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- DAZ 32/2003
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Arzneimittel und Therapie
HIV-Behandlung: Weiteres Nukleosidanalogon zugelassen
Klinische Studien mit nicht vorbehandelten und vorbehandelten Patienten haben Wirksamkeit und Sicherheit des oralen Cytosin-Analogons belegt. In eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde Vergleichsstudie zwischen Emtricitabin (FTC) und Stavudin (d4T) wurden 571 nicht vorbehandelte Patienten mit einer Viruslast von mehr als 5000 Kopien/ml aufgenommen. Die Patienten wurden mit Emtricitabin (n = 286) oder Stavudin (n = 285), jeweils in Kombination mit Didanosin (ddI) und Efavirenz (EFV), behandelt.
Therapievorteile führten zur Entblindung
60 Wochen nach Studienbeginn lag die Viruslast bei 79% bzw. 76% der Patienten im Emtricitabin-Arm unter 400 Kopien/ml bzw. unter 50 Kopien/ml – gegenüber 63% und 54% unter Stavudin-Therapie. Die Zahl der CD4-Zellen stieg unter Emtricitabin um 165 Zellen/mm³, unter Stavudin um 137 Zellen/mm³. Gleichzeitig wurde bei nur sechs Prozent der mit Emtricitabin behandelten Patienten ein virologisches Versagen beobachtet, hingegen bei 14,5% im Stavudin-Arm der Studie.
Die Emtricitabin-haltige HAART war wesentlich besser verträglich: Während 16,6% der mit d4T behandelten Patienten die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen abbrachen, waren dies nur 7,4% der mit Emtricitabin behandelten Patienten. Die bessere Wirksamkeit und Sicherheit von Emtricitabin führte dazu, dass die Studie auf Empfehlung des DSMB (Data Safety Monitoring Board) entblindet wurde; allen Patienten wurde eine Behandlung mit Emtricitabin angeboten.
Vergleichbare Wirksamkeit zwischen Emtricitabin und Lamivudin
In einer zweiten Phase-III-Studie mit 440 HIV-infizierten Patienten wurde die Wirksamkeit von Emtricitabin und Lamivudin (3TC) miteinander verglichen. In diese Studie wurden Patienten mit einer 3TC-haltigen HAART aufgenommen, deren Viruslast seit mindestens 12 Wochen unter der Nachweisgrenze von 400 Kopien/ml lag. Die Patienten wurden 2 : 1 randomisiert, bei zwei Drittel der Patienten wurde Lamivudin durch Emtricitabin ersetzt. Die 48-Wochen-Daten zeigen eine vergleichbare Wirksamkeit der beiden Substanzen: 77% der Emtricitabin-Patienten und 82% der Lamivudin-Patienten wiesen eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze von 400 Kopien/ml auf.
Das Sicherheitsprofil von Emtricitabin
Insgesamt wurden in klinischen Phase-I-, -II- und -III-Studien mehr als 2000 HIV-infizierte Erwachsene bis zu 200 Wochen mit Emtricitabin behandelt. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Kopfschmerz, Durchfall, Übelkeit und Hautausschlag. Nur etwa ein Prozent der Patienten brachen ihre Teilnahme an den klinischen Studien wegen dieser Nebenwirkungen ab. Durch die einfache Dosierung, das günstige Nebenwirkungsprofil und die lange Halbwertszeit ist Emtricitabin eine wichtige Ergänzung der zur Verfügung stehenden HIV-Therapien.
Coformulierung für Viread® und Emtriva™
Mit Emtricitabin baut Gilead Sciences seine Kompetenz im Bereich antiviraler Wirkstoffe aus. In Europa sind bereits Tenofovir Disoproxilfumarat (Viread®) zur Behandlung einer HIV-Infektion und Adefovirdipivoxil (Hepsera®) zur Behandlung einer chronischen HBV-Infektion zugelassen. Tenofovir Disoproxilfumarat ist ein Nukleotidanalogon, das wie Emtricitabin als Inhibitor der viralen Reversen Transkriptase wirkt. Zurzeit arbeitet Gilead Sciences an einer Coformulierung der beiden Wirkstoffe, die voraussichtlich 2005 zur Verfügung stehen wird. ck
Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat Emtriva mit dem Wirkstoff Emtricitabin (FTC) zur Behandlung der HIV-Infektion bei Erwachsenen zugelassen. Emtricitabin ist ein neues Nukleosidanalogon, das als einzelne Kapsel (200 mg) einmal täglich in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen eingenommen wird und als Inhibitor der viralen Reversen Transkriptase wirkt. Die europäische Zulassung für das neue Nukleosidanalogon durch die EMEA wird noch in diesem Jahr erwartet.
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