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Gesundheitschancen: Betriebskrankenkassen fordern "mehr Gesundheit für alle"
Unter dem Motto "Mehr Gesundheit für alle" stellte K.-Dieter Voß, Vorstand des BKK-Bundesverbands, am 13. August in Berlin neue Aktivitäten der BKK vor. In mehr als 20 Einzelprojekten sollen speziell Einkommensschwache, Arbeitslose, Migranten, Obdachlose und Kinder in sozialen Brennpunkten angesprochen werden.
So gibt es in München ein Programm, mit den Obdachlosen geholfen werden soll, verantwortlich mit Alkohol umzugehen. In Hannover und Hildesheim läuft ein gemeinsames Projekt mit dem Ethno-Medizinischen Zentrum e.V. Hier werden qualifizierte Migranten zu interkulturellen Mediatoren für Prävention und Gesundheitsförderung geschult. Ihr Wissen sollen diese sodann an ihre ethnische Gruppe weitergeben.
In diesem Jahr lässt der BKK-Bundesverband 1,7 Mio. Euro in die Projekte fließen – hinzu kommen Beiträge der Landesverbände sowie der sonstigen Kooperationspartner.
Weitere Konzept sollen entwickelt werden
Die BKK setzt bei ihren Projekten auf die Zusammenarbeit mit kompetenten Partnern vor Ort. Auch die BZgA gehört zu diesen Partnern. Sie stellt den Datenpool für Auswertungen des BKK-Bundesverbandes zur Verfügung. Aufgrund der Analyse dieser Daten sollen Möglichkeiten für eine kassenfinanzierte Gesundheitsförderung für sozial Benachteiligte geprüft und qualitätsgesicherte Konzepte entwickelt werden.
Denn, so die BZgA, schon im Kindes- und Jugendalter seien Sterblichkeit und Krankheitshäufigkeit bei sozial Benachteiligten deutlich erhöht. Auch im gesundheitsrelevanten Verhalten zeigten sich Unterschiede: z. B. rauchen jugendliche Berufsschüler zu 53 Prozent, während Gymnasiasten desselben Alters lediglich zu 37 Prozent rauchen. Zudem nehmen sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche Früherkennungsuntersuchungen und Impfungen seltener wahr, so die BZgA.
Kassen-Boni können Primärprävention nicht fördern
Auch Rosenbrock, Mitglied des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen, unterstützt die Vorhaben des BKK-Bundesverbands. "Die Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen stellt eine zentrale Herausforderung jeder modernen Gesundheitspolitik dar".
Die wirksamste Primärprävention wäre Rosenbrock zufolge u. a. mit einer erfolgreichen Vollbeschäftigungspolitik, einer Bildungsreform und einer Verringerung der Einkommensspreizung zu erreichen. Für die Gesundheitspolitik zweifelsohne ein zu weites Feld – allerdings dürfe diese nicht müde werden, diese Punkte immer wieder zu thematisieren.
Wenig hält Rosenbrock hingegen von Boni der Krankenkassen zur Förderung der Primärprävention. Es sei "lebensfremd", einer Familie beispielweise einen Bonus von 50 Euro im Jahr anzubieten, wenn sie einen bestimmten Body-Mass-Index einhalte.
Bei der Sekundärprävention, d. h. der Früherkennung, könnte ein Bonus-System hingegen sinnvoll sein – allerdings nicht als alleiniges Mittel. Große Aufklärungskampagnen haben sich in der Vergangenheit stets als die erfolgreichsten Präventionsmethoden erwiesen – so etwa die Kampagnen zu Sicherheitsgurten und HIV/Aids.
Bildung, Einkommen und berufliche Stellung können einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit und die Lebenserwartung eines Menschen haben. Wer – an diesen Indikatoren gemessen – aus dem oberen Fünftel der Bevölkerung stammt, lebt durchschnittlich fünf Jahre länger als Bürger aus dem unteren Fünftel, so Prof. Dr. Rolf Rosenbrock vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben nunmehr eine enge Zusammenarbeit in der Prävention und Gesundheitsförderung vereinbart.
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