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- DAZ 39/2003
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Die Seite 3
Kaum hatte er begonnen, war er auch schon wieder vorbei. Am Freitag, 19. September, 17.10 Uhr, schloss ABDA-Präsident Hans-Günter Friese, sichtlich erleichtert, den diesjährigen Apothekertag, der am 18. September um 11.00 Uhr begonnen hatte.
Manche hatten ihn schon ehrfurchtsvoll als den wichtigsten Apothekertag seit 1958 angekündigt. Andere hatten sich von ihm heiße Debatten zur Zukunft unseres Berufes, aber auch zur Zukunft unserer Berufsführung erwartet – das heißeste am diesjährigen Apothekertag waren die sommerlichen Temperaturen von nahezu 30 Grad in Köln, der Rest business as usual: Aufarbeiten der geleisteten Arbeit, Abschieben des Nichterreichten auf den bösen Zeitgeist und Beschwören eines Zusammenhalts, den es schon lange nicht mehr gibt. Das einzig wirklich Positive war das Motto (Herausforderung annehmen – Zukunft gestalten), das endlich signalisieren sollte: genug gejammert, es geht weiter, zwar anders, aber es geht.
Verfolgte man in den letzten Wochen die Leserbriefe in den Fachzeitschriften, musste man vermuten, dass auf diesem Apothekertag die Basis mit der Berufsvertretern mal so richtig ins Gericht geht, ihren Zukunftsängsten und der Unzufriedenheit über "die da oben" und über vermeintliche und tatsächliche Versäumnissen bei der Entstehung der Gesundheitsreform Luft macht. Fehlanzeige. Nichts von alledem.
Ein Antrag, der im Vorfeld des Apothekertags kursierte, solche ABDA-kritischen Themen zum Inhalt hatte und die ABDA bereits zu einer kleinen Krisensitzung vor der Tagung bewegte, wurde nicht eingebracht. ABDA-Kritiker existierten im Plenum der Hauptversammlung nicht. Das höchste der Unmutsäußerung gipfelte in einem als "Apo-Mopp" deklarierten Gesamtkunstwerk, in dem ein Apotheker auf dem ABDA-Stand der Messe mit Löffeln klapperte und beschwörend sagte: "ABDA wegda muss nicht sein, die ABDA ist doch schon klein".
Meine Schlussfolgerung: Kritik und Kritiker gibt es nur in Leserbriefspalten, in E-Mails, in Chat-Foren und im Internet, aber nicht in der harten Realität face to face. Warum das Zaudern und Zögern? Warum wird keine Kritik sachlich und konstruktiv vorgebracht? Wenn es immer wieder heißt, "ja, wer soll es denn sonst machen?", dann ist allein die Tatsache, dass es keine Nachfolger für die ABDA-Spitzen gibt, traurig genug. Warum gibt es keine Diskussion um die Notwendigkeit des rechtlich umstrittenen ABDA-Konstruktes? Oder um die Intransparenz der ABDA-Finanzen und des -Haushaltes?
Was brachte uns letztlich dieser Apothekertag? Ein kurzes Aufhellen der Punkte, die das Gesetz zur Modernisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung für die Apotheke bringt, und die Ankündigung, die Berufsorganisationen wollten Konzepte entwickeln.
Das war's. Im Raum standen die großen Unbekannten wie Modellvorhaben, Strukturverträge, Disease Management Programme und die integrierte Versorgung – da weiß noch keiner so richtig, was daraus wird, aber wir müssen uns alle schon mal darauf einstellen.
Konzepte selbst gab's in der Hauptversammlung nicht, die waren schon eher draußen auf der Messe das Gesprächsthema, Konzepte von Einkaufsverbänden und Kooperationen wie MVDA und parmapharm, virtuellen Apotheken und EDV-Anbietern. Auf der Messe konnte man auch die Maschine bestaunen, die schon seit Jahren als Schreckgespenst an die Wand gemalt wird: der Apothekenautomat – Rezept und Geld in die Schlitze, Ware entnehmen, fertig. Und er funktionierte. Nur rechtlich gibt es da noch die eine oder andere Hürde.
Als Überraschungscoup modelte die ABDA das Internetportal aponet vom Vorbestell- in ein Zustellsystem um und wollte dies als Reaktion auf den Versandhandel verstanden wissen: Die Apotheken liefern per Internet über aponet bestellte Arzneimittel ab sofort per Boten aus, ohne auf den bisher in der Apothekenbetriebsordnung noch vorgeschriebenen "begründeten Einzelfall" abzustellen. Die generelle Zustellung ist zwar offiziell noch illegal, aber für die Abwehr des Versandhandels scheint der ABDA jetzt auch dieses Mittel recht.
Kritik und Fragen zum Kombimodell gab es, wurden aber durch einen Antrag auf Schluss der Debatte abgewürgt. Damit sollte wohl auch dem letzten Zweifler angedeutet werden, dieses Thema nicht breit zu treten, denn immerhin scheinen die meisten Apotheken mit dem Kombimodell zunächst nicht schlecht zu fahren – aber nur zunächst... Deutlich wurde allerdings auch gesagt: Große Steigerungen wird es in späteren Jahren mit dem Kombimodell nicht mehr geben. Auf den Punkt gebracht: Der Ertrag aus dem GKV-Umsatz wird gerade mal die Betriebskosten erwirtschaften, Unternehmerlohn und Gewinn kommen in Zukunft aus den Erlösen im OTC-Geschäft und im "Randsortiment".
Bei den Grußworten aus der Politik nahm nur FDP-Gesundheitsexperte Thomae kein Blatt vor den Mund: Rotgrün will ein anderes System, Rotgrün hat sich mit ver.di verbrüdert und will auch Einfluss auf Apotheken – das geht nur über Kettenapotheken. Also: Rotgrün will den Mehr- und Fremdbesitz. Und: die Apotheke wird im Wettbewerb der integrierten Versorgung nicht mithalten können. Zeitgeist, Zukunftsgestalter und Zauderer – der Apothekertag riss Wichtiges an – der Wichtigste war es nicht.
Peter Ditzel
Zeitgeist, Zukunftsgestalter und Zauderer
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