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Berichte
Forum Leipzig: Modelle für künftigen Apothekenmarkt gefordert
Der Antrag 1.2.1 und dessen schriftliche Begründung lauten: "Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker fordert die ABDA auf, die Auswirkungen der Gesundheitsreform auf die – im Sinne des Gesetzgebers geforderte – Sicherstellung der Arzneimittelversorgung durch Apotheken zu beschreiben.
Mit den Ergebnissen sollen Modelle für eine Gestaltung des zukünftigen Apothekenmarktes entwickelt werden, die die flächendeckende, effiziente und sichere Arzneimittelversorgung beinhalten. Sozialverträgliche Lösungen für freigesetzte MitarbeiterInnen und LeiterInnen der Apotheken sollen durch Verhandlungen mit den Sozialpartnern und der Regierung gewährleistet werden.
Begründung: Bedingt durch die Gesundheitsreform sind große Veränderungen in der Arzneimittelversorgung zu erwarten. Deshalb ist es notwendig, dass deren mögliche Auswirkungen von der ABDA dargestellt werden. Es sind Modelle zu entwickeln, die eine flächendeckende, effiziente und sichere Arzneimittelversorgung sicherstellen.
Gleichzeitig ist dafür Sorge zu tragen, dass ein mögliches Ausscheiden von MitarbeiterInnen und ApothekenleiterInnen aus dem Markt, das durch den Strukturwandel bedingt ist, vom Gesetzgeber sozialverträglich begleitet wird, wie es auch in anderen Branchen (z. B. Landwirtschaft, Bergbau) bereits geschehen ist."
Ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung
"Den Apotheken obliegt die im öffentlichen Interesse gebotene Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung." (§ 1 Apothekengesetz) Ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung bedeutet
- eine sichere Arzneimittelversorgung, die die Identität und Wirksamkeit des Arzneimittels garantiert,
- eine effiziente Arzneimittelversorgung, die dafür sorgt, dass der richtige Wirkstoff den richtigen Patienten erreicht,
- eine unverzügliche Arzneimittelversorgung, die gewährleistest, dass Arzneimittel den Patienten zeitnah erreichen,
- eine flächendeckende Arzneimittelversorgung, die Menschen, die weniger mobil sind oder in ländlichen Gebieten wohnen, sicher, effizient und schnell mit Arzneimitteln beliefert.
Strukturelle Änderungen und die Konsequenzen
Als Auswirkung der jetzigen und der angekündigten Gesundheitsreformen wird zum Beispiel befürchtet, dass Apotheken in ländlichen oder sozial schwachen Gebieten keine ausreichende wirtschaftliche Existenzgrundlage haben werden, mit der möglichen Konsequenz, dass qualifiziertes pharmazeutisches Personal keine Arbeitsmöglichkeit hat. Deshalb haben die Kammern und Verbände auf der diesjährigen Hauptversammlung des Deutschen Apothekertages den Auftrag erhalten, Modelle zu entwickeln und zu diskutieren, die
- die ordnungsgemäße Versorgung mit Arzneimitteln – unabhängig von Marktentwicklungen – sicherstellen und
- die Interessen der betroffenen MitarbeiterInnen und LeiterInnen berücksichtigen.
Dazu zählen nicht nur Modelle der optimalen Arzneimittelversorgung (zum Beispiel Subventionierung von Standorten in strukturschwachen Gebieten) unter den anstehenden Gesetzesänderungen (wie Versandhandel, Mehrbesitz, integrierte Versorgung), sondern auch Modelle, die eventuell freigesetzten MitarbeiterInnen und ApothekenleiterInnen sozialverträgliche Lösungen und Möglichkeiten der Arbeitszeitflexibilisierung bieten.
In einem nachfolgenden Schritt sollen die Kammern, Verbände und Tarifpartner diese Modelle dem Gesetzgeber unterbreiten, da auch die Verursacher, hier der Gesetzgeber, verpflichtet sind, sich mit den Folgen ihrer Reformen auseinander zu setzen. Ebenso müssen die Sozialpartner (zum Beispiel die Krankenkassen, Rententräger) ein gesamtgesellschaftliches Interesse daran haben, den Strukturwandel sozialverträglich zu gestalten.
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