- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 27/2003
- Adipositas: Zonisamid...
Arzneimittel und Therapie
Adipositas: Zonisamid – vom Antiepileptikum zum Appetitzügler
In einigen Ländern wird Zonisamid als Antikonvulsivum eingesetzt. Dabei wurde unter der Therapie mit Zonisamid ein Gewichtsverlust beobachtet. Dies gab Anlass, die vermutete antiadipöse Wirkung von Zonisamid in einer kontrollierten Studie zu untersuchen.
Dazu wurden 60 übergewichtige Patienten (55 Frauen, 5 Männer) mit einem Body Mass Index > 36 ausgewählt und randomisiert zwei Gruppen zugeteilt: Die Verum-Gruppe erhielt Zonisamid (Anfangsdosis 100 mg täglich mit Steigerungen bis zu maximal 600 mg), die Vergleichs-Gruppe ein Plazebo. Zusätzlich wurde allen Patienten eine hypokalorische Diät verordnet, bei der sie täglich 500 kcal weniger zu sich nahmen als üblich.
Die Studie war in zwei Phasen gegliedert: in eine 16-wöchige, doppelblinde Akutphase und in eine darauf folgende einfach blinde Folgeperiode von weiteren 16 Wochen. 51 Teilnehmer beendeten die erste Studienphase, sechs Probanden der Plazebo- und drei der Verum-Gruppe schieden vorzeitig aus. An der Folgephase beteiligten sich 37 Teilnehmer, von denen 36 die gesamte Studie zu Ende brachten.
Signifikanter Gewichtsverlust
Nach Ablauf der Akutphase (nach 16 Wochen) hatten die Teilnehmer der Verum-Gruppe durchschnittlich 5,9 kg, die Probanden der Vergleichs-Gruppe 0,9 kg abgenommen. Alle durchgeführten statistischen Analysen, in denen Rasse, Alter, Body Mass Index, prozentualer Anteil des Körperfetts etc. berücksichtigt wurden, ergaben einen signifikanten Unterschied bei der Gewichtsabnahme in der Zonisamid-Gruppe: 57% der Verum-Gruppe und 10% der Plazebo-Gruppe hatten nach 16 Wochen mindestens 5% des ursprünglichen Körpergewichts abgenommen.
Eine weitere 16-wöchige Therapie (Folgephase) führte bei den Patienten der Verum-Gruppe zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von insgesamt 9,2 kg, bei den Probanden der Vergleichs-Gruppe zu einer Gewichtsreduktion von 1,5 kg.
Positiver Einfluss auf Risikofaktoren
Verbunden mit der Gewichtsabnahme konnte in der Verum-Gruppe auch eine Verminderung Adipositas-assoziierter Risikofaktoren festgestellt werden. So wurde eine deutliche Verringerung des Taillenumfangs, eine Reduktion des systolischen Blutdrucks (alle Studienteilnehmer waren Normotoniker) sowie eine Verbesserung der Lebensqualität im Hinblick auf die Mobilität, das allgemeine Wohlbefinden, Aktivitäten des täglichen Lebens und berufliche Parameter vermerkt. Der Gewichtsverlust führte zu keiner Abnahme der Knochenmineraldichte.
Gute Verträglichkeit
Die Therapie mit Zonisamid wurde gut vertragen, und nur ein Teilnehmer brach die Studie aufgrund unerwünschter Wirkungen ab. In der Verum-Gruppe trat signifikant häufiger Müdigkeit auf als in der Plazebo-Gruppe. Ferner führte die Einnahme von Zonisamid in der ersten Studienphase zu erhöhten Creatininwerten.
Ansonsten konnten keine Unterschiede im Nebenwirkungsspektrum festgestellt werden. Die unter einer antiepileptischen Therapie mit Zonisamid beobachteten Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Somnolenz und kognitive Beeinträchtigungen wurden beim Einsatz als Antiadipositum nicht festgestellt.
Literatur
K. Gadde et al.: Zonisamide for weight loss in obese adults. A randomized controlled trial. J. Am. Med. Ass. 289, 1820 –1825 (2003).
Von Carboanhydrase-Inhibitoren ist bekannt, dass sie den Geschmackssinn verändern und so zu einer Gewichtsabnahme führen können. Zonisamid ist gut bioverfügbar und weist eine mittlere Plasmaproteinbindung auf. Die Substanz wird zu einem inaktiven Metaboliten verstoffwechselt, der wie die Muttersubstanz renal eliminiert wird.
Sowohl Zonisamid als auch die gebildeten Metaboliten werden sehr langsam ausgeschieden; bei einer Halbwertszeit von 52 bis 66 Stunden kann es zur Kumulation kommen. Zonisamid (Zonegran™, Elan, USA) wird bei refraktärer fokaler Epilepsie eingesetzt. Die Ansprechrate liegt bei etwa 40 Prozent der Patienten; durch die Therapie kann die Krampfhäufigkeit um 20 bis 40 Prozent reduziert werden.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.