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- DAZ 33/2003
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Arzneimittel und Therapie
Entzündungen des Darmes: Topisch aktives Steroid mimimiert Nebenwirkungen
Umfangreiche Erfahrungen zu einer topischen Behandlung mit Budesonid liegen in der Pneumologie vor. Doch auch in der Gastroenterologie kommt dem Wirkstoff zunehmend Bedeutung zu. Das hat damit zu tun, dass Budesonid eine hohe Rezeptorbindungsaffinität aufweist und lange im Darm verweilt. Gleichzeitig unterliegt die Substanz einem mit 90 Prozent recht hohen First-pass-Effekt in der Leber, so dass sie systemisch kaum verfügbar ist.
Damit sind ideale Voraussetzung für eine topische Therapie entzündlicher Darmerkrankungen (CED) gegeben, zumal mit den Eudragit-beschichteten Kapseln von Budesonid (Budenofalk®) eine Formulierung verfügbar ist, bei der der Wirkstoff pH-gesteuert im terminalen Ileum freigesetzt wird, also dort, wo sich in aller Regel bei den CED die Hauptentzündungsaktivität lokalisiert.
Bessere Verträglichkeit
Wird ein akuter Schub des Morbus Crohn mit einem der klassischen Steroide behandelt, so führt das in 60 und 70 Prozent der Fälle zur Remission. Etwas ungünstiger sind die Erfolgsraten bei Budesonid mit Remissionsraten von 50 bis 60 Prozent, wie Metaanalysen dokumentieren. Damit ist die Wirksamkeit etwas geringer als bei den konventionellen Steroiden. Allerdings ist die Verträglichkeit besser und die Gefahr Steroid-assoziierter Begleitreaktionen signifikant geringer.
Die Patienten profitieren damit direkt von der topischen Therapie und das gilt insbesondere für Patienten mit ileocoecalem Befall und solche mit eher geringer bis mäßiger Krankheitsaktivität. Bei ihnen sollte stets erwogen werden, ob eine Therapie mit dem topisch aktiven Steroid sinnvoll ist, während bei Patienten mit hochaktivem Morbus Crohn nach wie vor eine konventionelle Steroid-Therapie das Mittel der Wahl bleibt.
Bei der Erhaltungstherapie kann bei steroidpflichtigen Patienten nach Induktion der Remission durch ein klassisches Corticoid eine Umstellung auf die lokal wirksame Substanz sinnvoll sein, da sich so die Gefahr langfristiger Steroid-Nebenwirkungen minimieren lässt und das, ohne dass mit einem gehäuften Auftreten von Rezidiven zu rechnen ist.
Bedeutung über die CED hinaus
Davon unabhängig gibt es Hinweise, nach denen Budesonid auch bei anderen Erkrankungen als den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen therapeutische Bedeutung haben könnte. So gibt es bereits drei plazebokontrollierte randomisierte Studien zur Therapie der kollagenen Kolitis, in denen sich das Budesonid eindeutig einem Plazebo überlegen erwies und Remissionsraten zwischen 72 und 100 Prozent erwirkte. Allerdings muss mit einer hohen Rezidivrate bei Absetzen des Wirkstoffs gerechnet werden. Bei der lymphozytären Kolitis gibt es ebenfalls Hinweise auf therapeutische Effekte, doch fehlen bei diesem Krankheitsbild noch kontrollierte Studien.
Therapeutisches Potenzial von Budesonid
Ähnlich sieht das bei anderen potenziellen Indikationen für Budesonid aus. Zwar gibt es bestenfalls Pilotstudien, doch deutet sich bereits an, dass das therapeutische Potenzial des topischen Steroids bei den Darmerkrankungen bislang nicht voll genutzt wird. Denn auch bei der refraktären Sprue, bei Nahrungsmittelallergien und Läsionen der Mundschleimhaut wie der rezidivierenden aphthösen Stomatitis kann eine Therapie mit dem Steroid hilfreich sein.
Sogar nach chirurgischen Eingriffen sowie in der Onkologie könnten Budesonid Indikationen zukommen. Denn es wurde in ersten Pilotstudien auch eine klinische Wirksamkeit bei der Pouchitis beschrieben, bei einem High-output-Syndrom nach Ileostomie und sogar bei einer Chemotherapie-assoziierten Diarrhö und der intestinalen Graft-versus-Host-Krankheit.
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