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Arzneimittel und Therapie
Antihistaminika: Originalpräparate für Allergiker bevorzugen
Die Deutsche Gesellschaft für Allergie und klinische Immunologie (DGAI) hat in einer Befragung die Einstellung bzw. Erfahrung von Ärzten aus ihrer Praxis beim Ersatz von originalen und generischen Antihistaminika-Präparaten untersucht. Hierzu wurden 3860 Fragebogen, die von Allgemeinmedizinern, Dermatologen, HNO-Ärzten und praktischen Ärzten beantwortet worden waren, ausgewertet.
Die Mehrzahl der Ärzte (über 75%) war dabei der Meinung, dass die Galenik eines Antihistaminikums für Wirkung und Nebenwirkung durchaus von Bedeutung ist. 80,7% der Ärzte berichteten, dass ihre Patienten auf verschiedene Präparate trotz gleichen Wirkstoffs unterschiedlich ansprachen. Dies betraf sowohl die erzielbare Wirkung (68,1%) als auch das vermehrte Auftreten von Nebenwirkungen (55,9%). Die Rate der bei Antihistaminika-Generika beobachteten kardialen Nebenwirkungen betrug 10%. Dennoch gaben die meisten der befragten Mediziner an, in der Allergiebehandlung Generika einzusetzen.
Kein Aut-idem bei Antiallergika?
Da gerade bei Allergikern im Hinblick auf arzneimittelbedingte Unverträglichkeitsreaktionen nicht nur der Wirkstoff eine Rolle spielt, sondern insbesondere Hilfsstoffe wie z. B. Lactose problematisch sein können, plädiert die Deutsche Gesellschaft für Allergie und klinische Immunologie dafür, Antiallergika von der Aut-idem-Regelung auszunehmen. Generika seien Nachahmerprodukte, die in ihrer Zusammensetzung und in ihrem Qualitätsanforderungen vom Originalprodukt deutlich abweichen können. Die Wirksubstanzen seien üblicherweise älter als 20 Jahre und entsprächen häufig nicht mehr dem aktuellen medizinischen Standard.
Auch wenn die Generika in Deutschland hergestellt würden, käme der Wirkstoff selbst oft aus Schwellenländern mit geringeren Qualitätsanforderungen. Kritisiert wird seitens der Deutschen Gesellschaft für Allergie und klinische Immunologie außerdem, dass Generika bis heute keinen Nachweis der therapeutischen Äquivalenz zum Originalpräparat erbringen müssen.
Anforderungen an moderne Antihistaminika
Vor allem für die neu entwickelten H1-Antagonisten wie Desloratadin liegen heute umfangreiche Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit aus klinischen Studien mit über 6300 Patienten vor. Darin zeigten sich auch gegenüber den älteren Antihistaminika deutliche pharmakologische und therapeutische Vorteile: Desloratadin, der aktive Metabolit des Loratadin, zeichnet sich durch die höchste relative Rezeptorbindungsaffinität im Antihistaminika-Vergleich aus. Hinzu kommt seine lange allosterische Hemmung des H1-Rezeptors, wodurch eine sichere 24-Stunden-Wirksamkeit garantiert wird.
Als aktiver Metabolit birgt Desloratadin kein Interaktionspotenzial mit Nahrungs- oder Arzneimitteln, auch nicht mit Ketoconazol, Erythromycin oder Grapefruitsaft. Von Bedeutung ist dies besonders hinsichtlich der bei älteren Antihistaminika wie Terfenadin oder Astemizol bekannt gewordenen schwerwiegenden kardiotoxischen Nebeneffekte. Mit Desloratadin traten jedoch in einer Untersuchung selbst bei 9-facher Überdosierung keine elektrokardiographischen Störungen auf.
Toxische Hepatitis unter Desloratadin?
Im Zusammenhang mit Verdachtsfällen von unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die in zeitlicher Nähe mit der Einnahme von Desloratadin aufgetreten waren, machte Essex Pharma darauf aufmerksam, dass die Häufigkeit von Leberfunktionsstörungen unter Desloratadin innerhalb des für eine Bevölkerung zu erwartenden Bereichs liege.
Insgesamt zeige die Häufigkeit abnormer Leberparameter für Loratadin und Desloratadin in kontrollierten klinischen Prüfungen hinsichtlich des Auftretens keinen Unterschied gegenüber Plazebo, so Essex Pharma. Die Zahl der spontan berichteten Nebenwirkungen liege bei dem in über 270 Millionen Patiententagen eingesetzten Desloratadin auf Plazeboniveau. Damit entspräche das Sicherheitsprofil der Substanz hinsichtlich Leberfunktionsstörungen dem anderer Antihistaminika.
Desloratadin im Kurzprofil
- wirksamer Hauptmetabolit von Loratadin
- selektiver peripherer H1-Antagonist
- höchste relative H1-Rezeptoraffinität unter den nicht-sedierenden Antihistaminika
- lange Rezeptorverweildauer
- breite antiinflammatorische Aktivität
- antiobstruktive Wirkkomponente
- über 24 Stunden anhaltende Wirkung
- kein arrhythmogenes Potenzial
- Sedierung auf Plazeboniveau
- Resorption von Nahrungsaufnahme unabhängig
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