- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 37/2003
- 63. Internationaler ...
DAZ aktuell
63. Internationaler Kongress der FIP: Der Apotheker – eine Fachkraft in de
Zu den Hauptaufgaben des Apothekers gehöre es, das Patientenverhalten bei der richtigen Einnahme und der Verabreichung von Arzneimitteln zu fördern, um eine möglichst sichere und wirksame Behandlung zu gewährleisten. So sei es in vielen Fällen der Apotheker vor Ort, der zum Beispiel Risikofaktoren des Patienten erkenne, weil er Angaben zum Lebensstil, zur Anamnese oder zu dessen familiären Situation erhalte. Aufgrund dieser Kenntnisse könne der Apotheker den Patienten individuell beraten und über seine Arzneitherapie aufklären. Darüber hinaus müsse der Apotheker seine Fähigkeiten auch dafür einsetzen, über Prävention allgemein aufzuklären, insbesondere aber auch Initiativen gegen Tabakabhängigkeit, Alkoholismus und Drogenmissbrauch zu unterstützen.
Schließlich komme ihm auch die Rolle zu, sich für Arzneimittelqualität und -sicherheit einzusetzen. Dies sei gerade vor dem Hintergrund der Globalisierung wichtig, die neben vielen Vorteilen auch Nachteile bringe wie z. B. den illegalen Arzneimittelhandel über Grenzen hinweg. Als konkretes Beispiel nannte Parrot die Unterschlagung von Containern mit Aids-Arzneimitteln, die für die Verschiffung nach Afrika gedacht waren und dann zu einem höheren Preis auf einigen europäischen Märkten verkauft wurden.
Der FIP-Präsident prangerte auch die beträchtliche Ungleichheit beim Zugang zu Arzneimitteln an: obwohl wirksame Arzneimittel zur Eindämmung der Aids-Pandemie, wie sie in vielen Ländern Afrikas und Süd-Ost-Asien herrscht, zur Verfügung stehen, erreichen sie die Kranken dort nicht. Positiv hob er hervor, dass erst seit kurzem ein kleiner Fortschritt dadurch erreicht worden sei, dass man armen Ländern, die sich in einer gesundheitlichen Notlage befänden, die Erlaubnis erteile, benötigte Arzneimittel – auch solche mit Patentschutz – selbst herzustellen.
Solche Beispiele machten auch deutlich, so der FIP-Präsident, wie wichtig es sei, eine globale Gesundheitspolitik zu entwickeln: "Um eine Gesellschaft wirtschaftlich weiter zu entwickeln, muss zunächst die Gesundheit der Bevölkerung geschützt werden." Einige Länder, denen dies bewusst sei, hätten daher die Weltgesundheitsorganisation um Hilfe gebeten, die sich wiederum an die Vermittler von Gesundheitsleistungen, auch an die Apotheker, wende. Hier dürften und wollten sich die Apotheker nicht der Verantwortung entziehen.
Newsletter und Antitabak-Projekt
Um eine bessere Kommunikation mit allen führenden Persönlichkeiten in der Gesundheitspolitik, den Medien, von Selbsthilfegruppen, Ministerien, Gesundheitsbehörden und von Vertretern der pharmazeutischen Industrie aufzubauen, arbeitet der Weltapothekerverband an der Veröffentlichung eines zweimonatlich in vier Sprachen erscheinenden elektronischen FIP-Newsletters untern dem Namen "The FIP News Wire". Zur Zeit werden die geeigneten Empfängerlisten erarbeitet. Dieser Newsletter solle auch dazu beitragen, die Präsenz der FIP zu stärken.
Als weiteres Projekt soll als konkrete Initiative der Kampf gegen die Tabakabhängigkeit mit Hilfe der Apotheker verstärkt werden. Raucher bei der Entwöhnung von Tabakgebrauch zu unterstützen, ist ein Gebiet, so der FIP-Präsident, auf dem Apotheker unabhängig ohne vorherige Intervention anderer Fachkräfte eigenständig handeln können. Der weltweite Kampf der Apotheker gegen diese Sucht werde durch die FIP und seine Mitgliedsorganisationen gefördert und gestärkt. Die WHO habe die Apotheker ausdrücklich dazu ermutigt. Die FIP-Mitgliedsorganisationen (in Deutschland z. B. die Bundesapothekerkammer) sollten dieses Projekt auf lokaler Ebene unterstützen und umsetzen.
Zugang zu Arzneimitteln
Wenn ein neues Arzneimittel in einem Land auf den Markt komme, hörten auch Kranke in anderen Ländern davon und versuchten, sich dieses Arzneimittel, von dem sie sich einen Nutzen versprächen, zu beschaffen – legal oder illegal, z. B. über eine Bestellung durch das Internet oder auf dem Schwarzen Markt. Leider seien mit diesen Beschaffungsmaßnahmen oft keine entsprechenden Informationen verbunden oder es könne vorkommen, dass schlechte Arzneimittelqualität gehandelt werde. Vor diesem Hintergrund sei es auch Aufgabe der Apothekerorganisationen, für einen erschwinglichen Zugang zu qualitativ hochwertigen Arzneimitteln zu sorgen.
Der FIP-Präsident: "Wir Apotheker sollten uns in der Rolle als Fachkräfte in der Gesundheitsfürsorge dieser Bedürfnisse bewusst sein." Deshalb müsse auch der Apotheker als Fachkraft in der öffentlichen Gesundheitsfürsorge eine aktive und verantwortungsvolle Rolle einnehmen. "Dies ist nicht der Zeitpunkt, um lediglich zu äußern, was wir tun werden. Es ist an der Zeit, es zu tun!"
Der FIP-Kongress 2003 in Sydney
Rund 2000 Apothekerinnen und Apotheker aus über 60 Ländern waren in diesem Jahr zum 63. Internationalen Kongress des Weltapothekerverbands nach "Down Under", nach Sydney, Australien, gereist. Ein reichhaltiges Programm für Wissenschaft und Praxis, dazu Spezialvorträge für die einzelnen FIP-Sektionen wie z. B. für Offizin-, Krankenhaus- oder Industrieapotheker, dazu eine umfangreiche Posterausstellung boten den fachlichen Rahmen des Kongresses. Daneben bestand Gelegenheit, die Pharmazie Australiens ein wenig kennen zu lernen. Nicht zuletzt gibt der FIP-Kongress die Möglichkeit, Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen weltweit zu knüpfen, Informationen und Ideen auszutauschen und von anderen Systemen zu lernen.
Zur traditionellen Welcome Reception des Kongresses, die in Sydney in einer Halle am Hafen stattfand, waren alle FIP-Teilnehmer eingeladen. Die ABDA selbst hatte am 7. September ausgewählte Gäste zu einem eigenen Empfang in das noble Bennelong-Restaurant des Opernhauses von Sydney geladen.
Ziel des Weltapothekerverbands FIP (Federation Internationale Pharmaceutique) ist es, den Apotheker als Fachkraft in der Öffentlichen Gesundheitsfürsorge zu fördern, um eine aktive und verantwortungsvolle Rolle innerhalb der Gemeinschaft einzunehmen. Mit diesem Statement umriss Jean Parrot, Präsident der FIP, in seiner Eröffnungsrede zum 63. Internationalen FIP-Kongress, der in diesem Jahr in Sydney, Australien, stattfand, die Rolle des Weltapothekerverbands. Als konkretes Projekt nannte er u. a. das Engagement des Apothekers beim Kampf gegen die Tabakabhängigkeit.
Høst-Madsen-Medaille 2003 für Prof. Dr. Dr. Ernst Mutschler
Das "Board of Pharmaceutical Sciences" der FIP hat die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der FIP, die Høst-Madsen-Medaille, in diesem Jahr an Prof. Dr. Dr. Ernst Mutschler verliehen. Die Medaille wird alle zwei Jahre an einen herausragenden pharmazeutischen Wissenschaftler vergeben. Die Medaille wurde im Rahmen der Eröffnungszeremonie zum FIP-Kongress am 5. September 2003 in Sydney übergeben.
In der Begründung für die Verleihung wurde die lange und herausragende wissenschaftliche Laufbahn Mutschlers hervorgehoben, die besonders durch die Arbeiten für die Synthese selektiver Agonisten und Antagonisten gekrönt wurde, durch die er Subtypen des Muskarinrezeptors differenzieren konnte. Darüber hinaus habe er weitere bemerkenswerte Forschungsarbeit geleistet, so. z. B. die Entdeckung neuer Triamteren-Derivate.
Erwähnt wurde des weiteren die Arbeit Mutschlers als Autor und Koautor von mehr als 600 wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf den Gebieten Pharmakodynamik, Pharmakokinetik und Analytik, insbesondere von zentral- und kardiovaskulär wirksamen Arzneistoffen. Darüber hinaus wies die Laudatio auch auf die Veröffentlichung verschiedener Lehrbücher Mutschlers hin, die weltweit verbreitet seien. Mutschler war Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) und von 1991 bis 1994 Präsident der Europäischen Gesellschaft der pharmazeutischen Wissenschaften (Eufeps).
In seiner Høst-Madsen-Lecture "Drugs of the Future – Future of the Drugs" spann Mutschler einen spannenden Bogen ausgehend vom vorhandenen Arzneischatz über therapeutische Defizite bis hin zu den allerneuesten Arzneistoffentwicklungen, die sich zur Zeit in der Pipeline der forschenden Industrie befinden.
FIP-Aktivitäten: Weltweite Allianz gegen Tabak
Auf dem FIP-Kongress in Sydney wurde auch auf verschiedene laufende Aktivitäten der FIP hingewiesen. So wurde anlässlich der 12. Weltkonferenz zum Tabak (5. bis 8. August in Helsinki) die "Globale Allianz der Apotheker gegen den Tabak" gegründet, ein Netzwerk, dessen Aktivitäten von der FIP koordiniert werden. Damit hat die FIP dem Tabakrauchen den Kampf angesagt.
In der Allianz haben sich Apotheker, Pharmaziestudierende und Vertreter von Berufsorganisationen aus der ganzen Welt zusammengetan, um sich im Kampf gegen den Tabak und für die Förderung der Raucherentwöhnung zu engagieren. Die Allianz will allen Mitgliedern die Möglichkeit bieten, Erfahrungen auszutauschen und Informationen zu sammeln in einem Bereich, in dem die Rolle des Apothekers von großer Wichtigkeit ist.
Wie eine Studie von 2002 zeigt, die bei 8000 europäischen Apothekern erstellt wurde, legen Apotheker großes Engagement im Kampf gegen das Rauchen an den Tag. Die Arbeit zeigte z. B. auch, dass nur 12% der Apotheker überhaupt Raucher sind, ferner, dass in der Mehrheit der Länder die Raucherrate unter den Apothekern sehr weit unter der allgemeinen Rate innerhalb der Bevölkerung liegt.
Dürfen Amerikaner Arzneimittel importieren?
Anders als in Deutschland, wo sogar das Gesundheitsministerium und die Krankenkassen Arzneimittelimporte begrüßen und fördern, sind US-Bürgern Arzneimittelimporte aus dem Ausland in die USA offiziell nicht erlaubt. Wie dem FIP-Nachrichtendienst zu entnehmen ist, wird derzeit wird in den USA ein Gesetz debattiert, wonach jedem amerikanischem Bürger erlaubt werden soll, Arzneimittel aus Kanada und aus Europa zu importieren, aus Ländern, wo Arzneimittelpreise 50 bis 65% geringer sind.
Dieser Gesetzentwurf erregt insbesondere den Zorn der heimischen Pharmaindustrie. Die hohen Preise in den USA seien notwendig, so die US-Pharmaindustrie, um die Forschung und Entwicklung neuer Arzneistoffe zu unterstützen. Hinzu komme, so ein Industriesprecher, "dass die Unbedenklichkeit der importierten Arzneimittel niemals garantiert ist".
Der Gesetzentwurf hat zum Ziel, den Import von Arzneimitteln zu legalisieren. Nachdem die Repräsentantenkammer bereits den Import gebilligt hat, muss nun noch der Senat entscheiden, ob Importe letztendlich gesetzlich erlaubt sind. Nach einer ersten Einschätzung soll die Hälfte der Senatoren gegen ein solches Gesetz sein.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.