Arzneimittel und Therapie

Therapie des Bluthochdrucks: Viele Hypertoniker profitieren von Calciumantagonis

Bei der Hypertoniebehandlung scheinen derzeit die Diuretika an Boden zu gewinnen, zumal es sich hierbei um recht preisgünstige Medikamente handelt. In Deutschland aber wird es wohl bei den derzeitigen Therapiekonzepten bleiben, wobei neben den Diuretika die Calciumantagonisten, die Betablocker sowie die ACE-Hemmer und die modernen AT1-Rezeptorantagonisten Mittel der Wahl bei der Hypertoniebehandlung sind.

Da die Mehrzahl der Hypertoniker mit einem Wirkstoff allein kaum eine Normalisierung der Blutdruckwerte erreicht, steht fast immer eine Kombinationsbehandlung an, wobei sich als Kombinationspartner einerseits die Diuretika und andererseits die Calciumantagonisten anbieten. Diuretika haben zwar den Vorteil, sehr preisgünstig zu sein, sie haben aber auch Nachteile.

Diese liegen vor allem in ungünstigen Effekten auf den Lipid- und den Kohlenhydratmetabolismus, was kardiovaskuläre Risikofaktoren begünstigen kann. Favorisiert werden deshalb die Calciumantagonisten, da diese die Blutdrucksenkung stoffwechselneutral und damit ohne weitere Belastung von Herz und Kreislauf vermitteln.

Wichtig aber ist, dass ein langwirksamer Calciumantagonist gegeben wird, der nicht gegenregulatorische Mechanismen provoziert. Eine Option ist der Wirkstoff Lercanidipin, eine hochlipophile Substanz mit hohem Membranverteilungskoeffizienten. Der Wirkstoff penetriert in die Zellmembran, verweilt lange am Rezeptor und wird nur langsam wieder aus der Membran ausgewaschen, sodass eine langwirksame Blutdrucksenkung gewährleistet ist.

Hoher Pulsdruck – ein eigenständiger Risikofaktor

Calciumantagonisten wie das Lercanidipin haben zudem den Vorteil einer guten klinischen Wirksamkeit auch bei isolierter systolischer Hypertonie. Diese ist weit häufiger als allgemein angenommen und keineswegs auf ältere Hypertoniker beschränkt. Denn auch jüngere Menschen weisen nicht selten eine isolierte systolische Hypertonie auf, wobei es sich meist um Menschen mit besonders hohem Risiko für Organschäden handelt.

Die isolierte systolische Hypertonie bedeutet, dass zugleich ein hoher Pulsdruck (Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck) vorliegt. Dieser aber ist seinerseits als eigenständiger Risikofaktor anzusehen. Er ist ein Marker für eine reduzierte Gefäßelastizität und geht eindeutig mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher.

Ein zwölfwöchige Studie bei 150 Patienten mit isolierter systolischer Hypertonie hat gezeigt, dass sowohl durch 10 mg Lercanidipin wie auch durch 20 mg Nitrendipin eine befriedigende Blutdrucksenkung bei dieser Patientengruppe möglich ist und das in vergleichbarem Ausmaß. Das Lercanidipin (Carmen®, Corifeo®) erwies sich dabei als gut verträglich und verursachte deutlich weniger Ödeme und auch seltener einen Flush als das Vergleichspräparat.

Generell sind Calciumantagonisten eine günstige Therapieoption bei älteren Menschen und all jenen mit kardiovaskulären Risikofaktoren wie einer Hyperlipidämie, einer Adipositas oder einem metabolischen Syndrom. Auch profitieren von diesen Stoffwechsel- sowie Frequenzneutralen Antihypertensiva Patienten mit Begleiterkrankungen wie Nierenerkrankungen, solche mit einer obstruktiven Lungenerkrankung sowie Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit. Auch für aktive Freizeitsportler sind Calciumantagonisten eine günstige Behandlungsoption.

Quelle

Prof. Dr. Jürgen Scholze, Berlin; Prof. Dr. Rainer Kolloch, Bielefeld; Prof. Dr. Hans-Georg Predel, Köln: Pressegespräch "Aktuelle Hypertoniebehandlung in Deutschland – was ist erreicht und was noch zu tun?", Wiesbaden, 26. April 2003, veranstaltet von Berlin-Chemie AG, Berlin.

Lercanidipin Lercanidipin ist ein Calciumkanalblocker, der bei leichter bis mittelschwerer essenzieller Hypertonie indiziert ist. Er gehört zur Klasse der 1,4-Dihydropyridine, weist aber im Gegensatz zur Leitsubstanz Nifedipin eine höhere Lipophilie auf. Lercanidipin blockiert selektiv den langsamen, spannungsabhängigen L-Typ-Calciumkanal am Herzmuskel und in der glatten Muskulatur.

Durch die Blockade der Calciumkanäle kommt es zu einer Reduktion des transmembranösen Calciumeinstroms. Vor allem in den Arteriolen führt dies zu einer Relaxation der betroffenen glatten Gefäßmuskulatur, wodurch insgesamt der periphere Widerstand herabgesetzt wird.

Lercanidipin wird durch seine hohe Lipophilie rasch ins Gewebe aufgenommen und nur langsam wieder freigesetzt, woraus sich eine langanhaltende Wirkung ergibt. Die Wirkung tritt auch langsam ein, sodass eine Aktivierung des Sympathikus unterbleibt.

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