle fand eine Pressekonferenz für die regionalen Medien statt.

Bei solchen Gelegenheiten stellen die Vertreter des Verbandes die Belastungen der Apotheken durch das BSSichG und inzwischen auch die drohenden Folgen des GMG-Entwurfes dar. Hinsichtlich des BSSichG werden die negativen Konsequenzen für die Beschäftigung in Apotheken betont. Die Pharmazie sei nun kein Garant für Arbeitsplätze mehr.

Als wichtiges Problem der geplanten Strukturveränderungen im Gesundheitswesen wird unter dem Schlagwort "Allmacht der Kassen – Ohnmacht der Patienten" auf die zu befürchtenden Folgen für den Verbraucherschutz hingewiesen.

Die Verbandsvertreter verweisen dabei stets auf die guten Erfahrungen mit dem inzwischen abgeschlossenen Diabetes-Modellprojekt. Dabei sammelten 102 Apotheken im Verlauf des vorigen Jahres 23 680 Belege über erbrachte Dienstleistungen, insbesondere Screening-Leistungen, die zum Teil zur Identifizierung von Diabetikern beigetragen haben dürften. Die Apotheker seien zu solchen zusätzlichen Leistungen bereit, wenn man sie ließe.

Besonders seien die 5951 arzneimittelbezogenen Probleme hervorzuheben, die von unleserlichen Rezepten bis zu gefährlichen Interaktionen reichen. Dies zeige, welchen Schaden der Verlust des bewährten Systems bringen würde, während andererseits die Vorteile eines Systemwechsels stets nur behauptet würden. Für die Apotheker selbst leitete Vocke aus dem Modellprojekt die Erfahrung ab, dass die zuverlässige Dokumentation der Medikationsdaten für eine gelungene pharmazeutische Betreuung unverzichtbar ist.

Preisverordnung reformieren, aber nicht aushebeln

Vocke kritisierte den vorliegenden Entwurf für das GMG in vielfacher Hinsicht. Durch das GMG werde die Chance zur weiteren Optimierung des bewährten Systems vertan. Die Apotheker böten sich an, ihre Leistungen zugunsten der Patienten weiter zu entwickeln, beispielsweise durch das Hausapothekenmodell.

Bei seiner Kritik ging Vocke insbesondere auf die Eingriffe in die Preisbildung ein. Die zahlreichen vorgesehenen Ausnahmen von der Arzneimittelpreisverordnung würden deren Systematik zerstören.

Das im vorliegenden Gesetzentwurf beschriebene Vergütungsmodell, das in seiner Struktur dem ABDA-Vorschlag folgt, sei hinsichtlich der Höhe des Festzuschlages inakzeptabel. Doch habe mittlerweile auch die Fachebene des Gesundheitsministeriums akzeptiert, dass der preisunabhängige Festzuschlag von 7,30 Euro nicht annehmbar sei. Dieser Vorschlag gehe von falschen Daten aus.

Vocke verwies zugleich auf die angekündigten Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition, die das bestehende System noch retten könnten. Die Grundstimmung seiner Ausführungen war daher durchaus von Optimismus geprägt.

Auch Sachsen-Anhalt will Hausapotheken bieten

Im weiteren Verlauf der Mitgliederversammlung stellte Dr. Uta Ader den Stand des Disease Managements auf Landesebene dar. Die AOK und die IKK Sachsen-Anhalt haben mit der Kassenärztlichen Vereinigung einen ersten akkreditierten DMP-Vertrag für die Versorgung von Patienten mit Diabetes Typ 2 abgeschlossen. Darin werden insbesondere die Diagnosekriterien, die Versorgungsinhalte und detaillierte Maßnahmen zur Qualitätssicherung beschrieben. Die Patienten erhalten eine besonders gekennzeichnete Versichertenkarte. Die Apotheken kommen in diesem Vertrag nicht vor.

Daher erläuterte Gert Fiedler, welche Möglichkeiten die Apotheker haben, sich in DMP-Verträge und ähnliche Strukturen einzubringen. Er machte deutlich, dass andere Dienstleister den Patienten und den Krankenkassen bereits Leistungen im Sinne der pharmazeutischen Betreuung anbieten. Für Apotheken biete sich der Einstieg über Hausapothekenverträge wie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein an.

Der DAV verhandle bereits mit der Barmer Ersatzkasse über einen Vertrag auf Bundesebene. Der LAV Sachsen-Anhalt stehe in Verhandlungen mit der IKK. Aufgrund der Erfahrungen mit dem Diabetes-Modellprojekt müsse die Apothekerschaft in Sachsen-Anhalt nicht von den Vorzügen dieses Konzeptes überzeugt werden, sondern fordere aktiv ein solches Vorgehen.

Der stellvertretende Verbandsvorsitzende Matthias Arnold vertiefte die Ausführungen zur Öffentlichkeitsarbeit und berichtete über die Verordnungsdatenlieferung. Mit diesen Daten biete der Verband eine Alternative zu den Daten des WIdO, die naturgemäß auf andere Fragestellungen ausgerichtet seien. Verbandsgeschäftsführer Matthias Clasen berichtete über den Liefervertrag mit den Primärkassen, der nach langen Verhandlungen nun unterschriftsreif sei und den Apotheken einige Praktikabilitätsvorteile biete. tmb

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