Berichte

Akademische Abschlussfeier in Siebenbürgen

An der Universität Tîrgu-Mures (Neumarkt/Siebenbürgen) fand vom 12. bis 14. Juni 2003 eine Universitäts-Examens-Abschlussfeier für Medizin- und Pharmaziestudenten statt.

Für einen deutschen Hochschullehrer ist eine gemeinsame universitäre Abschlussfeier von Medizin- und Pharmaziestudenten, die zudem noch von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, aus mehreren Gründen ein besonderes Erlebnis.

Da an der Universität für Medizin und Pharmazie Tîrgu-Mures/Siebenbürgen sowohl die Medizin- als auch die Pharmaziestudenten von Dozenten der Medizin und Pharmazie unterrichtet werden, existiert nicht nur in Lehre und Forschung eine weitaus engere Zusammenarbeit, als dies an deutschen Universitäten üblich ist, sondern es ist auch eine zeitliche Abstimmung der Examina und somit der Abschlussfeierlichkeiten möglich.

Mit Barett und Talar

Ein weiterer überraschender Tatbestand ist auch die selbstverständliche Beteiligung der Absolventen an den Festlichkeiten und ihre, für deutsche Studenten sicherlich nostalgisch anmutende, Aufmachung.

In schwarzen Talaren und mit schwarzen, an Doktorhüte erinnernde Kopfbedeckungen, zogen die Studenten – das "Gaudeamus igitur" auf den Lippen – in ihre jeweiligen blumengeschmückten Hörsäle der Human- und Zahnmedizin als auch der Pharmazie ein, wo sie vom Lehrkörper und von ihren Angehörigen unter Applaus empfangen wurden.

Nach der Ansprache des Dekans bzw. der Dekanin (bei den Pharmazeuten) bedankten sich die jeweils besten beiden Absolventen und Absolventinnen des Jahrgangs in rumänischer und ungarischer Sprache bei ihren Professoren und Professorinnen für ihre Bemühungen während des Studiums. In Tîrgu-Mures wird sowohl in rumänischer als auch ungarischer Sprache gelehrt, und die Examina können dementsprechend auch in Rumänisch und Ungarisch abgelegt werden.

Nach Empfang ihrer persönlichen Abschlussdiplome aus der Hand der Dekane und der Blumensträuße aus den Händen der stolzen Angehörigen zogen die etwa 410 Studentinnen und Studenten mit Gesang durch ihre Praktikum- und Seminarräume, um sich am Ende ihrer Studienzeit von den Räumlichkeiten, in denen sie einen wichtigen Lebensabschnitt zugebracht haben, quasi zu verabschieden.

Gegen 11.00 Uhr versammelten sich alle Absolventen der Medizin und Pharmazie vor dem ehrwürdigen, sehr stilvoll restaurierten Hauptgebäude der Universität und wanderten singend zu einer etwa zwei Kilometer entfernten riesigen Sporthalle zur großen gemeinsamen Abschlussfeier, wo sie bereits rund 4000 Angehörige und Freunde mit donnerndem Applaus und weiteren riesigen Blumensträußen erwarteten.

Als Ehrengäste waren der Präfekt des Bezirks Tîrgu-Mures und der Oberbürgermeister der etwa 160 000 Einwohner zählenden Stadt (mit ca. 60 Apotheken) geladen. Nach Abspielen der sehr klangvollen rumänischen Nationalhymne und dem gemeinsamen Singen dreier Strophen des "Gaudeamus igitur" sprachen der Rektor der Universität, der Prorektor und die drei Dekane zu den Studenten und anwesenden Gästen und zeichneten die Jahrgangsbesten der drei Studiengänge mit einem Diplom und einem Scheck aus.

Mit einem kräftigen, gemeinsamen Jauchzer der Absolventen, bei dem sie ihre Hüte gleichzeitig in die Luft warfen, wurde die Veranstaltung beendet, und die Studenten gesellten sich zu ihren Angehörigen und Freunden, um ein festliches Mittagsmahl einzunehmen.

Um 17.00 Uhr fand in der ursprünglich gotischen Bergkirche ein ökumenischer Gottesdienst statt, zu dem die Absolventen wieder in ihren schwarzen Talaren und Hüten erschienen. Am darauffolgenden Samstag hatten die jeweiligen Fest-Komitees der Studenten zu einem üppigen Festbankett, das nicht zuletzt auch als Dank an den Lehrkörper zu verstehen war, geladen.

Die Kleidung der Studenten war dem besonderen Ereignis angemessen. Die Studentinnen hatten sich im Entwerfen ihrer eleganten Abendkleider geradezu übertroffen. Nicht weniger ansehnlich erschienen die männlichen Absolventen. Die festliche Kleidung hinderte die Studenten allerdings nicht, wie in allen anderen Ländern auch, zu den Rhythmen heißer Popmusik ausgelassen zu tanzen.

Wir werden diese ereignisreichen, festlichen Tage an der Universität Tîrgu-Mures nicht vergessen.

Prof. Dr. Heinz Schilcher und Dr. Barbara Schilcher, München

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