Prisma

Risikofaktor Nikotin

Für viele Menschen ist ein Leben ohne Zigaretten gar nicht mehr vorstellbar. Allein im Amerika gibt es derzeit trotz unzähliger Rauchverbote und Aufklärungskampagnen 48 Millionen Raucher, die auf das Nikotin nicht mehr verzichten können. Dessen Rolle bei der Entstehung von Lungenkrebs indessen wird immer klarer.

Schon seit langem ist das Nikotin dafür bekannt, die Abhängigkeit vom "blauen Dunst" zu verursachen. Verantwortlich für das Suchtverhalten ist seine Reaktion mit neuronalen nikotinischen Acetylcholinrezeptoren (nAchRs) in bestimmten Gehirnregionen, die wichtig sind für menschliche Verhaltensweisen. Gemäß der Fachzeitschrift "Journal of Clinical Investigation" geraten Nikotin und seine Derivate des Weiteren immer stärker in Verdacht, durch Aktivierung von nicht neuronalen nAchRs an der Pathogenese von Lungenkrebs beteiligt zu sein.

Wissenschaftler der University of Texas konnten in vielen Fällen von Lungenkrebs im Bronchialepithel nAchRs nachweisen. Ihren Ergebnissen zufolge reichen bereits geringe Konzentrationen an Nikotin aus, um effektiv die Apoptose einer Zelle zu verhindern. Ohne diesen programmierten Zelltod sind die Zellen in der Lage, unkontrolliert zu wachsen. Immer größere Beachtung findet auch die Möglichkeit, dass Nikotin bei der Schaffung neuer Blutbahnen (Angiogenese) eine Rolle spielt, die notwendig sind, um einen Tumor zu versorgen.

In den USA sind ca. 15 Prozent der Lungenkrebspatienten Nichtraucher, 50 Prozent der Betroffenen gaben das Rauchen zumindest fünf Jahre vor Ausbruch der Krankheit auf. Für die Zukunft sind Forschungen geplant, die das Lungengewebe von Rauchern, Exrauchern und Passivrauchern betreffen. Auch der Einfluss von Nikotinpflastern soll getestet werden. ah

Quelle: Journal of Clinical Investigation 2003, Nr. 111, S. 31 – 33

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